Klare Diversität, paradoxe Sichtweisen. Von der Frau bis zur Generation 50+
Diversität ist wohl eines der spannendsten und seit Jahren aktuellsten Themen. Meist wird es in Verbindung mit der „Frauenquote“ gebracht. Diversity bedeutet Gleichstellung, Akzeptanz und basiert auf Anerkennung, Vertrauen und auf der unvoreingenommenen Chance, zeigen zu dürfen, was man kann. Ungeachtet des Geschlechts, des Alters, der Hautfarbe, der Religion oder einer Behinderung. Ach, wäre das schön, wenn es so einfach wäre und wir alle Diversity nicht nur befürworten, sondern sie auch unterstützen würden.
Mir begegnen in diesem Zusammenhang eine Vielzahl an Widersprüchen, von denen ich heute einmal einige aufgreifen und ansprechen möchte. Ein ganz einfaches Beispiel für das Thema Chancengleichheit für Frauen. Hier sollte sich Jeder eine ganz simple Frage stellen: „Wo wäre ich heute, wenn es keine Frauen gäbe? Richtig, nicht auf dieser Welt.“ Das sollte Antwort genug sein, ist es jedoch leider nicht, denn Undank ist der Welten … Sie wissen, was ich meine. Aussagen wie: „Hinter jedem starken Mann steht auch immer eine starke Frau.“ Kennen Sie sicherlich ebenso. Warum kann die starke Frau nicht einmal vor dem starken oder auch schwachen Mann stehen? Ich bin gespannt, wie das weitergeht.
Paradox geht es auf jeden Fall weiter mit meiner Generation 50+. Diese Generation erstreckt sich beginnend ab dem 45. Lebensjahr bis zum Rentenalter. Marktforschungsergebnisse haben gezeigt, dass dies die interessanteste Zielgruppe ist, wenn es um Marketing, in diesem Falle um die Kaufkraft geht. Viele, gerade produzierende Unternehmen, zielen auf diese Altersgruppe ab. Persoblogger.de veröffentlichte ein Artikel, aus dem ich gerne Folgendes zitieren möchte: „Von den einen begehrt, für die anderen unattraktiv. Für Finanzdienstleister und Marktforscher zählen die Silver Ager (auch Best Ager, Generation 50-plus usw. genannt) zu einer ausgesprochen attraktiven Zielgruppe. Sie machen einen stetig weiter steigenden Anteil an der Bevölkerung aus und sind die zahlungskräftigste Altersgruppe überhaupt.“ Dem gegenüber steht diese Aussage: „Mit Ihrer Arroganz blockieren Personaler unternehmerisches Potenzial und leisten es sich, die wichtige Personengruppe, derer mit 50-plus, zu vernachlässigen oder gar zu ignorieren – Zeit umzudenken!“ (Hier der Artikel …)
Ja, Zeit umzudenken, und zwar allerhöchste. Denn das wirklich Paradoxe ist, dass Menschen, die von Unternehmen aufgrund Ihres Alters abgelehnt werden, für diese Unternehmen aufgrund Ihres Alters zur bevorzugten Zielgruppe gehören. Klingt komisch, ist aber so.
Warum tun wir uns so schwer, Chancen zu vergeben, Menschen mit Ü50+ einzustellen und ihnen einen würdevollen Arbeitsplatz zu geben? Die Vorurteile und darüber habe ich ja bereits mehrfach geschrieben, sind fast alle unstimmig und wurden mehrfach widerlegt. Was machen wir uns da vor? Der Unternehmer, der ältere Arbeitnehmer: innen ablehnt, setzt sich am Wochenende in seinen gepflegten Oldtimer, um an einem Nostalgie-Rennen, wie z. B. dem Mille Miglia teilzunehmen oder es als Zuschauer zu besuchen. Es werden im täglichen Business Zitate von alten, oftmals bereits verstorbenen „Größen“ genutzt, um heutige Sachverhalte und Situationen zu erklären. Vor einiger Zeit teilte mir ein Unternehmer mit: „Ich bin in meiner Strategie ein bisschen wie Napoleon.“
Interessant finde ich es auch, dass Unternehmen mittlerweile Ihre ehemaligen, sich in Rente befindenden Mitarbeiter:innen zurückholen, die Generation 50+ jedoch bei der Vergabe von Positionen ausgrenzen. Paradoxa, wo immer man hinschaut. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Menschen auch nach Beginn des Rentenalters arbeiten zu lassen, so sie dies wollen, finde ich sehr gut. Ich halte es hier mit Lee Iacocca, einem Mann, den ich sehr bewundere und der einst sagte: „Wenn man mit 75 noch seinen Beruf ausüben und Gutes dabei leisten kann, warum sollte man dann ausscheiden müssen?
Erlauben Sie mir, dass ich noch einmal einen Satz aus dem o. g. Artikel auf Persoblogger.de zitiere: „Mit einem klaren Bekenntnis zu 50-plus schafft es Ihr Employer Branding sich klar zu positionieren und sich deutlich von anderen Unternehmen abzuheben.“
Dies ist meine Forderung für meine Generation. Ein klares „JA“ zur Generation 50+, ein klares „Ja“ zur Gleichbehandlung, Gleichberechtigung und Gleichstellung. Gleich, wer es ist – Danke.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg und bitte bleiben Sie gesund.
Herzlichst
Michael H. Hahl