Theo Wehner: Von einer Fehlerkultur zur Fehlerfreundlichkeit
Theo Wehner ist einer der vielen prominenten Teilnehmer der XING New Work Sessions „Schöne neue Arbeitswelt“, die am 25. September in Zürich stattfinden werden. Flexible Arbeitszeitmodelle, flache Hierarchien, agile Steuerungsinstrumente – wir stellen Ihnen die spannenden Speaker vor, die wir dort auf der Bühne sehen werden.
Theo Wehner: Auf dem zweiten Bildungsweg zu dem, was er wirklich will
Bereits als Zehnjähriger war sich Theo Wehner sicher, dass er einmal das elterliche Lebensmittelgeschäft übernehmen würde. Doch direkt nach seiner Lehre zweifelte er daran und schlug neugierig eine andere Richtung ein. Auf dem zweiten Bildungsweg wurde er schließlich Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie. Besonders geprägt haben ihn seine Forschungen zum Bedingungslosen Grundeinkommen und zu fehlerhaftem Handeln. Theo Wehner ist überzeugt davon, dass man Regeln zwar gemeinsam erarbeiten und konsequent anwenden solle. Er inspiriert jedoch dazu, Regeln auch gezielt zu verletzen, um Prozesse wieder von vorne beginnen zu lassen.
Neues Arbeiten bedeutet, neue Wege zu gehen. Was heißt das konkret für Ihren Arbeitsalltag? Wie leben Sie New Work?
Prof. em. Dr. phil. Theo Wehner: In Unternehmen wird den halben Tag lang über Zuständigkeiten geredet – nicht zum Aushalten. Ich habe mich immer schon dafür interessiert, wie jemand etwas macht und ob diese Art und Weise auch zu meinen Anforderungen passen könnte. So bin ich zu neuen Formen der Zusammenarbeit und zu neuen Technologien gekommen.
Welches Buch sollte jeder einmal gelesen haben?
Theo Wehner: Vor 30 Jahren wäre meine Antwort diese gewesen: „Die Philosophie des Als-Ob“ von Hans Vaihinger. Heute empfehle ich keine Bücher mehr.
Wie kommen wir von einer Fehlerkultur zu mehr Fehlerfreundlichkeit?
Theo Wehner: Durch wohlwollende Gelassenheit. Ein fehlerfreundliches Milieu lässt sich von den eigenen und den Fehlern und Irrtümern anderer überraschen, rätselt über Motive und Erklärungen, vermutet nicht Dummheit als Ursache, sucht nicht nach Schuldigen und glaubt dennoch nicht, dass hinter jedem Fehler eine Innovationsquelle sprudelt.
Welchen Einfluss hat Erwerbstätigkeit und die Gestaltung der neuen Arbeitswelt auf unsere Identitätsbildung?
Theo Wehner: Identitäts- und Persönlichkeitsbildung ist ein lebenslanger individueller Prozess, stark geprägt durch unsere Arbeits- bzw. Leistungsgesellschaft. Allerdings geraten wir hier zunehmend in ein Dilemma: In der Gesellschaft gilt Individualisierung und Selbstverwirklichung, in einer Arbeitswelt 4.0 werden Teamorientierung und Kooperation gefordert. Insofern müssen wir eine gute Balance zwischen personaler und geteilter bzw. sozialer Identität finden.
Wie beeinflusst die Gestaltung der Arbeitswelt den Sinn, den wir in der Arbeit sehen?
Theo Wehner: Arbeits- und Organisationsgestaltung kann für die persönliche und höchst subjektive Sinngenerierung günstige Voraussetzungen schaffen, indem für genügend große Handlungs- und Entscheidungsspielräume gesorgt wird. Ob es Mitarbeitenden dann gelingt, in der Arbeit Sinn zu generieren, bleibt dem Individuum überlassen, denn Sinn ist lediglich die verarbeitete Erfahrung.
*Event-Info: Ob die Zukunft der Arbeit Besserung verspricht oder nicht, verrät Theo Wehner am 25. September in Zürich bei den XING New Work Sessions „Schöne neue Arbeitswelt“. In Kooperation mit VITRA, Design Offices, IBA und Payroll Plus sowie weiteren Partnern aus der Region geht es um Fokus-Themen wie flexible Arbeitszeitmodelle, flache Hierarchien, agile Steuerungsinstrumente. Mehr Informationen und Tickets finden Sie unter diesem Link.