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Ist das, was ich mache, noch das, was ich möchte? Die entscheidende Frage einer Generation. Gedankenspiele ab 45+ …

Seit fast 20 Jahren berate ich Menschen zu ihrer beruflichen Situation, ihren Ideen, Vorhaben, Um-/Neuorientierungen, Veränderungen und Neuerungen. Ich liebe meine Arbeit, denn sie ist für mich Berufung, Erfüllung und Veränderung zugleich.

Vor über zehn Jahren habe ich mich auf die Generation 50+, ihre Wege, Erfolge, Kommunikations- und Bewerbungsstrategien spezialisiert. Wenn Sie bereits Artikel von mir gelesen haben, dann wissen Sie, dass für mich die Generation 50+ bereits im Alter von 45 Jahren beginnt. Ab 45 Jahren, in Einzelfällen auch schon etwas früher, bekommt die Bezeichnung „neue berufliche Herausforderung“ eine ganz andere, besondere Bedeutung. Wenn Sie sich in dieser Situation und Altersgruppe befinden, dann wissen Sie, von was ich schreibe, und haben sicherlich schon selbst einige „Herausforderungen“ erlebt und diese auch gemeistert.

Ich habe studiert oder eine gute Ausbildung genossen. Habe mich stets weitergebildet, war offen, interessiert und neugierig. Im Laufe meines Lebens habe ich Jobs und Unternehmen gewechselt, um meinem ganz persönlichen Ziel etwas näher zu kommen, manchmal auch aufgrund des Gehaltssprungs, der mit der neuen Aufgabe verbunden war. Ich habe viel dazugelernt, nationale und internationale Erfahrungen gesammelt. Neue Kulturen begegneten mir und manche Sprachbarrieren musste ich lösen. Ich war Ausbilder, Lehrer, Dozent und Schüler zugleich. In all den Jahren habe ich mir etwas aufgebaut, bin volle Power gefahren, ging manchmal mit dem „Kopf unter dem Arm“ in die Firma und ja, ich war auch im Urlaub erreichbar. Ich habe telefoniert, während die Familie sich am Meer erholte und die Kinder am Strand spielten. Mein Akku war so unglaublich voll und ich voller Tatendrang. Ich wurde geschätzt, ge- und befördert, meine Meinung und Expertise hatten Gewicht und man kam auf mich zu mit Sätzen wie: „Was hältst Du davon?“ oder „Was sagst Du dazu, Deine Meinung ist uns wichtig, Du bist doch unser Experte, wir verlassen uns auf Dich.“

Die Jahre vergingen, rückblickend wie im Flug und wie schnell die Kinder groß werden. Ich habe mich gefestigt, bin seit vielen Jahren im Unternehmen oder habe im Laufe der Zeit gewechselt, vielleicht auch einmal unfreiwillig. Nun bin ich sesshaft geworden und könnte all das genießen, was ich mir aufgebaut und erreicht habe. Mein Job ist ganz ok, eigentlich gar nicht so schlecht, ich kenne mich aus, weiß, was ich zu tun habe und die Kollegen und Vorgesetzten sind nett. Ich komme in der Regel sehr gut mit allen aus. Die Kommunikation ist okay, wir verstehen uns und alles ist im Großen und Ganzen gut. Doch manchmal, erwische ich mich in einer stillen Minute, dass ich darüber nachdenke, ob es, dass schon gewesen ist. Soll ich hier bleiben bis zur Rente oder möchte ich es noch einmal wissen, möchte ich mich noch einmal ausleben, neu erfinden. Wo ist der Mehrwert, ich sehe ihn so gut wie nicht mehr, alles dümpelt so dahin. Vielleicht muss das so sein, vielleicht gehört es zum (Berufs-)Leben dazu, vielleicht ist es der Lauf der Dinge.

Immerhin geht es sicherlich vielen Menschen so wie mir und wenn jeder plötzlich wechselt oder etwas Neues machen wollte, wo kämen wir denn da hin? Komisch nur, dass mich das Gefühl, ausbrechen zu müssen immer öfter befällt. Manchmal rede ich mit meiner Familie darüber, aber so gut sie es alle meinen, sie sind nicht so nah dran wie ich. Sie sind nicht jeden Tag im Unternehmen und erleben, was ich erlebe. Freunde mit denen ich es bespreche teilen sich in zwei Lager. Die einen raten mir „Schuster bleib bei Deinem Leisten.“ Aber es gibt auch viele, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und auch lieber heute als morgen was Neues beginnen würden. Fit genug sind wir alle noch und wir haben etwas, was junge Menschen nicht haben, zumindest nicht in dem Maße. Das ist unsere Stärke und sie heißt „Erfahrung“, Lebens- und Berufserfahrung. Vielleicht möchte ich es denen da draußen zeigen, was ich noch alles drauf habe, vielleicht möchte ich es aber auch mir beweisen, dass ich eben noch nicht zum alten Eisen gehöre und noch ordentlich Power besitze. Ich will noch einmal richtig durchstarten.

Ist das was ich mache noch das was ich möchte. Vielleicht sollte ich die Frage einmal professionell angehen und mich intensiv damit auseinandersetzen, damit diese immer wiederkehrenden Gedanken endlich weggehen. Damit ich endlich wiess, wer ich bin, was ich noch draufhabe, dass ich noch Einiges bewegen und schaffen kann. Ich will es mir noch einmal beweisen und denen da draußen auch.

Fast jeder Mensch stellt sich im Leben diese oder ähnliche Fragen. Seit zwanzig Jahren beobachte ich, dass sich diese Frage im Alter zwischen 45 – 55 Jahren am häufigsten stellt. Haben Sie sich auch schon einmal dabei erwischt, wie Sie sich und Ihren Job hinterfragt haben? Keine Angst, Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Mir hat einmal ein befreundeter Psychologe gesagt, dass sich über 90 % der Menschen, meist der männlichen, diese Frage stellen. Ich gehöre übrigens auch dazu.

Wenn ich mich nun dieser Frage widme und sich möglicherweise durch meine Entscheidung, die ich im Nachgang treffen, mein komplettes Leben und das meiner Familie ändert, empfehle ich sorgsam, überlegt und mit Bedacht an diese Frage heran zu gehen. Ein „Schnellschuss“ aufgrund von Unzufriedenheit im Unternehmen bringt nichts, meist erreicht man das Gegenteil von dem, was man eigentlich damit erreichen möchte.

Meine Empfehlung, neben einem Gespräch mit mir 😉 ist Folgende.

Nehmen Sie sich vor allem Zeit und bevor Sie Ihre Gedanken, Ideen und Visionen mit Jemandem besprechen oder teilen, z. B. Familie, Freunde, gute Kollegen etc. setzen Sie sich bitte ganz alleine und ungestört an einen ruhigen Ort, hinterfragen sich, also hören in sich hinein und schreiben Folgendes auf:

1. Warum möchte ich etwas verändern

2. Was genau möchte ich denn verändern, ist alles schlecht oder sind es Teilbereiche die mich stören

3. Was treibt mich an oder treibt mich Jemand an

4. Wie fühle ich mich bei dem Gedanken und wie fühle ich mich jetzt, wo ich mich intensiv damit auseinandersetze. Habe ich Angst, geht es mir gut, bin ich unsicher oder spüre ich Vorfreude, Erleichterung, Entspannung, Aufregung.

5. Was bringe ich für eine Veränderung mit, psychisch wie physisch.

6. Was möchte ich tun, welche Ideen habe ich.

Das sind nur einige wenige Fragen. Was ich Ihnen damit zeigen möchte ist, dass Sie sich Zeit nehmen sollten über einen so sehr entscheidenden Schritt nachzudenken. Wägen Sie für und Wider ab. Hinterfragen Sie sich und die Situation. Lernen Sie sich nach all den Jahren wieder kennen. Richtig gut kennen. Was ist Ihnen wichtig, was für ein Mensch sind Sie geworden, was wollen Sie wirklich?

Bitte, ich bin beileibe kein Esoteriker, aber so wunderbar so ein Schritt in einen neuen beruflichen und persönlichen Abschnitt auch sein kann, so gefährlich kann er auch sein, wenn er aus dem Affekt, unüberlegt und ins Blaue hinein gemacht wird. Sich neu zu erfinden kann eine wundervolle Erfahrung sein, aber hören Sie in sich hinein, damit der erste Schritt ein überzeugter, starker und auch mutiger Schritt wird. Das wünsche ich Ihnen.

Endstation, Weiterfahrt oder neuer Weg. Für was auch immer Sie sich entscheiden, tun Sie es nie alleine und sprechen Sie erst mit sich selbst und dann mit Menschen die Ihnen wichtig sind. Danach gerne mit mir oder einem meiner Kolleginnen und Kollegen, denn wir kennen Ihre Herausforderungen.

Alles Gute, eine gute Entscheidung und bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst

Michael H. Hahl

MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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