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Thanks to Yan Krukov@pexels.com

„Ich habe meinen Traumjob mit 58 gefunden.“ Ein Interview – echt, ehrlich, authentisch und mutmachend

Vor Kurzem schrieb mich ein Leser zu einem meiner Beiträge an und berichtete mir, dass er sogar mit 58 Jahren seinen Traumjob gefunden habe. Für Sie, liebe Leserinnen und Leser der Generation 50+, und weil ich sehr neugierig war, habe ich ihn zu einem Gespräch eingeladen, damit er ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. Wir hatten einen sehr angenehmen und wertschätzenden Austausch, von dem ich nun gern berichte. Vielleicht lassen Sie sich von den Antworten, Ideen und Sichtweisen inspirieren. Vielleicht erkennen Sie auch einen guten Ansatz für Ihren ganz persönlichen Bewerbungsprozess.

Ich hatte verschiedene Fragen für unseren Austausch vorbereitet, um so intensiv wie möglich seine Beweggründe und Vorgehensweise zu erfahren und für Sie wertvolle Informationen zu generieren.

Viel Freude beim Lesen.

Der Grund für den Job-Wechsel?

Im Jahre 2020 hat mein Gesprächspartner nach 41 Jahren Betriebszugehörigkeit seinen Job gewechselt. Natürlich habe ich ihn nach den Gründen gefragt, denn 41 Jahre ist ja fast ein halbes Leben und da hat man doch sicherlich einen ganz besonderen Bezug zu seinem Unternehmen aufgebaut und entwickelt. Dem war nicht ganz so, denn er wechselte, weil er im wahrsten Sinne des Worts „kalt gestellt“ wurde. Er bekam plötzlich schlechte Beurteilungen dort, wo er bis dato noch sehr gut war. Diese Ungerechtigkeit forderte dann auch seinen persönlichen Tribut. Durch die entstandene psychische Belastung bauten sich Depressionen auf. Er fiel aus, und als er zurückkam, hatte man sich, anstand eines „Herzlich willkommen“ oder eines „Schön, dass Du wieder da bist“ eine unterwertige Beschäftigung ausgedacht, die man ihm anbot. Aus diesem und anderen internen Gründen hatte mein Interviewpartner gar keine andere Wahl, als „zu gehen“.

Hatten Sie bereits Jobangebote oder sind Sie vorher ausgeschieden?

„Nein, ich kündigte und ließ mich freistellen, obwohl ich keinen neuen Job in Aussicht hatte. Mit 58 Jahren ist dies ein Wagnis, welches sehr gut überlegt werden muss. Im Nachhinein war es jedoch für mich die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, ein echter Glücksfall. Ich hatte einfach das Verlangen, etwas anderes zu machen.“

Wie haben Sie sich gefühlt, und was haben Sie getan, als Sie die Jobzusage bekamen?

„Ich habe gejubelt und war einfach nur happy. Dann habe ich es sofort meiner Frau erzählt. Das Besondere daran war, dass ich zuvor eine Absage auf genau diese Stelle erhielt, da ich nur die Nummer zwei war. Aber ich habe nachgehakt und hatte das Quäntchen Glück, dass die erste Wahl sich gegen die Stelle entschieden hatte, und so bekam ich dann den Anruf.

In diesem Zusammenhang lautet mein Rat an alle Leserinnen und Leser, die sich im hohen Alter bewerben müssen: „Niemals aufgeben, immer fest an sich glauben und sich Hilfe holen.“

Wie sah Ihre „Bewerbungsstrategie“ aus. Hatten Sie eine?

„Ich habe meine neue Stelle auf einer bekannten Jobsuchmaschine gefunden. Ich stellte mir hierbei immer die Frage, was macht eine Bewerbung für mich interessant? Wie kann ich mich am besten verkaufen? Meine Frau ist im Personalbereich tätig, sie bestärkte mich immer wieder mit den Worten „Deine Altersgruppe wird gesucht“. Ich fragte Sie oft, was würdest Du von mir erwarten?

