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45+ und das Stellenangebot ist wie für mich gemacht. Aber warum krieg ich eine Absage? Und wie kann ich das ändern?

Du bist 45, 50, 55 Jahre oder älter und auf Jobsuche. Nein, Deine Schäfchen hast Du noch nicht im Trockenen. Aber du möchtest auch noch einige Jahre arbeiten, denn Du fühlst Dich fit und hast im Laufe Deines Berufslebens eine ganze Menge Erfahrung gesammelt.

In Gesprächen schätzt man Dich als Persönlichkeit und aufgrund Deiner Berufserfahrung. „Fragen Sie mal sie/ihn, sie/er weiß das auf jeden Fall.“ So oder so ähnlich klingen die Empfehlungen der Menschen, die Dich kennen und schätzen gelernt haben. Du warst stets fleißig, hast Dich weitergebildet. Schon als junger Mensch hast Du immer wieder gehört, dass Du Dich weiterbilden sollst. Manchmal fragst Du Dich jedoch, ob das so eine gute Idee war, denn die Aussage „Sie sind überqualifiziert“, bedeutet doch, dass Du Dich so hochwertig qualifiziert hast, dass der Job nun definitiv nichts für Dich ist. Das jedenfalls vermutest Du hinter dem Begriff.

Und da lauert schon das erste Paradoxon. Du bildest Dich weiter um dann zu hören, dass Du Dich wohl zu sehr ins Zeug gelegt hast. Zumindest was den Job angehet, auf den Du Dich beworben hast. Und im Gespräch, falls es eines gibt, hörst Du dann etwas von Unterforderung oder dass Du den Job als „Sprungbrett“ nutzen möchtest. Du bist also viel zu gut für die Aufgabe, die definitiv nicht Deinem hohen Niveau entspricht. Klingt doch in erster Linie erst einmal gar nicht so schlecht. Wenn es die Wahrheit wäre. Oftmals und das hast Du gehört, ist „überqualifiziert“ eine andere Bezeichnung für „Du passt nicht zu uns“. Oder noch deutlicher: „Wir wollen Dich nicht“.

Das ist die perfekte Stelle!

Du bist lange genug in diesem Business, um nicht aufzugeben, und manchmal meint es das Glück beim Durchforsten der Jobplattformen dann doch noch gut mit Dir. Der passende Job, na endlich. Die Bezeichnung Traumjob gibt es nicht, das hast Du in all den Jahren erfahren. Aber das Unternehmen ist spannend, und die Aufgabe passt wie die Faust aufs Auge. Du bewirbst Dich, polierst Dein Curriculum Vitae noch mal richtig auf. Du fügst noch einige Erfolge und Schwerpunkte hinzu, um dem Empfänger ganz klar zu zeigen, dass Du die erste Wahl für diese Position bist. Dass Du die beste Erfahrung mitbringst, das zeigt Dein beruflicher Werdegang nur zu deutlich. Im Anschreiben nimmst Du nochmals Bezug auf die in der Beschreibung geforderten Skills und Anforderungen, dann sendest Du die Bewerbung, die Du dieses Mal öfter durchgelesen hast als sonst, an das Unternehmen. Dank der Onlinebewerbung geht das ja sehr schnell, und Deine Unterlagen sind Sekunden später bei der Personalabteilung der Firma eingegangen.

Nun wartest Du, und obwohl Du Realist bist, malst Du Dir schon in Gedanken aus, wie Du die Stelle antreten und ausführen wirst. Du erwischst Dich dabei, wie Du denkst „Die wären doof, würden sie mich nicht einladen. Jemand Besseren werden die nicht finden.“

Die Spannung steigt, obwohl Du schon so viel erlebt hast und eine recht selbstbewusste Person bist. Du malst Dir im Geiste schon aus, wie Du die Vertreter des Unternehmens von Deiner Erfahrung und Deiner Persönlichkeit überzeugen wirst. In diesen Momenten denkst Du nicht ans Alter. Das Alter ist doch kein Hinderungsgrund, und Du bist noch jung genug und hast einen großen Vorteil gegenüber den jüngeren Mitbewerberinnen und Mitbewerbern. Du hast Erfahrung, Dir macht so schnell niemand etwas vor, Du bleibst gelassen, hast die Ruhe weg und gehst konzentriert und nicht überhastet oder übereifrig an die Arbeit. Endlich einmal hast Du eine Jobausschreibung gefunden, die nahezu perfekt für Dich ist. Du denkst: „Wow, das ist sie, Deine Stelle, wie für Dich gemacht!“

