Dies ist wahrscheinlich der größte Karriereschritt mit direkter Sinnauswirkung
Ich höre immer wieder von Damen und Herren, die von ihrer beruflichen Zeit schon ein paar Jahre, oftmals auch 25 bis 30, hinter sich gebracht haben, dass sie sich wieder ihrer Leidenschaft – und wir sprechen nicht von Hobbys – widmen wollen. Sie haben einfach weniger Lust, sich tagein und tagaus mit den großen und kleinen Problemen ihrer Mitarbeiter auseinanderzusetzen.
Aus diesem Grund geht meiner Meinung nach ein Trend in Richtung Karriereschritt mit direkter Auswirkung auf deine Sinnhaftigkeit und deine Selbstwirksamkeit. Sagt dir das was?
Höher, schneller, weiter - oder?
Sobald Kandidaten die ersten Berufsjahre hinter sich gebracht haben, tritt meiner Meinung nach fast reflexartig ein Mechanismus in Kraft, der da lautet: „Ich möchte Teamleiter werden und mir ist es wichtig, mich jetzt in Richtung disziplinarischer Führungsverantwortung zu entwickeln.“ Da ich dieses Muster schon seit langer Zeit beobachte, frage ich direkt nach, um die Gründe für diesen Richtungswechsels zu verstehen. Ich bewerte den Wechsel nicht, doch auffällig ist, dass so nach vier, fünf Jahren genau dieser Wunsch geäußert wird. Diese Gründe wurden im Gespräch angeführt:
Ich will mehr Geld verdienen, und das funktioniert nur mit disziplinarischer Führung.
Ich will bestimmen, wer welche Aufgaben hat (Macht ausüben).
Ohne Führung fühle ich mich wie ein zahnloser Tiger.
Ohne Führung habe ich nichts zu melden.
Usw.
Schade, denke ich mir oft. Es scheint noch nicht bei den Menschen angekommen zu sein, dass in der Fachkarriere (ohne Führung) mindestens so viel Geld verdient werden kann wie als Führungskraft.
Schade, dass du deiner Leidenschaft (z.B. Beratung SAP SCM) nicht treu bleibst, genau das macht dir doch so viel Spaß.
Du gewinnst Führung, verlierst aber als Team- oder Bereichsleiter automatisch einen Teil deiner Fachlichkeit.
Jedoch ist es deine Entscheidung, mit welchen Aufgaben du deine Arbeits- und somit Lebenszeit verbringst.
Um komplett transparent zu sein – ja, mein Wunsch war es auch, zu führen. Damals wusste ich auch noch nicht, dass mir das auf Dauer absolut keinen Spaß macht. Doch wenn du zu Beginn gutes Feedback bekommst, glaubst du, dass du auf dem richtigen Weg bist. Bei mir stellte sich das schlussendlich als eine Fehlannahme heraus.
Veränderung mit Sinnauswirkung
Früher war ich VP (Vice President) bei einem IT-Dienstleister, und mein Bereich war stattliche 126 Mitarbeiter groß. Natürlich gab es da auch Bereichs- und Teamleiter, da kein Mensch auf seriöse Art und Weise 126 Mitarbeiter führen kann. Von den fachlichen Themen bist du da ganz schnell weit weg, und dein Tag füllt sich ganz automatisch mit folgenden Themen:
Jahresplanung
Steering Committee
Mitarbeitergespräche
Problemgespräche im Bereich Kunden und Projekte
Meetings über Meetings
Mails über Mails
Zum Arbeiten kommst du da nicht mehr, erzählt mir Klaus, der vor ca. zwei Jahren eine Entscheidung getroffen hat und wieder in einer ganz anderen Rolle aktiv ist.
„Vom Manager zum Berater“
Das ist der neue Trend bei Menschen mit langer Berufserfahrung, die keine Lust mehr haben, sich den ganzen Tag um die Probleme der anderen zu kümmern. Klaus sagt, heute arbeitet er wieder am System – direkt mit den Kunden. Es geht um die Themen, die ihm vor vielen Jahren so große Freude gemacht haben.
Da wollte er wieder hin, und das hat sich für ihn gelohnt, da er wieder Sinn in seiner Arbeit erfährt. Er ist glücklich und nicht nur permanent überlastet.
Er muss auf Geld verzichten, doch ganz ehrlich – was bringt das ganze Geld, wenn du keinen Sinn in der Arbeit erfährst? Da bist du nur noch frustriert und nervst dich und deine Umwelt.
Ich habe den Platz frei gemacht für jemanden, der genau diese Erfahrung machen will.
Wenn du das Ego erst mal beruhigt hast, kann du dich wieder voll und ganz auf dich, dein Leben und deine Arbeit konzentrieren.
Kennst du diese Gedanken?