Personalexpertin verrät: Was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus?

Corinna Vogt ist seit August des letzten Jahres Geschäftsleiterin bei DB Training, Learning & Consulting. Die studierte Psychologin mit Schwerpunkt Personalentwicklung und Change Management und kann auf viele Erfahrungen in Lean-Management sowie in digitaler und agiler Transformation in Unternehmen zurückgreifen. Wir haben mit ihr zu den Herausforderungen gesprochen, vor denen Personalbereiche heute oft stehen.

Nun wird Sie am 16.10.2020 Teil unseres "NWXnow HR-Specials" sein. In der Woche vom 12.10. bis 16.10.2020 sprechen wir mit HR-Experten, Vordenkern und Praktikern, um Klarheit und Orientierung zu schaffen. Und jede Menge Know-How aufzubauen. Dabei stellen wir zu jedem Thema die zentrale Frage: Was kommt, was bleibt und was ändert sich?

Heute verrät uns Corinna Vogt, wieso das Personalwesen häufig noch nicht auf New Work eingestellt ist.*

Frau Vogt, warum ist Agilität heute für eine Organisation in dem Umfeld von New Work so wichtig?

Corinna Vogt: Agilität ist die Voraussetzung, um in einer digitalen Welt erfolgreich zu sein. Nur so kann man gut und vor allem schnell auf veränderte Kundenerwartungen reagieren und mit komplexen Strukturen umgehen. Die Kunden sind es heute gewöhnt, etwas mit drei Klicks im Internet zu bestellen. Dieser Geschwindigkeit müssen sich Unternehmen anpassen. Mit Agilität verbinden wir, dass nicht mehr in langen, hierarchischen Abstimmungsschlaufen gearbeitet wird, sondern dass jeder einzelne Mitarbeiter seine Kenntnisse einbringt, Verantwortung übernimmt und in diesem agilen Framework, wie man neudeutsch sagt, mit am Erfolg arbeitet. Agilität beschleunigt die Arbeitsweisen und Entscheidungsprozesse, gibt mehr Raum, Know-how einzubringen und Innovationen voranzutreiben. Das ist die Intention dahinter.

Auf welche bevorstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt müssen sich Unternehmen einstellen?

Corinna Vogt: Eines der ganz großen Themen ist der demografische Wandel, mit allem, was dazu gehört – welche Fachkräfte sind verfügbar, wie sieht die Altersentwicklung aus, kultureller Hintergrund von Mitarbeitern, Digitalisierung von Arbeitsprozessen. Ein zweites Feld ist das Wissen über die Erwartungen der Arbeitnehmer. Es ist doch einfach so, dass die Mitarbeiter, die wir gerne haben wollen und die, die schon bei uns sind, auf bestimmte Dinge Wert legen.

Die zwei wichtigsten Faktoren sind laut Studien Work-Life-Balance und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Letztere erschöpft sich nicht mehr wie früher nur in der Frage, welche Seminare ich besuchen kann. Die Bewerber wollen auch wissen, mit welchen Kollegen sie zusammenarbeiten werden, welches Wissen die einbringen, auf welches Know-how man im Team aufbauen kann und wie gemeinsame Ideen entwickelt und umgesetzt werden können.

Die Ansprüche der Bewerber an einen Arbeitgeber wachsen ja zunehmend. Welche Unterschiede bestehen zwischen den Erwartungen der jüngeren Generation gegenüber denen älterer Kandidaten?

Corinna Vogt: Diese Entwicklung ist einem steten Wandel unterworfen und ich würde das nicht unbedingt am Alter festmachen. Es geht häufig darum, Arbeit und Privatleben gut miteinander zu verbinden. Ich glaube, viele sind bereit, nach wie vor gerne und viel zu arbeiten. Aber es muss einfach gut eingebettet sein. Da können wir so unterschiedliche Dinge daran festmachen wie die Möglichkeit mobil zu arbeiten, flexibler zu arbeiten, von zu Hause aus zu arbeiten – und dabei alle erdenklichen Unterstützungsangebote zu bekommen. Das ganze muss natürlich in einem geordneten Rahmen stattfinden und garantieren, dass von niemandem erwartet wird, dass er oder sie 20 Stunden am Tag für den Job da ist.

Wie schafft es ein Unternehmen, attraktiv für Top-Talente zu werden?

