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Food for Future

Die Corona-Pandemie führt dazu, dass wieder mehr selbst gekocht wird, denn im Lockdown sind Restaurants und Kantinen geschlossen. Wer daheim kocht, setzt in der Regel auf frische regionale und gesunde und hochwertige Lebensmittel - bevorzugt Obst und Gemüse. Viele Supermärkte haben deshalb schon im ersten Lockdown ihr Personal aufgestockt.

Vor allem der Frischebereich legte zu. Von dieser Entwicklung profitieren nicht nur die großen Supermärkte und Discounter, sondern auch die Bioläden, Wochenmärkte und Feinkosthändler. Immer mehr Menschen erkennen, dass gute Produkte auch mehr kosten, weil sie einen anderen Wert als billige Massenware haben. Kochen hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung unseres Planeten und ist deshalb mehr als reines Zubereiten von Lebensmitteln. So sagte der Zen-Meister Shunryu Suzuki einem Mann, der gerade Koch in einem Meditationszentrum geworden war: „Du arbeitest nicht nur am Essen, du arbeitest auch an dir selbst und an anderen Menschen.“ Viele Menschen genießen es mittlerweile, endlich etwas mehr Zeit in ihre Ernährung zu stecken und nach einem natürlichen Leben abseits des tradierten ökonomischen Systems zu suchen, weil ständiger Druck ihr individuelles Lebenstempo verschärft und die Welt zunehmend unsicherer und komplexer wird.

„Stress ist der größte Feind auf dem Weg zur grünen Küche.“ (Martin Kintrup)

Zu den wichtigsten nachhaltigen Zielen im Bereich Ernährung gehören die Bevorzugung regionaler Produkte (Stärkung der Regionalwirtschaft, kürzere Transportwege) und Produkte aus biologischem Anbau. Martin Kintrup lebt auf einem Bauernhof am Stadtrand von Münster. Die Liebe zur Natur bekam der Sohn eines begeisterten Gärtners schon in die Wiege gelegt. Während des Landschaftsökologie-Studiums entdeckte er das Kochen für sich. In einem Restaurant in Münster kochte er mehrere Jahre und begann Kochbücher zu schreiben. Seit rund 16 Jahren arbeitet er als Autor und inzwischen auch als Foodstylist. „Wir sollten uns bewusst sein, wo und unter welchen Bedingungen unsere Lebensmittel produziert werden, welche Inhaltsstoffe sie besitzen, wann sie Saison haben, statt blindlings zuzugreifen“, sagt Kintrup, der nur leicht verarbeitete Produkte ohne unnötige Zusatzstoffe verwendet. Für die schnelle Alltagsküche nutzt er ein cleveres Baukastenprinzip - er setzt allerdings voraus, dass zu Haus ein Vorrat an Zutaten vorhanden ist.

Die wichtigsten Dimensionen des nachhaltigen Kochens nach Kintrop:

1. Konsum von Fleisch und tierischen Produkten stark reduzieren

2. Ökostrom und effiziente Küchengeräte verwenden

3. Lebensmittel regional, saisonal, bio

4. Den Einkauf auf Nachhaltigkeit trimmen

5. Lebensmittelabfälle minimieren

6. Multiplikator werden.

Martin Kintrup möchte mit seinem aktuellen Buch „Food for Future“ zum Nach- und Umdenken beitragen und das nötige Rüstzeug für die nachhaltige Ernährung vermitteln: Rezepte, theoretische Grundlagen sowie praktische Tipps zum plastikfreien Einkaufen, Zero Waste-Alternativen zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln und nachhaltigen Gärtnern von eigenem Gemüse und aromatischen Kräutern sowie Infos über den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln. Dazu liefert er auch ein paar ermutigende Zahlen:

• Über 34.000 Biobauernhöfe erwirtschaften ihr Land nach ökologischen Kriterien.

• 2.600 Bioläden und Biomärkte vertreiben Produkte aus ökologischer Landwirtschaft.

• Auf 3.300 Wochenmärkten können lokale, saisonale Produkte unverpackt gekauft werden.

• Bei rund 300 solidarischen Landwirtschaftsbetrieben kann man Mitglied werden und Ernteanteile beziehen (häufig mit Bio- oder Demeter-Siegel).

• Über 125 Unverpackt-Läden bieten unverpackte Lebensmittel an.

• In 3.000 Hofläden können Produkte aus der direkten Nachbarschaft gekauft werden.

• 800 Weltläden verkaufen fair gehandelte Produkte aus Entwicklungsländern und unterstützen damit weltweit Kleinbauern.

• 8.000.000 Menschen verzichten in Deutschland auf Fleisch oder erzähren sich komplett pflanzlich. (Stand: 2020)

Weiterführende Informationen:

Martin Kintrup: Food for Future für jeden Tag – Einfach nachhaltig kochen. Fotografie: Vanessa Jansen. Südwest Verlag 2021.

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Catherine Hoffmann und Franz Kotteder: München kocht. In: Süddeutsche Zeitung (17./18.4.2021), S. 71.

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Küchen-Kultur und Lebensart: Warum Verantwortung nicht zwischen Herd und Kühlschrank aufhört. Amazon Media EU S.à r.l. 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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