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Klimaschutz ist Führungs- und Managementaufgabe

In unserer Gesellschaft findet derzeit ein tiefgreifender Wertewandel statt, der vor allem durch die jüngere Generation getragen wird.

Dabei wächst die Informations- und Rechenschaftspflicht von Unternehmen - sowohl über die ökonomischen als auch die ökologischen und sozialen Aus- und Wechselwirkungen ihres Handelns. Sie sollten sich immer wieder die Frage stellen, mit welchem Beitrag sich diese Welt vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens nachhaltiger gestalten lässt. Es ist das Ergebnis der Klimaschutzkonferenz (COP21) im Dezember 2015: Insgesamt 195 Nationen der Welt haben rechtsverbindlich unterschrieben, dass sie sich im Kampf gegen den Klimawandel vereinen. Im Unterschied zum Kyoto-Protokoll (Vorläufer) einigten sie sich darauf, langfristige Risiken und Folgen des Klimawandels zu minimeren. Zu den zentralen Zielen gehören die Stärkung ausreichender Maßnahmen für eine gemeinsame Klimapolitik sowie die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs innerhalb des aktuellen Jahrhunderts auf unter 2°C. Die Industrienationen, darunter auch Deutschland, haben sich zunächst bis 2025 verpflichtet, jährlich rund 100 Milliarden Dollar für Klimaschutzprojekte und -initiativen in Entwicklungsländern bereitzustellen.

„Der Forderung, entsprechende politische Rahmenbedingungen für eine Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu schaffen, schließen wir uns an. Für uns heißt das auch, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen und weiterhin die Lupe auf unsere wesentlichen Handlungsfelder richten“, schreibt Henning Rook für den Vorstand der memo AG im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. Alle Shops des Öko-Versenders sowie die Unternehmens-Homepage sind klimaneutral. Es wird mit einem unabhängigen und professionellen Partner (myclimate Deutschland gGmbH) zusammengearbeitet, über den die entstehenden Emissionen ausgeglichen werden. Für das Hosting der Onlineshops werden Partner gewählt, die ihr Rechenzentrum mit zertifiziertem Ökostrom betreiben und einen energieeffizienten Betrieb gewährleisten.

Wesentlichen Einfluss auf die CO2e-Emissionen der Versandsysteme haben hier die Transportemissionen. Seit 2007 werden die nicht vermeidbaren CO2e-Emissionen, die bei der Papierherstellung, beim Druck und beim Versand der Printmedien anfallen, durch Investitionen in anerkannte Klimaschutzprojekte berechnet und kompensiert. „Durch die Herstellung und den Versand unserer Werbemedien haben wir im Jahr 2020 insgesamt 78,7 Tonnen CO2e und damit knapp 8 % weniger als im Jahr davor verursacht“, sagt, Claudia Silber, die hier die Unternehmenskommunikation leitet. Auch die KEP-Dienstleister:innen (Kurier-, Express- und Paketdienste) für den Warenversand werden sorgfältig nach ökologischen und sozialen Kriterien ausgewählt. Im Bereich Paketversand, der den größten Anteil an den Warensendungen hat, wird unter anderem mit Deutsche Post DHL Group kooperiert. Der Onlineversender war eines der ersten Unternehmen, das am konzerneigenen Umweltschutzprogramm DHL GoGreen teilnahm und seitdem die Pakete klimaneutral versendet.

Bereits 2008 hat sie als erster Logistikanbieter ein messbares Klimaschutzziel eingeführt. DHL will nach eigenen Angaben bis 2030 alle neuen Gebäude klimaneutral gestalten, den Kund:innen ein umfassendes Portfolio grüner Produkte bieten und den Anteil von E-Fahrzeugen in der Zustellflotte für die letzte Meile auf 60 Prozent erhöhen. Bis 2050 soll eine Null-Emissionen-Logistik verwirklicht werden. Seit Anfang 2016 arbeitet memo parallel mit der DPD Deutschland GmbH zusammen. Auch mit DPD wird kooperiert, da auch dieses Unternehmen gezielt in die Entwicklung ökologischer Warenzustellung investiert. 2012 wurde hier der CO2-neutralen Paketversand eingeführt. Zudem wird daran gearbeitet, den eigenen ökologischen Fußabdruck durch innovative Lösungen zu reduzieren. In der Hamburger Innenstadt liefert DPD beispielsweise seit 2019 komplett emissionsfrei und konnte dadurch bereits in den ersten sechs Monaten 19 Tonnen CO2e einsparen. Für seine Depotzentren bezieht DPD zertifizierten Ökostrom und setzt in jedem neuen Depot ökologische Baukriterien um. Ziel ist es, den CO2e-Ausstoß bis 2025 um 30 % zu reduzieren (Quelle: memo Nachhaltigkeitsbericht 2021/22).

Niemand mehr kann es sich mittelfristig leisten, das Thema im Kerngeschäft zu vernachlässigen. Es ist von strategischer Bedeutung, denn die Risiken, die sich aus dem Klimawandel vor allem in den Bereichen Produktion, Betriebsabläufe und Lieferkette ergeben, müssen richtig gemanagt werden. Das Motto des Ökoversenders lautet: Negative Umweltauswirkungen vermeiden vor reduzieren vor kompensieren. Die Erstellung der eigenen Umwelt- und Klimabilanz ist hier eine Grundvoraussetzung für die Identifikation von Optimierungspotenzialen und die Umsetzung geeigneter Maßnahmen. Wesentliche Unternehmensprozesse sind vor allem der Warenversand, Geschäftsreisen, die Herstellung und der Versand von Werbemedien sowie der Energie- und Ressourcenverbrauch am Standort in Greußenheim.

Mike Hatert, Head ofg Renewables und Vertriebschef für den DACH-Raum beim Klimaschutzdienstleister First Climate, schlägt vor, im Rahmen der Strategien und Instrumente des betrieblichen Klimaschutzes den Dreiklang aus Vermeiden, Reduzieren und Kompensieren zu erweitern:

  1. Analyse: Inventarisierung der eigenen Treibhausgas-Emissionen (professionelle Berechnung des CO2-Fußabdrucks als notwendige Datengrundlage)

  2. Planung: Definition des eigenen Dekarbonierungs-Zielpfads

  3. Vermeidung/Reduktion von Treibhausgasemissionen

  4. Kompenssation/Neutralisation

  5. Investition: Bereitstellung ausreichender Finanzmittel

  6. Kommunikation.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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