Höflichkeit: ein Statement gegen die Gräuel dieser Welt
Das menschliche Bedürfnis nach einer eigenen Haltung zeigt sich auch in gutem Benehmen. Wer heute auf grundlegende Elemente der Höflichkeit, des gesunden Menschenverstandes und des guten Stils setzt, möchte auch Orientierung gewinnen in einer Zeit der Unordnung und Krisen.
Sie sollte wieder verstärkt in unseren Alltag einziehen. Wenn wir im Großen schon nichts ändern können, dann wenigsten im Kleinen, das sich vielfach in der „guten alten Zeit" findet, der sich seit Jahren auch der Musiker Max Raabe und sein Palastorchester widmet. Er singt Lieder von Textdichtern und Komponisten der Zwanziger und Anfang der Dreißigerjahre. Dazu gehören auch Gassenhauer der Comedian Harmonists. Das ist keine Unterhaltung als „Masche", kein Nostalgiefimmel, sondern Wahrheit „im Kern", wie er sagt. Er lenkt in Krisenzeiten wie diesen nicht ab, sondern zu etwas hin: zu mehr Gelassenheit und guten Manieren. In den vergangenen Jahren wurde das Bedürfnis danach immer größer.
Ein wichtiger Impuls dafür war auch das Buch "Manieren" von Asfa-Wossen Asserate, Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus und Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie. In seinem Bestseller übersetzte er den berühmten Knigge in die Gegenwart und konzentrierte sich auf eine neue und zeitgemäße Etikette. Asserate zeigte, dass die Deutschen ein bedeutendes kulturelles und nachhaltiges Kompendium besitzen nach dem Motto: „Schaut her, hier sind all diese Werte. Beschäftigt euch damit und reicht sie an die nächste Generation weiter." Für ihn sind sie der ästhetische Ausdruck der Moral, das Parfüm, mit dem wir zeigen, dass wir nicht stinken:
Sie drücken nicht nur Menschwerdungsakte, sondern auch eine tiefe Symbolik von Nachhaltigkeit aus. Was im richtigen Leben gilt, sollte ebenso im Internet gelten. Auch Unternehmen sollten sich mit diesem Thema stärker beschäftigen, denn es stärkt das Selbstvertrauen und Auftreten moderner Mitarbeite:rinnen und verleiht der internationalen Geschäftswelt mehr Stil und Eleganz. Wer sich stilsicher bewegt, fällt positiv auf und wirkt kompetenter. Dabei sind Authentizität und nicht aufgesetztes Verhalten gefragt - gutes Benehmen lässt sich nämlich nicht wie Vokabeln pauken. Es ist auch eine Frage der Herzensbildung und der inneren Einstellung. Höflichkeit ist die Sprache, die weltweit verstanden wird und Vertrauen aufbaut. Aber sie muss ehrlich sein. Gutes Benehmen kommt vor allem von innen. Menschen erkennen sehr schnell, ob Gesten antrainiert oder echt sind.
Zeit für Höflichkeit und gute Manieren
Asfa-Wossen Asserate: Manieren. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 2005.
Alexandra Hildebrandt: Manieren 21.0: Warum gutes Benehmen heute wieder salonfähig ist. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.