Corinna Vogt: Ganz am Anfang und zugrunde liegt eine Haltung, die im Management verankert sein muss: nämlich, dass das Unternehmen nur mit seinen Mitarbeitern erfolgreich sein kann. Wenn es unseren Mitarbeitern gut geht, dann sind sie motiviert, dann verhalten sie sich toll gegenüber den Kunden, identifizieren sich mit uns und kümmern sich – und damit sind wir auch als Unternehmen erfolgreich. Das ist für mich die DNA für solche Modelle. Und auf dieser Grundlage ist es dann eigentlich relativ leicht, mit dem Management darüber zu sprechen, was es braucht, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.

Haben mittelständische Betriebe beim Employer Branding die gleichen Chancen wie große Konzerne?

Corinna Vogt: Ich finde immer wichtig, dass man beim Employer Branding nicht den Leuten ein X für ein U verkauft, sondern im Gegenteil, dass man wirklich guckt, was macht uns eigentlich aus. Worin sind wir gut, wodurch unterscheiden wir uns von anderen Arbeitgebern. Und da ist es dann egal, wie klein oder wie groß man ist. Ja klar, in großen Konzernen gibt es ganz andere Budget-Töpfe, um solche Nebenleistungen wie Kita-Plätze zu finanzieren. Aber ein mittelständisches Unternehmen hat die Möglichkeit zu sagen, Mensch, was gibt es denn bei uns am Standort für Anbieter, mit denen man vielleicht einen Kooperationsvertrag schließen kann. Was macht das Arbeiten in unserer Firma aus, worauf sind wir stolz, warum kommen wir gerne zur Arbeit.

Und darauf würde ich immer gucken: Was wünschen sich unsere Mitarbeiter und die, die wir gerne hätten? Darauf sollte man sich konzentrieren, das umzusetzen und dann damit auf der eigenen Homepage zu werben.

Haben Sie noch drei Top-Tipps für HR-Abteilungen in petto?

  • Ganz wichtig ist, dass die Personalbereiche bei New Work selbst Vorreiter sind. Wenn man etwas begleiten will, dann sollte man sich vorher intensiv damit auseinandergesetzt haben und auch nach Möglichkeiten suchen, das für sich selbst auszuprobieren. Sonst weiß man einfach nicht, wovon man redet.

  • Nicht jeder Trend, der unter New Work kursiert, passt für jedes Geschäftsmodell. Es ist eine wichtige Rolle von HR, mit dem Business-Management zusammen zu entscheiden, was der richtige Weg ist, um für die schnelle digitale Welt gerüstet zu sein.

  • Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass der HR-Bereich für sich klar hat, welche Rolle er in dem Veränderungsprozess einnimmt und sich Leute ins Boot holt, um das gemeinsam anzugehen. Oft höre ich, dass Personal-Bereiche die komplette Verantwortung für diesen Aufbruch in New Work übernehmen. Ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor kann aber auch bedeuten, dass HR das ganze nicht selbst gestalten, strukturieren und vorantreiben muss, sondern zu einem crossfunktionalen Projektteam gehört, das die agile Transformation steuert.

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Über NWXnow HR-Special

Wer mehr von Corinna Vogt erfahren möchte, sollte am 16.10.2020 beim NWXnow HR-Special vorbeischauen. Gemeinsam mit XING E-Recruiting und unseren Tochtermarken kununu, Prescreen und Honeypot präsentieren wir mit dem „NWXnow HR-Special“ ein attraktives Programm über alle fünf Veranstaltungstage vom 12.10. bis 16.10.2020.

Die NWXnow ist unsere digitale Formatreihe, die analog zu unserem jährlichen Offline-Event NEW WORK EXPERIENCE, ein Forum für die Diskussion zur Zukunft der Arbeit bietet. Denn wir sind davon überzeugt: Es geht mehr denn je um die Frage, wie wir die Weichen für eine zukünftige Arbeitswelt stellen, in der wir arbeiten wollen. Mit der NWXnow HR-Special startet nun das zweite Digital-Format der NWX.

In dieser Woche sprechen wir mit HR-Experten, Vordenkern und Praktikern, um Klarheit und Orientierung zu schaffen. Und jede Menge Know-How aufzubauen. Dabei stellen wir zu jedem Thema die zentrale Frage: Was kommt, was bleibt und was ändert sich?

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NWX – New Work News schreibt über Alles zur Zukunft der Arbeit

Alles zur Zukunft der Arbeit: Auf dieser News-Seite finden alle New Work-Interessierten multimedialen Content rund um das Thema. Neben Experten-Interviews, Debatten, Studien, Tipps und Best Practices, erwarten die Leser auch Video- und Podcastformate. Und natürlich ein Überblick unserer gesamten New Work Events, die mehrmals im Jahr im gesamten deutschsprachigen Raum stattfinden. Weitere spannende Inhalte zum Thema New Work finden Sie auf: nwx.new-work.se

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