Martin Gaedt

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für Provotainment, Leben und Arbeit, cleveres Recruiting, Wirtschaft & Management

Holz als nachhaltiger Baustoff für Wolkenkratzer und Theater mit gutem Raumklima

© Bernard Hermant, Unsplash

Als Baustoff wird Holz neu entdeckt. Wolkenkratzer, Schulen, Bahnhöfe, Brücken und Theater aus Holz sind attraktiv und umweltfreundlich, sie speichern CO2 und bietet ein gutes Raumklima.

Für den Architekturprofessor Alexander Stahr ist Holz der ideale Baustoff: „Ich denke, dass das Holz der Baustoff der Zukunft ist. Also wenn Beton der Baustoff des 20. Jahrhunderts war, dann ist Holz mit Sicherheit der Baustoff des 21. Jahrhunderts.“

Grundbedürfnis Wohnen

Menschen mieten oder kaufen Wohnungen und Häuser, um sicher zu wohnen. Es gibt 19,3 Millionen Wohngebäude in Deutschland und 42,5 Millionen Wohnungen. 2019 wurden 277.400 neue Wohnungen gebaut. Und der Bedarf an Wohnraum steigt weiter. Neben Wohnhäusern werden Bürogebäude, Verwaltungen, Fabriken, Bahnhöfe, Theater, Sportarenen, Einkaufszentren und vieles mehr gebaut. Beton ist dabei einer der wichtigsten Baustoffe weltweit.

Beton gilt als sicher und stabil, doch er hat einen großen Nachteil. Bei der bisher üblichen Zementherstellung entstehen weltweit 2,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Beton verursacht rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Klimaschutz ist ein wesentlicher Antrieb, einen alten Baustoff neu zu entdecken.

Holz speichert CO2

Holz kann Probleme lösen. Beim Bau mit Holz wird CO2 gespeichert anders als Betonbauten, die CO2 freisetzen. Ein 84 Meter hohes Gebäude in Wien, genannt „HoHo“ für Holz-Haus, besteht zu 75 Prozent aus Holzteilen. 800 Säulen aus österreichischer Fichte tragen die 24 Stockwerke zusammen mit einer deutlich reduzierten Stahlbetonkonstruktion. Auch die Wandelemente und die Decken sind aus Holz. Sie bilden zusammen mit den Holzsäulen einen bleibenden CO2-Speicher.

Auch in einem neuen Supermarkt in Wiesbaden ist Holz der Hauptbaustoff. Der Neubau besteht aus 1.100 Kubikmetern Nadelholz aus Deutschland und speichert rund 700 Tonnen CO2.

Geringes Gewicht und kurze Bauzeiten

Ein weiterer Vorteil von Holz als Baustoff sind kürzere Bauzeiten. Der Rohbau eines 2017 in Leipzig-Grünau eingeweihten mehrstöckigen Wohnhauses stand in nur fünf Wochen. Die 25 Zentimeter dicken Holzwände kamen in vorgefertigten Teilen aus einer Torgauer Tischlerei. Diese Bauweise verkürzt die Bauzeit. Holz ist der Hauptbaustoff, nur das Treppenhaus ist aus Beton.

Holz ist leicht und eignet sich gut für Aufbauten auf bestehenden Gebäuden. So werden in Berlin-Lichtenberg auf einem sechsgeschossigen Plattenbau zwei Etagen ergänzt. In die 50 neuen Wohnungen sollen die Mieter:innen bereits im Frühjahr 2022 einziehen können.

Diese Aufbauten in Lichtenberg entstehen in einer sogenannten Hybrid-Holzbauweise. Im Holzhybridbau werden sowohl Holz als auch Beton verbaut. Tragende Säulen und Außenwände sind beispielsweise aus Holz, während das zentrale Treppenhaus aus Beton gegossen ist. Holz und Beton übernehmen gemeinsam die statischen Lasten. 

Früher lag die Grenze der Belastbarkeit bei einem Vollholzbalken, der aus einem ganzen Baumstamm gesägt wurde. Heute kann Brettschichtholz die Vollholzbalken ersetzen und immer mehr Last tragen. Brettschichtholz besteht meist aus Nadelholz und wird in mehreren Holzlagen geleimt. Diese geleimten Elemente sind stabiler als einzelne Stämme und werden als Stützen in hohen Häusern, in Türmen und als waagerechte Träger in Hallen und für Dächer eingesetzt. 

