Bewerbungen sind keine Trophäen, die man sich in den Schrank stellt, um ihnen dann beim Einstauben zuzusehen.
Eine meiner eisernen Regeln lautet „Ich kann mit einem NEIN leben, aber ich möchte es hören.“ Gerade in der Corona Zeit, aber auch schon viele Jahre davor, erlebte ich immer wieder Menschen, die sich bewerben um dann undenlich lange auf die Antwort zu warten. Manche Unternehmen reagieren auch in Corona Zeiten ziemlich schnell, bei Anderen dauert es etwas länger und manche melden sich gar nicht.
„Sie haben den aktiven Part.“ Diese Aussage gebe ich meinen Klienten immer wieder mit auf den Weg. Es ist nicht damit getan, dass man eine Bewerbung versendet und abwartet bis sich etwas tut. Für manche gilt die Einstellung, je länger ich auf eine Antwort warten muss, desto besser ist es. Solche Geschichten hat man vor zwanzig, dreißig Jahren erzählt, aber heute ist es anders. Meine Empfehlung, nach spätestens 14 Tagen sollten Sie nachfassen und nachfragen, ob Ihre Bewerbung eingegangen ist, ob bereits eine Entscheidung getroffen wurde oder ob die Vakanz noch frei wäre und wie lange es denn noch dauert bis Sie eine Nachricht erhalten. Selbstverständlich können Sie auch fragen, ob Sie in der engeren Wahl sind. Ich empfehle Ihnen immer zu telefonieren, denn dies ist die direktere und persönlichere Art der Nachfrage. Eine goldene Regel dabei ist, freundlich bleiben und nicht aufdringlich sein. Fragen Sie höflich aber bestimmt. Und bitte auch keine Vorwürfe wie "Ich dachte Sie wollten sich bei mir melden." Leider scheint genau das Nachfragen für den Einen oder Anderen eine riesige Hürde zu sein. Oftmals höre ich dann Aussagen wie „Ich möchte mich nicht aufdrängen.“, „Es ist mir unangenehm.“, „Die melden sich sicherlich bald bei mir.“ oder ähnliche Aussagen.
Fakt ist, jedenfalls in den meisten aller Fälle, vorausgesetzt Sie wollen den Job, ist es Ihre Aufgabe nach dem Stand Ihrer Bewerbung zu fragen. Sie haben gesät, nun schauen Sie, ob Sie bereits ernten können. Ich habe viele Klienten erlebt, die auf meine Frage, wie lange die Bewerbung bei dem Unternehmen her ist, mit „vier oder fünf Wochen“ teils auch mehr geantwortet haben. Eine Klientin erhielt zwar erst nach 1,5 Jahren eine Absage auf Ihre Bewerbung. Aber solange möchten Sie sicherlich nicht warten. Übrigens, bis eine Stelle besetzt wird, dauert es 102 Tage, so die Bundesagentur für Arbeit in ihrem Bericht.
Fragen Sie bitte nach und wenn Sie eine Absage danach bekommen, weil das Unternehmen vergessen hat, Sie zu informieren, oder die Stelle intern oder gar nicht besetzt wurde, dann ist das eben so. Natürlich schmerzt ein Nein, aber danach können Sie das Thema abhaken und sich voll und ganz auf andere Bewerbungen konzentrieren. Ab und an habe ich das Gefühl, dass man sich an der Zeit, die vergeht, festhält. Also je später ich etwas höre oder je länger ich nichts höre, desto besser ist es, desto aktiver ist meine Bewerbung. Die Bewerbung ist jedoch keine Trophäe, die Sie sich in den Schrank stellen um ihr beim Einstauben zuzusehen.
Ein schlechtes Gewissen, das höre ich ebenso oft, brauchen Sie absolut nicht zu haben. In den allermeisten Fällen ist es nicht ihr Fehler, wenn Sie nichts vom Unternehmen hören, also übernehmen Sie bitte nicht die Verantwortung dafür. Es ist absolut OK und wichtig, dass Sie nach dem Stand Ihrer Bewerbung fragen. Das zeigt Ihr Interesse am Unternehmen und an der Position und es outet Sie als aktiven Menschen, der sich informiert und kümmert. Das sollten doch gute Voraussetzungen für neues Personal in Unternehmen sein. Setzen Sie sich ein Zeit Fenster, danach übernehmen Sie erneut den aktiven Part und gehen auf das Unternehmen zu.
Und bitte machen Sie sich nicht so viele Gedanken. In der Regel entscheidet ein Unternehmen recht rasch, welcher Kandidat interessant ist. Nutzen Sie also die Energie für Ihre nächste Bewerbung. Der Prozess kann manchmal schwierig, langwierig und auch frustrierend und enttäuschend sein, aber Sie sollten immer an sich glauben und sich nicht schämen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Alles Gute für Sie und Ihren Bewerbunsgprozess. Bitte bleiben Sie gesund.
Herzlichst
Michael H. Hahl