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Alles zur Zukunft der Arbeit

Stark in Krisenzeiten: Resiliente Führung dringend gesucht

©Getty Images/ iNueng

Bisher sollten Führungspersonen vor allem stressresistent und durchsetzungsstark sein. Heute wird in Stellenanzeigen nach Empathie, Netzwerk-Fähigkeiten und diplomatischem Geschick gefragt – Zeichen eines neuen, ganzheitlichen Menschenbilds in der Arbeitswelt.

Resiliente Unternehmen kommen besser durch die Krise – das war gerade im letzten Jahr häufiger zu spüren. Gemeint ist damit, dass Firmen, die sich in der Krise schnell anpassten, weniger mit negativen Folgen von Shutdown, Remote Work und Co. zu kämpfen haben.

„Anpassen“ kann hier vieles heißen: den Mitarbeiter·innen schnell und unkompliziert Homeoffice ermöglichen oder die eigene Produktion auf neue oder zusätzliche Produkte umstellen. Es kann auch bedeuten, dass offen kommuniziert und das Gemeinschaftsgefühl trotz Distanz gestärkt wurde. All das zeichnet widerstandsfähige Firmen aus.

Robustheit fängt im Alltag an

Das mentale Immunsystem, wie Resilienz in der Psychologie auch umschrieben wird, ist aber nicht nur in globalen Krisen wichtig. Widerstandsfähigkeit zeigt sich jeden Tag, im Großen wie im Kleinen, über alle Hierarchieebenen hinweg. Hürden werden dadurch überwindbar, Zugehörigkeit erlebbar und Auseinandersetzungen verwandeln sich in Wachstumschancen.

Es geht dabei nicht nur um Einzelpersonen, sondern um ganze Teams und Organisationen. Gleichzeitig ist wichtig zu verstehen: Resilienz ist nie nur Aufgabe der Konzernführung. Vorgesetzten auf jeder Ebene kommt hier eine besondere Verantwortung zu.

„Resilienz ist unheimlich hilfreich für Konfliktgespräche“, erklärt Laura Gaida. Sie arbeitet als selbstständige Beraterin und bietet unter anderem Workshops für gesunde Führung an. Das äußere sich erstmal durch Impulskontrolle: Widerstandsfähige Menschen sind in Konflikten besonnener, gelassener, empathischer. Sie denken eher in Lösungen und haben keine Scheu, in schwierigen Situationen auf Hilfe aus ihrem Netzwerk zurückzugreifen, so die Expertin.

Seminare sind sinnvoll, die Arbeit folgt danach

Das hört sich nach vorbildlichem Leadership an. Also schnell das nächste Seminar gebucht und Resilienz-Haken gesetzt? Ganz so einfach ist es leider nicht. „Die Voraussetzungen für Resilienz sind erlernbar, aber kaum direkt in künstlichen Settings – wie etwa einem Training“, heißt es dazu in einer Publikation der Arbeits- und Organisationspsychologin Dr. Martina Rummel.

Kurse helfen, dieses umfassende Konzept der Widerstandsfähigkeit zu verstehen und Impulse zu geben. Die Umsetzung erfolgt dann im Arbeitsalltag – Schritt für Schritt und mit ganz viel Selbstreflektion. Nicht nur die Vorgesetzten selbst profitieren von gesteigerter Robustheit. Sie schaffen so ein Umfeld, das dem ganzen Team zu mehr Resilienz verhelfen kann.

Drei Fragen zur Selbstreflektion

Ein interessanter Ansatz von Rummel, die an der Management School St. Gallen als Trainerin arbeitet: Führungskräfte sollen sich als Arbeitsbedingung für ihre Mitarbeiter·innen begreifen. Sie prägen und gestalten mit ihrem Charakter und Verhalten jeden Tag auf’s Neue das Umfeld für ihr Team. Daraus ergeben sich drei Fragen, die du dir selbstkritisch stellen kannst: Kommuniziere und vermittle ich die Arbeit verständlich? Gelingt es mir, Bedeutung und Sinn der Arbeitsaufträge zu zeigen? Sind die Arbeitspakete qualitativ und quantitativ zu bewältigen?

Die Diskussionen um Purpose und Resilienz hängen eng zusammen

Drei einfache Fragen, in denen sehr viel Potenzial steckt. Sie führen verschiedene Diskussionen zusammen, die derzeit in unserer Gesellschaft prominent geführt werden. Erstens, den immer lauter werdenden Wunsch nach Purpose. Insbesondere die Generationen Y und Z wünschen sich neben guten Gehältern in ihrer Arbeit auch Sinnhaftigkeit.

Zweitens, der relativ neue Begriff der „Boundaries“. Kenne deine Grenzen, könnte man auch sagen – und respektiere die der anderen. Drittens erkennt unsere sogenannte Leistungsgesellschaft gerade, dass sie Leistung bisher viel zu normativ definierte. Das Konzept Arbeit wird an vielen Stellen neu gedacht.

Höhere Produktivität durch Resilienz?

Widerstandsfähige Teams sind stabiler und kommen besser durch schwierige Phasen – sie erreichen aber nicht zwangsläufig höhere Produktivität. Vielmehr erkennt ein/e resiliente Arbeitnehmer·in ihre oder seine eigenen Grenzen besser und beugt so tendenziell Überlastung und Burn-out vor. Was sich wiederum positiv auf Qualität der Arbeit auswirken dürfte. Kurzum, Resilienz ist ein Gewinn für alle Beteiligten.

Service-Info:

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Quellen:

https://editionf.com/resilienz-bedeutung-entwicklung/

https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/32500600/Neubaukirche/Rummel_2010_in_Rigotti_u.a.__Fuehrung_unter_Stress._Resilienz_aufbauen.pdf

https://www.apa.org/topics/resilience

Interview mit Laura Gaida am 4.3.2021

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