Wohlfühlfaktor

Von Natur aus wertvoll“ wird das neueste Hamberger Hochhaus aus Holz angepriesen. Im Spember 2021 wurde der Grundstein gelegt. Das sogenannte "Roots" ist mit 18 Stockwerken ein Teil des Entrées für das Elbbrückenquartier in der Hamburger HafenCity und bietet 181 Wohnungen. Holz bietet eine andere Optik, Haptik und anderen Geruch als Beton. Auch in diesem Gebäude ist nur das zentrale Treppenhaus ist aus Beton. Fassade, Decken, Zimmerwände sind aus Holz bis ins 18. Stockwerk. 5.500 m³ Nadelholz werden verbaut.

Der Architekt Jan Störmer betont die Chance: „Die Grenzen der Einsatzmöglichkeiten von nachwachsenden Rohstoffen im großmaßstäblichen Hochbau auszuweiten, stellt nicht nur für uns Architekten eine der spannendsten bautechnischen Herausforderungen dar. Das Spektrum an intelligenten und zukunftsweisenden Ansätzen im gesamten Planungs- und Bauprozess mit Holz ist groß – die Zeit ist reif, die vielfältigen Möglichkeiten auszuschöpfen.“ Vom Wohlfühl-Faktor des Bau- und Werkstoffes Holz werden alle Bewohner profitieren, ist Architekt Störmer überzeugt. „Und nicht zuletzt sparen sie an Energiekosten – Holz hat hervorragende Dämmeigenschaften.

Gutes Raumklima

Integriert in die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn war ein mehrstöckiges Wohnhaus aus Holz. Hervorgehoben wurde das besondere Raumklima im Gebäude: „Als Skaio-Bewohner profitiert man […] von dem außerordentlichen Raumklima im Holzhochhaus mit viel sichtbarem Holz.“ In diesem Jahr ist dieses mehrstöckige Wohnhaus aus Holz Preisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2021.

In Frankreich zeigt ein Schulbau die Potenziale von Holz und Glas, um eine besondere Atmosphäre zum Lernen zu kreieren.

In Tokio bietet eine neue Sporthalle mit einer 90 Meter langen Holzdecke eine einmalige Atmosphäre für Sportler:innen und Zuschauer:innen. Etwa 2.300 Kubikmeter Holz wurden in der Halle verbaut.

Wärmedämmung und Kühlung

Einen Weltrekord bei der Wärmedämmung, einen sechsfachem Brandschutz und die höchste Erdbebensicherheit beim Bau von energieautarken Häusern verspricht die Thoma Holz GmbH aus Österreich.

Holzbauten tragen auch zur Kühlung von Städten bei. Die wachsenden Großstädte werden im Sommer immer heißer. Um die Metropolregion Madrid wird zur Kühlung ein Wall aus 500.000 Bäumen gepflanzt. Auch weitere regenerative Baustoffe bekommen immer größere Bedeutung wie Hanf

Ökologische Mobilität

Neapel ist nach Rom und Mailand die drittgrößte Stadt Italiens. Dort wird aktuell das Dach einer U-Bahnstation aus Holz gebaut. Der visuelle Eindruck soll an eine Blase erinnern, die aus einem Vulkan kommt.

Auch kleinere Wartehäuschen an Bus- und Bahnstationen können zukünftig vermehrt aus Holz gebaut werden wie dieses Beispiel in Koria, Finnland.

Am Hauptbahnhof Eberswalde wird ein Fahrradparkhauses aus Holz gebaut. Über 600 Fahrräder finden dort Platz zum Parken. Zusätzlich wird das Dach begrünt und eine Photovoltaikanlage bietet eine Eigenstromversorgung. Somit wird ökologische Mobilität gestärkt mit ökologischer Bauweise.

Höhenrekorde und visuelle Akzente

Lange galt das Bauen mit Holz als unsicher. Die bereits beschriebene Hybrid-Holzbauweise mit Brettschichtholz ermöglicht permanente Höhenrekorde beim Bauen mit Holz. Inzwischen sind sechszehn Stockwerke normal wie beim Burrard Exchange Tower in Vancouver, Kanada. In Norwegen steht der Mjøsa Tower mit 85,4 Metern. Die 18 Stockwerke beherbergen Büros, ein Hotel und Apartments.

