Navigation überspringen
article cover

Mit Networking zum Ziel kommen: Wie eine einzige Methode die Zusammenarbeit verändert

Wissensaustausch und interdisziplinäre Zusammenarbeit – Buzzwords, die in der heutigen Arbeitswelt allgegenwärtig sind. Die aber für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Einer, der Experte auf diesem Gebiet ist, ist John Stepper.

Im Rahmen der NWXnow, der digitalen Plattform zur Zukunft der Arbeit, haben wir mit John Stepper gesprochen. Er ist praktisch der Erfinder der Selbstlern-Methode für Working Out Loud und überzeugt davon, dass Menschen effektiver und glücklicher arbeiten, wenn sie sich gegenseitig helfen, ihre Ziele zu erreichen.

Wie kam Dir die Idee zu deiner eigenen Interpretation von Working Out Loud? Das Konzept gab es ja bereits vorher.

John Stepper: Die Grundidee, seine eigene Arbeit sichtbar zu machen und damit nach außen zu gehen, ist generell nicht neu. Was mir aber vor 10 Jahren auffiel war, dass wir die Tools, die uns die Arbeit leichter machen könnten, oftmals gar nicht nutzen. Klar gab es damals kluge Leute, die wussten, welche Möglichkeiten Internet und Soziale Netzwerke bieten, um die eigene Reputation zu gestalten, innovativ zu sein, Wissen zu teilen. Aber niemand machte wirklich Gebrauch davon – genau da habe ich angesetzt. Zu Beginn in Einzelcoachings, doch dann wollte ich diesen Ansatz umwandeln in etwas, das jeder als eine Peer-Support-Methode anwenden kann. Daraus entstand schließlich Working Out Loud, eine Selbstlernmethode.

Was war Dein beruflicher Hintergrund damals?

John Stepper: Vor langer Zeit habe ich Informatik studiert und dann viele Jahre in ganz unterschiedlichen Technologie-Jobs gearbeitet. Das war äußerst hilfreich, denn dadurch sind mir heute kulturelle Transformationen, Re-Organisationen, Performance Reviews und all die anderen Systeme und Prozesse großer Unternehmen vertraut. Schließlich bekam ich die Aufgabe, die Zusammenarbeit bei der Deutschen Bank AG zu verbessern. In diesem Zusammenhang führte ich dort 2011 ein soziales Intranet ein. Mein erster Anlauf, die Art und Weise zu ändern, wie Menschen miteinander arbeiten, lief also über Technologie. Das funktionierte auch prima. Trotzdem verhalf mir genau dieses Projekt zu der Erkenntnis, dass Kooperation nicht allein mit technologischen Hilfsmitteln verbessert werden kann, sondern dass Menschen dazu auch ihre Handlungsweisen ändern müssen.

Wie genau funktioniert die WOL-Methode und was sind die relevanten Bestandteile?

John Stepper: Working Out Loud wird eigentlich von vielen Menschen praktiziert, ohne dass sie sich meiner Methode bedienen. WOL ist ein Denkansatz, ein Mindset. Was ich allerdings geschaffen habe und was sich in Windeseile verbreitet ist, die Methode zu erlernen und im geschützten Rahmen Erfahrungen mit WOL zu sammeln.

Die Methode funktioniert so, dass sich eine Peer-Coaching-Gruppe von vier bis fünf Personen (Circle) zwölf Wochen lang wöchentlich für eine Stunde trifft. In den zwölf Wochen geht es um drei Fragen. Erstens: Was versuche ich zu erreichen? Jeder stellt sich demzufolge ein persönliches Ziel. Dann die zweite Frage: Wo finde ich Menschen, innerhalb oder außerhalb meines Unternehmens, die mir helfen könnten, dieses Ziel zu erreichen? Die also über Wissen oder Erfahrungen verfügen, die mir im Zusammenhang mit meinem Ziel zugute kommen könnten. Und Drittens: Was kann ich diesen Menschen geben, was kann ich beitragen, damit ich die von mir gewünschte Chance auf Information, Austausch und Kooperation bekomme? So baue ich ein Netzwerk um mein Ziel herum auf, das sich trotzdem authentisch anfühlt. Also nicht so, als wollte ich nur von anderen etwas nehmen, ohne selbst zu geben. Am Ende dieser zwölf Wochen hast du ein Netzwerk geschaffen, du hast deine Kommunikationsfähigkeiten durch Übung verbessert und du bist in der Lage, selbstsicherer mit anderen Menschen zu interagieren und dich einzubringen, auch über soziale Medien, Intranet und anderen Kanäle.

Ist die Methode denn nur im beruflichen Umfeld hilfreich, oder lässt sie sich auch im Privatleben anwenden?

John Stepper: Sie gilt für alles, was man erforschen, entdecken oder erfahren möchte. Ein Freund von mir, der in Tokio arbeitete, wollte sich ein neues Hobby zulegen und lernen, wie man töpfert. Das klingt erstmal trivial, funktioniert in der Umsetzung aber ebenso wie berufliche Zielsetzungen. Er musste sich Leute suchen, die das Handwerk beherrschen. Dazu stellte er seine eigenen Arbeiten wöchentlich online, um sie mit einer Pottery Community zu teilen. Er organisierte für sich und seine Kollegen Besuche in japanischen Keramikwerkstätten und suchte Kontakt zu den Altmeistern dieser Handwerkskunst. Das Ergebnis davon? Er wurde immer besser beim Töpfern, was ja sein ursprüngliches Ziel war. Er hat aber auch Erfahrungen gesammelt und Networking-Fähigkeiten erlangt, die seine Erfolgschancen erhöhen, wenn er das nächste Ziel in Angriff nimmt.

In Deutschland gibt es eine recht große WOL-Community. Wieso gerade hier?

John Stepper: Man könnte jetzt eine Geschichte erfinden, dass die Deutschen das Konzept besonders mögen, weil es so strukturiert ist. Die einfache Erklärung ist aber, dass die erste Person, die die Idee von WOL in einer Firma verbreitet hat, Katharina Krentz von Bosch in Stuttgart war. Und wie sich solche Ideen eben in Social Networks verbreiten – sie erzählte ihren Freunden bei Daimler und BMW und Siemens und Microsoft davon, die griffen das auf und so ging das weiter. Heute arbeiten Unternehmen in 65 Ländern nach der Methode, aber den Anfang machte Deutschland.

Arbeitest Du selbst nach mit dieser Methode, bewusst oder unbewusst?

John Stepper: Ich würde sagen unbewusst. All diese verschiedenen Beiträge, die im Circle Guide stehen, sind mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich teile meine Arbeit, ich biete Wertschätzung, ich bitte um Aufmerksamkeit, ich interagiere mit Menschen auf der ganzen Welt – und das von meinem Laptop in meiner Wohnung aus. Natürlich habe ich das nicht immer so selbstverständlich gemacht. Es gab Zeiten, da haben mich, wie jeden anderen, grundsätzliche Fragen gequält: Warum sollte es jemanden interessieren, was ich zu sagen habe? Was ist, wenn ich einen Fehler mache? Ich bin inzwischen zehn Jahre erprobt in WOL, und trotzdem schließe ich mich jetzt wieder einem Circle an. So ein Kreis hilft mir immer noch, konzentrierter und zielgerichteter zu arbeiten.

Was wären hilfreiche Tipps, die du Newbees für ihre ersten WOL Circles mitgeben würdest?

John Stepper: Nummer eins: Die Circles funktionieren am besten, wenn es sich um eine diverse Gruppe handelt. Da kommen in einem Raum Menschen mit unterschiedlichen Zielen und Perspektiven zusammen. Das ist von Vorteil, denn so konkurrieren sie in keinster Weise um Status, Aufmerksamkeit oder Ressourcen miteinander. Dort können alle Teilnehmer ganz sie selbst sein, sich frei fühlen zu experimentieren und Dinge auszuprobieren.

Nummer zwei: Das Ziel, das du dir setzt, muss nicht das große Lebensziel sein. Es können ganz einfache Ziele sein, zum Beispiel: Du willst mehr Menschen treffen, die das gleiche tun wie du. Oder die das tun, was du gerne machen würdest. Das sind, sagen wir, Erkundungsziele. Es geht bei dieser Art von Zielen nicht um Leistung, um siegen oder scheitern. Es geht darum, Vorhaben oder Wünsche auszuloten, und zwar ganz zielgerichtet, um Fortschritte zu machen.

_________________________

Mehr Informationen zur Working Out Loud Methode und praktische Tipps teilt John Stepper im Rahmen der NWXnow am 24. August live im Gespräch mit Katharina Krentz, Beraterin & Coach für New Work & Working Out Loud, sowie Michael Trautmann, Co-Founder thjnk AG und Upsolut Sports GmbH (HYROX).

Melde Dich jetzt kostenlos an und sei live mit dabei: Hier anmelden!

Die digitale Formatreihe NWXnow ist, analog zur NEW WORK EXPERIENCE, das Forum für die Diskussion zur Zukunft der Arbeit. Die NWXnow beinhaltet Videocasts, bei denen Fachleute aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik über den Wandel der Arbeitswelt sprechen, spannende Artikel, Hintergrundinformationen, Interviews, Online-Workshops, Live-Talks und vieles mehr. Die zentrale Fragestellung: Was kommt, was bleibt und was verändert sich?

NWX – New Work News schreibt über Alles zur Zukunft der Arbeit

Alles zur Zukunft der Arbeit: Auf dieser News-Seite finden alle New Work-Interessierten multimedialen Content rund um das Thema. Neben Experten-Interviews, Debatten, Studien, Tipps und Best Practices, erwarten die Leser auch Video- und Podcastformate. Und natürlich ein Überblick unserer gesamten New Work Events, die mehrmals im Jahr im gesamten deutschsprachigen Raum stattfinden. Weitere spannende Inhalte zum Thema New Work finden Sie auf: nwx.new-work.se

Artikelsammlung ansehen