Sind wir zu faul geworden um uns auf Veränderung einzulassen?
Vor gut einem Jahr ist mir zum ersten Mal klar geworden, dass ich im Berufsleben in einem Stadium angekommen bin, in dem ich so mancher Veränderung skeptisch begegne. Auf der Bühne stellte eine Journalistenkollegin, vielleicht zehn Jahre jünger als ich, das Thema „Medienarbeit mit Snapchat“ vor. Ich saß im Publikum und dachte mir: Was soll der Mist?
Eine Stunde später war ich heilfroh, dass ich das nur gedacht, aber nicht ausgesprochen hatte. Die Kollegin hatte die App, vorher ein Buch mit sieben Siegeln für mich, in einen Weg verwandelt, um völlig neue Zielgruppen so interaktiv wie nie anzusprechen. Und dabei gegen gefühlt die Hälfte aller eisernen Regeln verstoßen, die ich noch vor 15 Jahren in der Journalistenschule gelernt hatte. Ich saß immer noch auf demselben Platz und dachte mir: Wie konnte ich diese Möglichkeiten so gründlich übersehen?
Heute, mitten in der Coronakrise, kommt der Gedanke an diesen Tag zu mir zurück. Täglich lesen und schreiben wir über große Umbrüche – in Unternehmen, in Familien, in einzelnen Biographien. Und ich denke mehr als einmal: Was soll der Mist?
Doch dann lese ich von einer Studentin, die einen Verein gegründet hat, um Lehrer/innen nicht nur den Umgang mit digitalen Lehrmitteln beizubringen, sondern ihnen auch die Angst davor zu nehmen. Von Menschen, die ihren Mut gefunden und in unsicheren Zeiten etwas ganz Neues gestartet haben. Von Unternehmen, die sich in der Krise nicht schlank machen, sondern gerade jetzt agil und flexibel neue Ideen entwickeln. Und denke mir: Sei kein alter Skeptiker, sondern suche in diesem Umbruch nach den Chancen – und den Menschen, die sie aufzeigen.
Wo lohnt es sich gerade jetzt, Veränderung aktiv zu suchen? Wo liegen für Euch die Chancen in der Krise? Und wie können wir gemeinsam dafür sorgen, dass wir sie nicht übersehen? Diskutiert hier mit und teilt Eure Ideen.
Bleibt gesund
Stefan Mauer
(Redaktion XING News)