Das „Z8“ ist ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in Leipzig-Lindenau. Die Holzmassivbauweise gewinnt den Architekturpreis der Stadt Leipzig 2019 mit der Begründung: „Mit der dynamischen Eckrundung, mit der sich der Baukörper auf die Straßenkreuzung zu schieben scheint, setzt es einen markanten Akzent.“

Höher wird ein Hochhaus aus Holz in Berlin mit 29 Stockwerken und über 100 Metern. Geplant ist eine vielseitige Nutzung auf 18.000 Quadratmetern. 60 Prozent sind Wohnfläche, 25 Prozent Gewerbe und 15 Prozent für einen Kindergarten, eine Co-Making-Werkstatt und Gemeinschaftsräume.

Außergewöhnliche Optik

Und Spaß machen Holzkonstruktionen auch. In den Schwung einer kurvigen Fußgängerbrücke aus Stahl und Holz sind Sitzbänke integriert. Die Brücke verbindet Menschen auf zwei Seiten eines Baches in Fort Worth, Texas.

In Sankt Petersburg steht der Ybyrá Corporate Tower mit einer außergewöhnlichen gekurvten Beule, die wunderschönen Schwung in den Wolkenkratzer bringt und über die ganze Stadt zu sehen ist.

Welche wunderschöne Optik mit Holzbauten möglich ist, zeigt das Sara Kulturhus im schwedischen Skellefteå. Es zählt zu den höchsten Highrise-Strukturen der Welt, die ganz aus Holz gebaut sind. Das fast 80 Meter hohe Sara Kulturhaus beinhaltet sechs Theaterbühnen, die Stadtbibliothek, zwei Kunstgalerien, dem höchsten Hotel aus Holz mit 205 Zimmern, ein Konferenzzentrum, Restaurants und eine Skybar. Auch bei diesem Mammutprojekt aus Holz ist die Reduktion des CO2-Fußabdrucks ein wesentlicher Antrieb.

Sicherheit beginnt im Kopf

Die Größte Herausforderung lag laut den Architekten Robert Schmitz and Oskar Norelius darin, die Sicherheitsbedenken auszuräumen und vom Holzbau zu überzeugen. Was man designen kann, kann man auch aus Holz bauen, ist der Architekt Oskar Norelius überzeugt.  Die Vision geht weit darüber hinaus, es geht um Dialog und darum, ganze nachhaltige Städte zu bauen.

Noch sind sowohl Verwaltungen als auch Bürger:innen eher skeptisch, wenn mit Holz gebaut wird. Ist Holz im Wolkenkratzer sicher? „Es braucht diese positiven Beispiele, um auch in den Köpfen der Menschen, die nichts mit dem Bauen zu tun haben, zu verankern, dass es nicht nur gesund ist, in einem Holzhaus zu wohnen, sondern, dass man dort auch sicher ist.“ sagt Alexander Stahr, Professor in Leipzig.

Viele Beispiele zum Bauen mit Holz zeigt diese Dokumentation im ZDF vom April 2021: „Hoch hinaus mit Holz – wie sich das Bauen verändert“. 

Vision klimafreundlich

Bauen ist wichtig, denn Menschen brauchen Orte zum Wohnen, für Hobbys, zum Arbeiten und für Gemeinschaft. Da der Bausektor einer der größten Umweltverschmutzer ist, muss Bauen umweltfreundlicher und im besten Fall klimaneutral werden. Für diese Vision haben sich Wissenschaftler:innen zusammengetan, m Bauen zu transformieren. Ihre gemeinnützige Organisation heißt „Bauhaus der Erde“.

Sogar in der Weltraumforschung wird aus ökologischen Gründen mit Holz experimentiert. 2021 startet der erste Satellit aus Holz ins All.

Wer schreibt hier?

Martin Gaedt
Martin Gaedt

Autor, Keynotes 4 TAGE WOCHE - mehr Gesundheit, Freizeit, Umsatz und Bewerbungen, Provotainment GmbH

für Provotainment, Leben und Arbeit, cleveres Recruiting, Wirtschaft & Management

Martin Gaedt ist Autor von "4 TAGE WOCHE", "Rock Your Work", "Rock Your Idea" und "Mythos Fachkräftemangel". Er ist Provotainer und hat seit 2014 in 650 Keynotes mehr als 100.000 Gäste begeistert, provoziert und entertaint. Seit 1999 gründet er Unternehmen und stellt 44 Fragen, der Anfang des Neuen.
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