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Künstliche Intelligenz setzt Vertrauen voraus

Das Bewusstsein für ethische Fragestellungen beim Einsatz KI steigt in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Fokus auf ethische Aspekte ist entscheidend, um das transformative Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft auszuschöpfen. Das erkennen auch immer mehr Unternehmen. Eine Studie des Beratungsunternehmens Capgemini zeigt jedoch, dass im Vorjahr nur in Teilbereichen Verbesserungen erzielt werden konnten.

Organisationen sehen zunehmend den Handlungsbedarf hinsichtlich ethischer KI-Systeme: 45 Prozent haben 2020 eine KI-Charta definiert, 2019 waren es nur 5 Prozent. 65 Prozent der Führungskräfte sind sich zudem bewusst, dass KI-Systeme potenziell zu diskriminierenden Entscheidungen führen können. 58 Prozent geben an, ihre Mitarbeiter über die möglichen Auswirkungen der KI-Nutzung aufgeklärt zu haben.

Dennoch verzeichnen KI-Systeme 2020 allein in der ethischen Dimension Erklärbarkeit Fortschritte gegenüber 2019. Zudem meinen nur 40 Prozent der KI-Entwickler sowie 27 Prozent der KI-Anwender aus Marketing und Vertrieb nachvollziehen zu können, wie Entscheidungen durch KI getroffen werden. Auf Seiten der Verbraucher erwarten hingegen 71 Prozent, dass Unternehmen solche Entscheidungen genau herleiten können. Weiterhin setzen 66 Prozent voraus, dass KI-Modelle fair und vorurteilsfrei agieren und Interaktionen transparent ablaufen.

COVID-19 wirkt sich negativ auf die Transparenz von KI-Verfahren aus

Viele öffentliche und private Institutionen haben zusätzliche KI-Technologien eingeführt, um den Folgen der Corona-Pandemie zu begegnen. Entsprechend wird das Vertrauen der Verbraucher in KI-Interaktionen künftig umso wichtiger. Zugleich erhöhen gesetzliche Rahmenbedingungen den Druck auf Unternehmen. So hat die Europäische Kommission ethische Leitlinien entwickelt und die US-Handelskommission FTC hat Anfang 2020 Richtlinien für mehr Transparenz bei Künstlicher Intelligenz aufgestellt.

Letztere sehen vor, dass Verbrauchern bei negativen Entscheidungen – beispielsweise einem abgelehnten Kredit – die zur Entscheidungsfindung zentralen Datenpunkte offengelegt werden. Damit sollen sie die Chance erhalten, falsche oder irreführende Angaben zu korrigieren. Von den Unternehmen geben 62 Prozent (Deutschland: 67 Prozent) an, in ihrer Region geltende Datenschutzbestimmungen wie GDPR zu erfüllen, eine Steigerung um 13 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019.

Unternehmen brauchen einen Chief Ethics Officer

Unternehmen sollten nach Ansicht der Studienautoren eine verantwortliche Führungskraft, etwa einen Chief Ethics Officer, etablieren, um ethisch robuste KI-Systeme sicherzustellen. Momentan ist diese Funktion in 53 Prozent der Unternehmen vorhanden. Über einen Ombudsmann oder eine Hotline, an die sich Kunden und Mitarbeiter bezüglich ethischer Fragen zu KI-Systemen wenden können, verfügt ebenfalls nur jedes zweite Unternehmen.

Zudem sollten auch Führungskräfte der Geschäfts- wie Technologieebenen gewährleisten können, dass die in ihrem Bereich eingesetzten KI-Anwendungen ethische Ergebnisse liefern.

7 Maßnahmen für ein ethisch robustes KI-System

Zusammenfassend heben die Studienautoren sieben zentrale Maßnahmen hervor, die für den Aufbau eines ethisch robusten KI-Systems entscheidend sind und auf einem belastbaren Fundament aus Führung, Steuerung („Governance“) und internen Prozessen basieren müssen. Organisationen sollten:

  1. den beabsichtigen Zweck des KI-Systems präzise beschreiben können und die potenzielle Gesamtwirkung ermitteln,

  2. KI aktiv zum Nutzen von Gesellschaft und Umwelt einsetzen,

  3. die Prinzipien von Vielfalt und Inklusion im gesamten Lebenszyklus der KI-Systeme verankern,

  4. die Transparenz mit Hilfe geeigneter Technologie-Werkzeuge optimieren,

  5. sicherstellen, dass KI-Erfahrungen auf den Menschen ausgerichtet sind und KI-Systeme unter menschlicher Aufsicht stehen,

  6. gewährleisten, dass KI-Systeme technisch robust sindsowie

  7. die Privatsphäre schützen, indem Nutzern die Kontrolle über ihre KI-Interaktionen gegeben wird.

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Künstliche Intelligenz setzt Ethik und Vertrauen voraus – Infografik

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Dr. Hansjörg Leichsenring schreibt über Finanzdienstleistung, Banken und Sparkassen

Seit über 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern und berichte als Herausgeber und Autor des Bank-Blogs regelmäßig über aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleister.

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