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MYOSLOW – Konzept für Myopiemanagement

Myopiemanagement ist inzwischen in der Welt der Augenoptik in aller Munde. Es wird viel diskutiert über Atropin, Ortho-K, diverse Kontaktlinsen und neue Brillengläser am Markt. Aber eine Sache kommt dabei häufig zu kurz: Myopiemanagement ist keine Kopfschmerztablette! Einfach Brille auf-, oder Kontaktlinsen einsetzen und alles wird gut? So funktioniert das leider nicht. Progressive Myopie hat Ursachen und eine der wichtigsten ist unser Verhalten.

Kinder verbringen heute immer weniger Zeit draußen und viel mehr Zeit mit Tätigkeiten im Nahbereich. In Asien hat dies aufgrund des hohen Leistungsdrucks bereits sehr dramatische Züge angenommen. Aber auch bei uns sind Kinder pro Tag etwa 25% weniger draußen als noch die Generation ihrer Eltern. Zusätzlich steigt auch das Alter, in dem Kinder alleine raus dürfen. Konnten die Eltern bereits mit neun Jahren alleine zum Spielen nach draußen (und die Großeltern noch früher), so haben Kinder heute im Durchschnitt erst mit etwa elf Jahren diese Möglichkeit. Neben den häufig genutzten digitalen Medien dürfte das ein weiterer Grund für die veränderten Gewohnheiten sein.

Genau dieses veränderte Verhalten ist es, was Probleme verursacht. Kinderaugen unterliegen einem Emmetropisierungsprozess. Kinder werden deutlich hyperop geboren und ihre Augen passen sich im Wachstum langsam an. Aber unser Körper ist von Natur aus faul und Akkommodation bedeutet Arbeit. Das führt dazu, dass Kinderaugen, die vor allem in die Nähe schauen, schneller und länger wachsen als sie eigentlich sollten. Mit dieser Strategie versucht der Körper, sich an die herrschenden Bedingungen anzupassen und die nötige Arbeit (Akkommodation) möglichst gering zu halten. Dies wird durch einen weiteren Faktor verstärkt: unser Wachstum unterliegt gewissen Mechanismen, wobei Tageslicht als einer der Regulatoren des Augenlängenwachstums gilt. Die verringerte Outdoorzeit wirkt also zum einen deregulierend auf das Wachstum und erhöht zwangsläufig die Zeit, in der sich die Kinder im Nahbereich beschäftigen.

Und genau da setzt das Myoslow-Konzept an. Statt sich nur auf das Problem der ansteigenden Kurzsichtigkeit und deren Reduktion zu konzentrieren, wird großer Wert darauf gelegt, die Ursachen zu ermitteln und diese – sofern möglich – zu beheben. Dafür gibt es eine breite Palette an unterstützenden Materialien. Angefangen bei Endkundenbroschüren (in zwei Versionen: für Eltern und für Teenager bzw. junge Erwachsene) über Flyer, Poster, Terminhefte, u.v.m. Damit soll der Augenoptiker in die Lage versetzt werden, Eltern und Kindern im „Strategiegespräch“ zu verdeutlichen was sie neben einer entsprechenden Versorgung tun können, um dem Anstieg der Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken.

Zusätzlich wird in den Seminaren vermittelt, dass Myopiemanagement kein Sprint ist, sondern ein Staffellauf – man benötigt ein Team. Nur der Augenoptiker allein kann wenig bewirken. Nötig ist ein gutes Myopie-Netzwerk, in das verschiedenste Berufsgruppen eingebunden sind. Dazu gehören neben Augenärzten, Orthoptisten und Kinderärzten auch zum Beispiel Lehrer, Kindergärtner und Ergotherapeuten. Dann kann frühzeitig eingeschritten und die Kurzsichtigkeit so gering wie möglich gehalten werden.

Weitere Informationen im optikum, Magazin für Augenoptik und Optometrie.

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Das 2002 gegründete Online-Fachmagazin optikum informiert Augenoptiker und Optometristen kontinuierlich zu den Themen Optometrie, Brillenglastechnologie, Fassungstrends, Kontaktlinsenoptik, vergrößernde Sehhilfen, Geräteoptik, Fachliteratur, Recht und Berufspolitik.

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