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Entwicklung von KI: Warum der gesunde Menschenverstand eine Herausforderung ist

„Künstliche Intelligenz könnte die letzte technologische Errungenschaft der Menschen sein, wenn wir nicht lernen, ihre Risiken zu kontrollieren.“ (Stephen Hawking, 2016)

Künstliche Intelligenz (KI) gehört seit Jahren zu den wichtigsten Treibern der Digitalisierung. Sie unterstützt bei datenbasierten Entscheidungen oder Automatisierungen, die zahlreiche Verbesserungen ermöglichen. Daraus ergibt sich allerdings auch eine große Verantwortung: „Künstliche Intelligenz ist das neue ‚Uranatom‘ – mit all seinem Für und Wider. So wie KI-Systeme uns in Zukunft möglicherweise von Menscheitsproblemen befreien können, sind sie auch in der Lage, neue zu erzeugen. Ohne entsprechende Regulierungen hat künstliche Intelligenz sogar das Potenzial, unsere gesamte Spezies auszulöschen“, schreibt Karim Massimov, ehemaliger Premierminister der Republik Kasachstan (2007-2012 und 2014-2016), in seinem aktuellen Buch „Künstlische Intelligenz. Masterplan für die Zukunft“. Hier stellt er neben einem kurzen Abriss über die Geschichte der KI-Forschung, den derzeitigen Forschungsstand und die neuesten Entwicklungen auch Chancen und Risiken vor, die sich für Länder und jeden Einzelnen ergeben. Zudem plädiert er für globale Regulierungsstrategien, damit eine dauerhaft friedliche Nutzung künstlicher Intelligenz gewährleistet ist.

Um die Leistung von KI nachhaltig zu verbessern, muss die physische Umgebung stabiler und das Verhalten von Menschen vorhersehbarer gemacht werden. Ansonsten ist der gesunde Menschenverstand (GMV), der auf den lateinischen Terminus „sensus communis" zurück geht, noch immer unverzichtbar. Die Übersetzung des von Aristoteles geprägten Begriffs „koine aisthesis" meint einen inneren Sinn mit Sitz im Herzen, der die verschiedenen Informationen der Einzelsinne zusammenfasst und beurteilt. Er behauptet sich heute als ernst zu nehmende Größe neben wissenschaftlicher, religiöser, politischer oder wirtschaftlicher Autorität. Gerd Gigerenzer, Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam, bezeichnet die Summe jener geistigen Fähigkeiten, die Menschen evolutionär erworben haben - kausales Denken, intuitive Psychologie und Physik, intuitives Sozialverhalten - als gesunden Menschenverstand. Er erwächst aus einer Mischung von genetischen Veranlagungen und individuellem sowie sozialem Lernen und kann auf Intuition oder einem bewussten Urteil beruhen.

So ist es beispielsweise nicht gelungen, ihn „in Computer zu programmieren oder tiefe neuronale Netze zu entwickeln, die ihn lernen können“, sagt Gigerenzer, der auch darauf verweist, dass schnelle Rechenleistung an sich noch kein kausales Denken und intuitive Psychologie, Physik oder Sozialität hervorbringt.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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