Ein Plädoyer für mehr Transparenz und Fair P(l)ay beim Gehalt
Warum ist das Einkommen in Deutschland bis heute noch ein Tabu, während andere Nationen das Thema offen besprechen? Ein Appell für mehr Transparenz.
Vom Tellerwäscher·innen- zum Millionär·innen-Status: In der Kultur des American Dream ist alles möglich – auch in puncto Gehalt. Wer hart arbeitet und etwas erreicht, der spricht auch offen darüber. Ein transparenter Umgang mit dem Thema Gehalt findet auch in Schweden statt: Dort kann jede·r das Einkommen, die Ausgaben sowie gezahlte Steuern von Einzelpersonen öffentlich einsehen. Und in Österreich und Großbritannien sind Arbeitgeber per Gesetz dazu verpflichtet, Gehaltsangaben in Stellenanzeigen auszuweisen. In vielen Ländern dieser Welt gehen die Menschen also bereits viel selbstverständlicher mit dem Thema Gehalt um als hierzulande.
Als gebürtige Britin, die seit 15 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, stimmt mich das nachdenklich. Ich habe im Studium in Großbritannien erlebt, wie wichtig und hilfreich es ist, Gehaltsspannen zu kennen. Auch wenn Geld nur einer von vielen Aspekten bei der Jobzufriedenheit ist: Ich wusste, welches Gehalt ich in welchem Job und in welcher Branche in etwa erwarten kann. Als ich nach Deutschland gekommen bin, war ich dahingehend komplett orientierungslos.
Transparenz ist Zeitgeist
Wir leben in einer Welt, in der Transparenz in allen Lebensbereichen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Wir wollen den Dingen auf den Grund gehen, Hintergründe beleuchten, mündig und aufgeklärt sein: Sei es bei der Herkunft von Lebensmitteln, dem Kauf unserer Lieblingskleidung oder der Nachhaltigkeit unserer Geldanlage. Insbesondere Millennials fordern dies immer stärker ein – auch auf dem Arbeitsmarkt.
Gerade junge Menschen wollen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz wissen, welche Werte ein Unternehmen vertritt, wie es um die Kultur steht, inwieweit es möglich ist, sich selbst zu verwirklichen. Und auch wie fair die eigene Arbeitsleistung im Vergleich zu den Kolleg:innen vergütet wird. Doch beim Gehalt herrscht oftmals noch Funkstille. Hier ist es möglich, dass zwischen zwei Personen mit dem gleichen Job eine riesige Gehaltslücke klafft. Da braucht es gute Beziehungen oder beharrliche Recherchen, um herauszufinden, ob man angesichts seines Talents und seiner Berufserfahrung fair bezahlt wird. All dies ist Folge mangelnder Transparenz. Ich finde, es wird dringend Zeit, das zu ändern.
Kulturwandel, bitte!
Wir müssen in Deutschland mehr über Gehälter reden. Wir brauchen mehr Bewusstsein über finanzielle Unterschiede, über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, aber auch über Chancen und Potenziale, was das eigene Gehalt angeht. Dafür ist ein Kulturwandel notwendig – eine Gesellschaft, in der es selbstverständlicher ist, auch über Geld zu sprechen. In der offene Kommunikation Veränderung bewirkt. Da ein Kulturwandel jedoch Zeit benötigt, müssen wir heute damit anfangen. Schritt für Schritt. In unserem privaten Umfeld. Und auf der Arbeit.
Durch transparente Kommunikation kann jede·r einzelne von uns einen Beitrag zur offenen Gehaltskultur und somit zu einer fairen Bezahlung leisten. Denn das Gehalt gehört mit zur Entscheidungsgrundlage.
Let’s talk about ... Salary
Jobsuchende oder wechselwillige Arbeitnehmer·innen können sich gegenseitig helfen, die Rolle im Unternehmen zu finden, die sie neben allen anderen Aspekten auch in finanzieller Hinsicht glücklich macht. Dafür müssen wir das Thema Gehalt enttabuisieren. Es stimmt einfach nicht mehr, dass man über Geld nicht spricht. Insbesondere Frauen kann diese Transparenz helfen, selbstbewusster für eine faire Bezahlung einzutreten.
Also: Lasst uns offen über’s Geld reden. Hier und jetzt. Wenn auch du dich für mehr Transparenz beim Gehalt einsetzen möchtest, teile deine Erfahrungswerte auf kununu – und hilf dadurch anderen, sich in der Arbeitswelt noch besser zu orientieren.