Irgendwann kommt dann die Mail des Unternehmens: „Vielen Dank für die Zusendung Ihre Bewerbung und das uns damit entgegengebrachte Vertrauen. Leider müssen wir Ihnen heute absagen, da wir uns auf Bewerber konzentrieren, die aufgrund ihrer Erfahrung noch besser für die Position geeignet sind. Wir bedauern, Ihnen keinen anderen Bescheid geben zu können, und wünschen Ihnen für Ihre private und berufliche Zukunft alles Gute.“

So oder so ähnlich lautet die Absage, deren Hinterfragung wirklich keinen Sinn macht. Ich arbeite seit fast 20 Jahren in diesem Business und habe es noch nie gesehen, dass aus einer Absage eine Zusage wurde. Ich habe Szenarien erlebt, die würden Sie mir nicht glauben. Vom „Sie erhalten in den nächsten Tagen die Einladung zum Gespräch (die niemals kam)“ bis hin zur Mitteilung, dass der Arbeitsvertrag bereits auf dem Weg wäre.

Drehen Sie den Spieß doch einfach mal um

Ich werde von meinen Klienten immer wieder gefragt, welche Aussichten der Wunsch nach einem Feedbackgespräch hat, um herauszufinden, wie man es bei der nächsten Bewerbung besser machen könnte. Manche Klienten wollten sogar einen Versuch starten, das Unternehmen „umzustimmen“. Ganz ehrlich: In den wenigsten Fällen erhalten Sie eine Antwort, mit der Sie etwas anfangen können. Sparen Sie sich die Zeit und die Enttäuschung, die sich nach einer erneuten Absage breitmacht. So hart es klingen mag, haken Sie das Thema ab, schauen Sie nach vorn und konzentrieren sich auf das, was da kommt. Vielleicht drehen Sie den Spieß doch einfach einmal um.

Vor einiger Zeit habe ich für unsere Generation 45+ (ca. 45–65) einmal den Satz formuliert: „Ich bewerbe mich nicht, um ein Gespräch zu erhalten, sondern ich führe ein Gespräch, um mich zu bewerben.“ Wie wäre es, wenn Sie:

  • Nicht warten, bis das Unternehmen und deren Vertreter auf Sie zukommen, sondern Sie auf das Unternehmen zugehen.

  • Sie direkt mit dem Entscheider (das bekommen Sie heraus) sprechen und ihn in einem guten Gespräch überzeugen.

  • Den verdeckten Stellen-/Arbeitsmarkt kennenlernen und ihn für sich nutzen, anstatt auf geeignete Stellenausschreibungen warten zu müssen, die oftmals nicht zu Erfolg führen.

  • Zu den 5% derer gehören, die diesen Markt für sich erschließen und nutzen, anstatt zu den 95%, die sich immer nur auf ausgeschriebene Positionen bewerben.

Und ganz wichtig: Wie wäre es, wenn Sie endlich einmal einen Gesprächspartner haben, der sich für Ihre Erfahrung, für Ihr Know-how und für das, was Sie können, nicht nur interessiert, sondern Ihnen auch die Gelegenheit zu einem Gespräch gibt und ihnen zuhört.

Diese Vorgehensweise empfehle ich jedem, ab dem 45. Lebensjahr (funktioniert auch bei jüngeren Menschen), denn Ihre Persönlichkeit und Ihre Qualität verdienen mehr als nur eine Absage. Sie verdienen das Gespräch, und das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen. Die Chancen dazu stehen gar nicht schlecht. Und wenn Sie mögen und mehr erfahren möchten, dann sprechen Sie mich an.

Ich wünsche Ihnen alles Gute, bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst Michael H. Hahl

MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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