Für die Gespräche und den Austausch mit meiner Frau, ehemaligen Kolleg*innen, war ich dankbar. Die Tipps und Ratschläge in den Gesprächen, habe ich gerne angenommen und in meinen Bewerbungsprozess eingebaut.

Wie oft haben Sie sich beworben?

„Insgesamt 6 x in 10 Monaten.“ Und warum nur 6x? „Nun, ich habe genau geschaut, welche Positionen für mich in Frage kamen. Da ich schwerbehindert bin, spielte dies ebenfalls eine große Rolle.

Übrigens habe ich bzgl. meiner Schwerbehinderung den Unternehmen immer offen gesagt: „Laden Sie mich wegen meiner Qualifikation ein, nicht wegen meiner Behinderung. Das hat funktioniert und ich hatte ein gutes, ehrliches Gefühl.

Mit dem „Handicap“ und dem Alter bin ich stets offen umgegangen. Ich bin so alt wie ich bin, warum sollte ich dies verheimlichen? Ich kann und möchte es nicht ändern. Es ist gut so, wie es ist und ich brauche mich mit meiner Erfahrung sicherlich nicht zu verstecken. Also zeige ich mich und mache auf mich aufmerksam. Mit mir ist also auch mit 58 noch zu rechnen. Heute bin ich 60 und habe immer noch die gleiche Einstellung. Ich persönlich fühle mich damit wohl, bleibe authentisch und erlebe, dass ich akzeptiert werde.“

Wie sieht Ihr Fazit aus, welches Sie nach dem ganzen Prozess ziehen?

„Ich bin dankbar, auch meinem alten Arbeitgeber und für die Zeit, die ich dort verbracht habe. Das was ich heute mache, könnte ich nie machen, wenn ich mich bei meinem ehemaligen Arbeitgeber nicht entwickelt hätte. Fortbildung ist wichtig, darauf habe ich immer wieder geachtet und tue es heute noch.“

Was geben Sie den Menschen, die sich ab 50+ noch einmal verändern wollen oder müssen mit auf den Weg?

„Tun Sie’s. Wollen Sie wirklich da weitermachen wo Sie aktuell stehen? In dem Film „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner fiel ein Satz, den ich mir stets gemerkt und vor Augen geführt habe: „Das Leben ist kein Spielplatz“. Stehen Sie immer einmal mehr auf, als Sie hinfallen. Ich bin oft hingefallen, aber immer wieder aufgestanden. Entscheidend ist auch, dass sie die Tage ohne einen Job sinnvoll füllen, z. B. mit einem Ehrenamt, in dem Sie sich stärker engagieren. Ein regelmäßiger Tagesablauf ist entscheidend. Nutzen sie ihre Chancen und gehen Ihrem Hobby nach. Nehmen Sie sich Zeit für sich und Ihre Familie. Das ist wichtig und wertvoll. So blieb ich, auch ohne Job, mitten im Leben.“

Und zum Schluss – zwei kurze Fragen, die Sie bitte mit einem Satz beantworten:

„Warum habe ich den Job bekommen?“

„Weil ich gut bin.“

„Wie betiteln Sie Ihren Bewerbungsprozess?“

„Als Glücksfall.“

Liebe Leserinnen und Leser, dem ist nichts hinzuzufügen. Ich hoffe die authentischen Antworten meines Gesprächspartners haben Ihnen gefallen und Mut gemacht, auch im erfahrenen Alter einen neuen Job zu finden. Er hat es geschafft und spricht heute mit 60 Jahren noch von seinem Traumjob. Sie schaffen dies auch, davon bin ich fest überzeugt. Und wenn Ihre Frau oder Ihr Mann nicht in der Personalabteilung arbeiten, kommen Sie einfach auf mich zu. Ich bin gerne Sparringspartner für Ihren Karriereweg ab 45+. Denn herausfordernde Wege geht man am besten nicht alleine und so lade ich Sie ein, dass wir uns einmal über Ihren neuen Weg unterhalten, wenn Sie mögen.

Vielen Dank und bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst

Michael H. Hahl

MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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