Krawall bei der Gehaltsverhandlung: "Loud Quitting" im Büro – warum ist dieser Trend so gefährlich?
Kündigung mal anders: Arbeitnehmer•innen drohen momentan vermehrt lautstark mit dem Job-Aus, um höhere Gehälter zu erzwingen. Der Trend heißt "Loud Quitting" - was steckt dahinter?
Diese Situation hat fast jeder Berufstätige schon einmal erlebt: Der Blick auf den Gehaltszettel gepaart mit den stetig wachsenden Aufgaben im Job lösen das Gefühl in einem aus, das Gehalt neu verhandeln zu müssen. Doch wie setzt man die Forderungen am besten durch? Genau dazu hat sich in den USA ein neuer Trend entwickelt: Das so genannte "Loud Quitting".
Wie funktioniert "Loud Quitting"?
Die Taktik ist einfach: Die Angestellten drohen bei Ihren Vorgesetzten mit einer Kündigung, wenn ihre finanziellen Wünsche oder ihr Bestreben, die Karriereleiter nach oben zu steigen, nicht berücksichtigt werden. Sie nutzen diese Drohung als taktisches Manöver und versuchen ihre Firmen dazu zu zwingen, neue Bedingungen auszuhandeln. Das mag diplomatisch fragwürdig klingen, aber dahinter steckt eine kalkulierte Strategie. In Zeiten, in denen praktisch alle Unternehmen um Fachkräfte kämpfen müssen, fühlen sich die Angestellten im Vorteil. Und sie liegen damit nicht völlig falsch.
Wie ist der Trend entstanden?
Hochqualifizierte Fachkräfte sehen dadurch ihre Chancen gekommen, um ihren Arbeitgebern lauthals klarzumachen, dass es ohne ihr Fachwissen nicht geht. Denn der Fachkräftemangel hat sich im letzten Jahr stark verschärft, insbesondere in den Bereichen Gesundheit, IT und Ingenieurswesen gestaltet sich die Rekrutierung qualifizierten Personals zunehmend schwierig. "In Zeiten eines gravierenden Fachkräftemangels haben die Arbeitnehmer generell mehr Macht, und deswegen ist die Gruppe, die sich ein Loud Quitting leisten kann, ungewöhnlich groß", erklärte Arbeitsmarktexperte Matthias Mölleney (62) unlängst dem "Tagesanzeiger".
Man spricht von einem Arbeitnehmermarkt, was bedeutet, dass es mehr offene Stellen gibt als qualifizierte Arbeitskräfte. Für unzufriedene Angestellte oder Jobsuchende ist das eine hervorragende Ausgangssituation, um den eigenen Forderungen und Wünschen mächtig und lautstark Nachdruck zu verleihen.
Durch soziale Medien wie TikTok und YouTube hat der Trend "Loud Quitting" zusätzlich Fahrt aufgenommen. Nutzer•innen diskutieren vermehrt, wie die Kündigungs-Taktik am erfolgreichsten angewendet werden kann. Sie geben sich gegenseitig Tipps und erzählen von ihren Erfolgen. Ein einheitliches "Rezept" für eine laute Kündigung gibt es zwar nicht, aber zahlreiche detaillierte Anleitungen von vermeintlichen Kündigungs-Experten machen die Runde.
Warum ist "Loud Quitting" so gefährlich?
Allerdings hat diese umstrittene Verhandlungstaktik auch ihre Nachteile: Jobvermittler und Arbeitsmarktexperten warnen davor, zu viel Porzellan zu zerschlagen. Wenn das Verhältnis zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer•innen komplett gekippt ist, wird auch "Loud Quitting" kaum helfen, die Beziehung zu retten.
Experten raten deshalb dringend zu einvernehmlichen Lösungen und offenen Gesprächen. Voraussetzung dafür sind Verhandlungen auf Augenhöhe. Sonst wird es auch in Zukunft weiterhin laut werden.
💡 Generell gilt: Wer sich beruflich weiterentwickeln und die Karriereleiter heraufklettern will, sollte sich ohnehin regelmäßig extern bewerben. Nur mit Jobwechseln können in der Regel die größten Lohnsprünge erzielt werden.
Hast Du schon einmal über eine Kündigungsdrohung in einer Gehaltsverhandlung nachgedacht oder ist diese Verhaltensweise ein No-Go? Diskutiere in den Kommentaren mit!