Wie Generalist•innen jetzt ihren Traumjob finden
„Weiß ich genug – kann ich genug – bin ich gut genug?“ Generalist•innen zweifeln oft an den eigenen Stärken. Warum die Alleskönner•innen als Jobwechsler die Nase vorn haben, erklärt der Karrierecoach Bernd Slaghuis.
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Frage der Woche:
Liebe XING Nutzerin,
Deine Gedanken kommen mir aus meiner Praxis sehr bekannt vor. Im Bewerbungscoaching sitzen mir in gefühlt 98 Prozent aller Fälle Generalist•innen wie Du gegenüber. Oft liegt es daran, dass die vielseitig interessierten Generalist•innen nicht wissen, welche Jobs wie für sie gemacht sind und bei der Suche den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Weil der rote Faden ihrer Lebensläufe kunterbunt ist und sie für Recruiter•innen auf den ersten schnellen Blick schwer greifbar sind. Und weil sie als Bewerber•in spätestens nach der ersten Absage selbst fest davon überzeugt sind, für jeden Job auf dieser Welt niemals gut genug zu sein.
Dabei sind Generalist•innen wahre Flexibilitäts-Meister•innen. Sie können sich schnell auf immer neue Situationen und Anforderungen einstellen. Es fällt ihnen leicht, mit Weitblick und analytischer Stärke strategisch zu denken und neugierig über Tellerränder hinaus zu blicken. Es macht ihnen Freude, neue Perspektiven ins Gespräch zu bringen sowie Menschen und Themen miteinander zu verbinden. Sie sind Moderator•innen, aktivieren als Gestalter•innen und kreative Ideengeber•innen.
Spezialist•innen suchen Stellen, Generalist•innen finden Arbeitgeber
Die meisten Generalist•innen benötigen ein gutes Maß an Freiheit mit Entscheidungs- und Gestaltungsspielräumen, um sich tatkräftig entfalten zu können. Sie möchten mit Vertrauen geführt werden und wünschen sich Führungskräfte als Mentor•innen auf Augenhöhe statt kontrollierender Chef•innen. Ein starkes Team, das gemeinsam an einem Strang zieht und Ziele verfolgt ist vielen ebenfalls wichtig. Generalist•innen suchen eine Unternehmenskultur, in der echte Macher•innen nicht nur still geduldet, sondern Wandel explizit gewünscht ist.
Ich empfehle Dir daher, statt täglich stumpf nach Stellen in Jobbörsen zu suchen, gezielt Arbeitgeber, Branchen, Produkte oder Dienstleistungen zu finden, die Dich interessieren und mit denen Du Dich persönlich identifizieren kannst – und erst dort nach Stellen zu suchen, die zu Deinen Werten, Zielen und Stärken sowie zu Deinem Erfahrungswissen der letzten Jahre passen.
Ich bin überzeugt davon, dass wir in Zukunft mehr Generalist•innen in unserer Arbeitswelt benötigen. Zusammenarbeit in Projekten, agiles Arbeiten, vielleicht sogar der temporäre Wechsel zwischen Führungs-, Projekt- und Expert•innen-Rolle werden zunehmen. Generalist•innen trainieren und lieben Flexibilität, Spezialisten werden sich hierbei tendenziell schwerer tun.
5 Tipps für Deine Bewerbung als Generalist•in
1. Akzeptiere Dich als Generalist•in und erkenne Deine Stärken
Was macht Dein vielfältiges Erfahrungswissen als Generalist•in aus, was fällt Dir besonders leicht, macht Dir wirklich Freude und unterscheidet Dich auch positiv von Spezialist•innen? Es sind auch solche Fähigkeiten, die gerade jetzt bei vielen Arbeitgebern gefragt sind.
2. Werde Dir Deiner Werte im Leben und Beruf bewusst
Was sollte für Dich alles in den nächsten Jahren in einer Position und bei einem Arbeitgeber erfüllt sein, damit es Dir dort gut geht, Du motiviert bist und Deine vielfältigen Stärken erfolgreich einbringen kannst?
3. Suche nicht irgendwelche Stellen, finde Deinen Arbeitgeber
Viele Branchen sind stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen, andere erleben einen ungeahnten Aufwind. Als Generalist•in bist Du nicht auf eine Branche festgelegt. Also, für welche Branchen, Produkte oder Dienstleistungen mit Zukunft schlägt Dein Herz, welche Arbeitgeber passen hierzu und welche offenen Stellen sprechen Dich mit Deiner Berufserfahrung dort an?
4. Gib Dich in Lebenslauf & Anschreiben als Generalist•in zu erkennen
Zeichne ein umfassend breites Bild Deiner bisherigen Positionen im Lebenslauf und mache Dich so als Generalist•in richtig greifbar. Nutze das Anschreiben, um Klarheit für die gemeinsame Zukunft zu schaffen, welche Deiner vielen Kompetenzen und Erfahrungen Du speziell für diese Position für besonders wertvoll hältst.
5. Prüfe bei Jobangeboten, ob Deine Spielwiese groß genug ist
Viele Generalist•innen können sich in Gesprächen gut verkaufen und schlagen beim erstbesten Jobangebot zu schnell zu. Kläre und hinterfrage im Austausch mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber, ob Du als Generalist•in dort wirklich willkommen bist und auch jene „Spielwiese“ erhältst, die Du benötigst, um einen guten Job zu machen und nachhaltig erfolgreich zu sein.
Wer schreibt hier?
Dr. Bernd Slaghuis ist XING Insider, XING Top Mind sowie Karriere- und Businesscoach. Seit 2011 hat er über 1.500 Klientinnen und Klienten bei ihrem nächsten Schritt im Beruf begleitet – über alle Fachrichtungen, Branchen und Hiearchieebenen hinweg und damit vom Berufseinstieg über die berufliche Neuorientierung in der Lebensmitte bis zum Übergang in den Ruhestand.
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