Headhunter verrät: Warum der Ausstieg aus der Beratung oft scheitert
Seit Jahren höre ich von etlichen Gesprächspartnern, dass sie sich einen Inhouse-Job, also eine Position in einem Industrieunternehmen bzw. beim Endkunden, wünschen. Wer schon einige Jahre bei Beratungsunternehmen im IT- und SAP-Umfeld gearbeitet hat, der weiß ganz genau, welche Vor- und Nachteile sich aus diesem Arbeitsverhältnis ergeben.
Doch nach einiger Zeit stellt sich immer wieder der Wunsch nach dem sogenannten Seitenwechsel ein. Hier verrate ich dir, warum dieser Wunsch oft gar nicht vollzogen wird und warum nach dem Wechsel die Enttäuschung sehr groß sein kann.
Vor- und Nachteile bei Unternehmensberatungen beziehungsweise im Consulting
Warum sich der Einstieg in die Unternehmensberatung lohnt? Hohe Gehälter, internationale Projekte und ein schneller Aufstieg ins Management: Eine Karriere im Consulting hat viele Gründe. Für dich ergeben sich in einer Anstellung bei einem Beratungsunternehmen – fast egal, auf welchem Level – folgende Vor- und Nachteile (diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
Vorteile
Den Turbo zünden: Steile Lernkurve zu vielen Themen
Hoch hinaus: Sehr gute Aufstiegschancen als Fachexperte oder auch als Führungskraft
Entlohnung: Einsatz wird meist sehr gut bzw. überdurchschnittlich bezahlt
Keine Routine: Abwechslung in den verschiedenen Projekten und Themen ist garantiert
Travel: Wenn du willst, kannst du überall sein – oder auch nicht
Nische: Der Weg zum Expertentum ist sehr einfach
Netzwerk: Du lernst in kürzester Zeit sehr viele Menschen kennen
Gründen: Vom Berater zum Gründer kannst du es schaffen
Nachteile
Hohe Arbeitslast: 50- oder 60-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit
Sozialleben: Bleibt oft auf der Strecke
Anerkennung: Die bleibt oft intern wie auch extern aus
Konkurrenzkampf: Unter Kollegen gibt es nicht nur Freunde
Reisen: Oft unterwegs und weniger familienfreundlich
Da lässt sich relativ einfach folgendes Fazit ziehen: Passend zu deiner aktuellen Lebensphase und abhängig von deinen persönlichen Zielen macht ein Job im Consulting absolut Sinn. Doch die Entscheidung, wann du einsteigst und wie lange du das machen willst, kann und wird dir niemand abnehmen. Da liegt der Ball auf deiner Seite.
Seitenwechsel
Warum der Seitenwechsel in ein Industrieunternehmen nach einiger Zeit im Consulting oft scheitert, erfährst du jetzt:
Dein Gehalt ist für viele Unternehmen einfach zu hoch und nicht bezahlbar. Da darfst du dann einfach Abstriche im Zielgehalt machen, wenn du zum Endkunden möchtest.
Viele Industrieunternehmen scheuen sich vor diesen dynamischen Beratertypen – die schnell Veränderung einleiten wollen und zum Teil auch gut durchsetzen können.
Viele Industrieunternehmen haben Respekt davor, dass sie dich nicht lange halten können und du wieder gehen wirst.
Doch meiner Meinung nach ist es viel spannender, was in unzähligen Fällen passiert, wenn du den Seitenwechsel doch vollzogen hast:
Was du dir so sehnlichst gewünscht hast, tritt wirklich ein – ein Kunde, ein Projekt und immer dieselben Themen. Du langweilst dich spätestens nach fünf Monaten.
Du stellst fest, dass der Veränderungswille z.B. zum Thema Digitalisierung in Industrieunternehmen theoretisch hoch ist, praktisch jedoch die Mühlen sehr langsam mahlen.
Die Entscheidungsfindung bzgl. neuer innovativer Themen wird oft verschoben und du kannst dein Knowhow nur schwer up-to-date halten.
Fehlt noch was?
Doch fairerweise gilt es auch zu erwähnen, dass immer wieder Mitarbeiter genau im Seitenwechsel ihre Berufung finden und sich nach der Tätigkeit im Consulting jetzt richtig wohlfühlen.