Navigation überspringen
article cover
Cover-Ausschnitt: Guiness World Records 2021. Ravensburger Verlag - Ravensburger Verlag

Rekorde der Nachhaltigkeit

Unsere Erfolgs- und Wettbewerbsgesellschaft, die Menschen in Sieger und Verlierer einteilt, steht in ihren negativen Ausprägungen für Egoismus, Durchsetzungswillen und Konkurrenz und Performance.

Was heute zählt, ist das Höher-Schneller-Weiter, das Sammeln von Likes und Follower-Zahlen.

Das bestätigt auf den ersten Blick auch das Guiness World Records 2021: Verwiesen wird hier beispielsweise auf den TikTok-Star Charli D’Amelio, der gerade einmal 16 Jahre alt ist. Auf der Plattform TikTok konnte sie mit ihren Tanzclips mittlerweile schon mehr als 89 Millionen Follower versammeln.Gefeiert wird sie als „erste Person mit über 50 Millionen TikTok-Followern“. Schauspielerin Jennifer Aniston war am schnellsten bei 1 Million Followern auf Instagram. Sie erreichte die Rekordmarke in 5 Stunden 16 Minuten am 15. Oktober 2019. Der Hollywood-Star Robert Downey Jr. wird als "umsatzstärkster Hauptdarsteller" geführt. Seine 29 Filme, darunter "Iron Man", spielten weltweit 13.230.252.186 Euro ein. Seine Kollegin Scarlett Johansson gilt als umsatzstärkste Hauptdarstellerin. In der Rubrik "meistgestreamter Titel auf Spotify in 24 Stunden" liegt Mariah Carey ganz vorn: Am 24. Dezember 2019 wurde ihr Hit "All I Want for Christmas Is You" 12.028.987-mal gestreamt. Drei Tage zuvor brachte er ihr die 19. US-Billboard-Hot-100-Chartspitze ein. Damit erzielte sie die meisten US-Nr.-1-Singles einer Einzelkünstlerin.

Viele Beispiele stellen ausschließlich Wettbewerbsgedanken in den Fokus, dabei geht es heute vor allem um kollektive Begeisterungsfähigkeit, Vertrauen und Gestaltungskraft. Damit verbunden ist auch, dass der Begriff Wettbewerb für viele Menschen einen negativen Beigeschmack hat, weil er nach wie vor zu eng mit dem klassischen Wachstumsbegriff verknüpft ist: „Nur wer sich in einen harten und ‚gnadenlosen‘ Wettbewerb mit anderen begibt, kann überleben. Das ist nicht unsere Philosophie, und wir setzen lieber auf Partnerschaft. Das bringt auch im zwischenmenschlichen Bereich mehr: Wer immer nur die Ellbogen ausfährt, wird diese über kurz oder lang selbst zu spüren bekommen“, sagt Claudia Silber, Leiterin der Unternehmenskommunikation beim Nachhaltigkeitspionier memo. Sie plädiert für eine solidarische Kooperation, in der persönliches Handeln die Verantwortungsübernahme für das Gemeinwohl einschließt. Dieser Unternehmensverweis mag im Buchkontext zunächst unpassend erscheinen – der Sinn erschließt sich allerdings, wenn man die 67. Ausgabe des meistverkauften Jahrbuchs der Welt genauer betrachtet.

Vorgestellt werden nämlich auch außergewöhnliche Rekorde der Nachhaltigkeit.

Dazu gehört etwa die Primatologin und Naturschützerin Dr. Jane Goodall, die ihr Leben dem Studium der Schimpansen widmete. Am 14. Juli 2020 feierte das Projekt, das sie im heutigen Gombe-Stream-Mationalpark startete, seinen 60. Geburtstag und wurde so zur Studie wild lebender Primaten mit der längsten Laufzeit. Auch Greta Thunberg steht im Fokus der Rekorde: Am 23. Dezember 2019 wurde sie mit 16 Jahren die jüngste Person des Jahres des TIME-Magazins. Im August 2018 begann die schwedische Schülerin vor dem schwedischen Reichstag für Klimaschutz zu protestieren, statt in die Schule zu gehen. Über Wochen setzte sie sich täglich vor den Reichstag in Stockholm und zeigte ein Plakat mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“. Mit ihr und der weltweiten Fridays-for-Future-Bewegung setzte ein Umdenken ein: Der Klimawandel wurde vom abstrakten Phänomen und zerfaserten, schwer greifbaren Problem zur akuten Sorge vieler.

„Ich will, dass Ihr in Panik geratet, dass Ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“ (Greta Thunberg)

Als sie elf Jahre alt war und Filme über Umweltzerstörung gesehen hatte, verstärkte sich ihre Angst um den Planeten. Um den Klimakollaps zu verhindern, ist ihrer Meinung nach ein „Kathedralendenken“ erforderlich: „Wir müssen den Grundstein legen, obwohl wir noch nicht genau wissen, wie wir das Dach bauen müssen“, sagte sie am 23. April 2019 vor dem britischen Parlament. Komplexe Themen wie der Klimawandel und andere Themen der Wissenschaft fordern Erklärungen ein, die auch allgemein verständlich sein müssen. Vor diesem Hintergrund erscheint das Guiness World Records 2021 erstmalig in einem anderen Licht.

Weiterführende Informationen:

Greta Thunberg für Kinder: Warum wir Kathedralen-Denken brauchen

Guiness World Records 2021. Ravensburger Verlag. Ravensburg 2020.

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen