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© Craig Ren@unsplash.com

Fach- und Führungskräftemangel angehen oder lieber weiterjammern? Entscheiden Sie!

Der Fachkräftemangel scheint allgegenwärtig zu sein. Unternehmen beklagen leere Bewerbungsordner, während talentierte Kandidaten kaum auffindbar erscheinen. Aber ist das wirklich das ganze Bild, oder liegt die Ursache teilweise auch in der eigenen Herangehensweise?

Vielleicht ist es an der Zeit, die gewohnten Denkmuster zu hinterfragen, bevor weiter bloß gejammert wird.

Bewerbung – Absage: Kandidaten der Generation 50+ haben es besonders schwer. Viele werden pauschal aussortiert, ohne dass ihre Bewerbungen überhaupt ernsthaft geprüft werden. Die Annahme, ältere Arbeitnehmer seien zu teuer, nicht flexibel genug oder passten nicht ins Bild eines modernen Unternehmens, ist weit verbreitet. Doch diese Generation bringt nicht nur Erfahrung und fachliche Kompetenz mit, sondern auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Wer ältere Bewerber von vornherein ablehnt, verliert wertvolles Potenzial und verpasst die Chance, einen wichtigen Erfahrungsschatz ins Unternehmen zu holen.

Die fatale Obsession: der lückenlose Lebenslauf. Eine weitere Fixierung, die sich in den Köpfen vieler Entscheider festgesetzt hat. Doch wer hat ihn schon, den perfekten, geradlinigen Karriereweg? Das Leben verläuft selten ohne Brüche, und das Berufsleben schon gar nicht. Lücken oder kurze Stationen im Lebenslauf bedeuten nicht zwangsläufig Instabilität. Sie können vielmehr darauf hinweisen, dass jemand bereit war, neue Dinge auszuprobieren, Risiken einzugehen und – ja auch – Fehler zu machen. Fehler gehören schließlich zum Leben dazu, und sie sind oft der Ausgangspunkt für persönliches Wachstum und beruflichen Erfolg. Anstatt diese Kandidaten vorschnell abzulehnen, sollte man sich fragen, was sie durch ihre Erfahrungen gelernt haben und wie sie das Unternehmen bereichern könnten.

Fehlerkultur? Fehlanzeige! In vielen Unternehmen herrscht nach wie vor die Angst vor Fehlern. Doch eine Kultur, die Fehler als Lernchancen begreift, ist unerlässlich. Wenn ein Kandidat häufiger den Job gewechselt hat, ist das nicht immer ein Zeichen von Instabilität oder Unfähigkeit. Viele Studien zeigen, dass in den meisten Fällen das Unternehmen, nicht der Kandidat den Wechsel verursacht hat. Schlechte Führung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder mangelnde Wertschätzung – all das führt zu einem „Job-Hopping“, das auf den ersten Blick negativ wirkt, aber eigentlich einen wertvollen Hinweis gibt. Nämlich dass das Unternehmen jetzt die Chance hat, es besser zu machen und den Kandidaten langfristig zu binden.

Keine Zeit für Gespräche? Eine häufige Reaktion auf die Empfehlung, sich neue Strategien zur Fachkräftesuche anzusehen, lautet: „Keine Zeit!“ Dabei wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt, innezuhalten und grundlegende Probleme anzugehen, bevor es zu spät ist. Zeit ist knapp, das versteht jeder. Doch ist es wirklich effizient, sich dem Problem des Fachkräftemangels immer nur passiv zu stellen, anstatt proaktiv nach Lösungen zu suchen?

Austausch mit anderen Unternehmern – Konkurrenzangst? Netzwerken ist Gold wert – und doch scheuen viele Unternehmen den offenen Austausch mit Kollegen oder sogar Wettbewerbern. Man will nicht „zu viel preisgeben“ oder die Konkurrenz ins Haus holen. Doch der offene Austausch kann wertvolle Erkenntnisse bringen. Warum nicht von den Fehlern und Erfolgen anderer lernen, anstatt das Rad jedes Mal neu zu erfinden? Netzwerke können helfen, neue Wege zu finden, auf die man alleine vielleicht nie gekommen wäre.

Mehr Präsenz dort, wo die Fachkräfte sind: Fachkräfte tummeln sich längst nicht mehr auf den traditionellen Wegen. Unternehmen müssen sich dorthin bewegen, wo die Talente sind: auf Social Media, Karrieremessen und in digitalen Netzwerken. Doch viele Verantwortliche sagen: „Wie soll ich das zeitlich realisieren?“ Ja, das kostet Zeit und Mühe, aber wer es versäumt, sich dort zu zeigen, wo potenzielle Mitarbeiter suchen, bleibt unsichtbar. Digitale Präsenz ist kein „Nice-to-have“, sondern eine Notwendigkeit im Wettbewerb um die besten Köpfe.

Sind Sie auf Social Media aktiv? Wo soll ich die Zeit hernehmen, lautet hier oftmals die Antwort, und vielleicht ist sie berechtigt. Aber lassen Sie uns ehrlich sein: In einer digitalisierten Welt ist die Frage vielmehr, ob man es sich leisten kann, nicht präsent zu sein. Toptalente erwarten heute von Unternehmen, dass sie online präsent sind. Ein starkes Employer-Branding, das authentisch ist und zeigt, dass man nicht nur Mitarbeiter sucht, sondern auch etwas zu bieten hat, ist entscheidend. Wer diesen Trend ignoriert, wird im Wettbewerb um die besten Fachkräfte bald ins Hintertreffen geraten.

Was tun Sie, um gute Fach- und Führungskräfte zu gewinnen? Wir sind ein tolles Unternehmen mit vielen Angeboten – viele Unternehmen setzen auf das, was sie intern bereits für gut befinden: „Wir bieten doch so viel!“ Aber die besten Angebote nützen wenig, wenn sie niemand wahrnimmt. Employer-Branding und gezielte Ansprache sind unverzichtbar, um sich im Fachkräftewettbewerb zu behaupten. Vor allem die Generation ab 50+, die oft übersehen wird, ist hier eine unterschätzte Quelle. Sie bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch Loyalität und Bereitschaft mit, sich langfristig im Unternehmen zu engagieren.

Fazit

Der Fach- und Führungskräftemangel ist sichtbar, aber er ist kein unüberwindbares Problem. Unternehmen, die weiterhin in starren Denkmustern verharren, werden langfristig Probleme haben, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu binden. Statt die Generation ab 50+ vorschnell auszusortieren oder an einem vermeintlich perfekten Lebenslauf festzuhalten, sollten die Chancen in unkonventionellen Kandidaten erkannt werden. Fehlerkultur, Offenheit für neue Wege und eine starke Präsenz auf den relevanten Kanälen – das sind die Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Fachkräftegewinnung. Der Erfolg gehört denen, die bereit sind, Altes zu hinterfragen und Neues zu wagen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, gute Gespräche und den Blick für das Wesentliche.

Bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst Ihr Michael H. Hahl

MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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