Tschüss Alltagstrott! 5 Tipps für mehr Abwechslung im Job
Zu viel Abwechslung überfordert, zu viel Routine langweilt uns. Abwechslung fördert Entwicklung, Routine gibt uns Sicherheit. Doch was ist für Dich ein gesundes Verhältnis im Beruf? Finde es hier heraus ...
Die meisten meiner Klienten wünschen sich mehr Abwechslung im Job. Besonders jene, die schon viele Jahre bei einem Arbeitgeber oder in einer Position sind. Sie sind Experten in ihrem Fach- und Aufgabengebiet, sie kann nichts mehr überraschen und das Tagesgeschäft erledigen sie mit Links. Sie beginnen jeden Tag mit dem Wissen, was auf sie zukommt. Und sie kennen ihre Pappenheimer als Kollegen, Kunden oder Lieferanten bestens. „Ich fühle mich in meinem Job schon lange unterfordert und sehne mich so sehr nach Neuem“, höre ich häufig zu Beginn eines Coachings.
Andere stresst ein zu hoher Grad an Abwechslung und sie sind bei mir, weil sie sich eine neue Position mit mehr Sicherheit, Beständigkeit und Planbarkeit wünschen. Es sind die deutlich selteneren Fälle in der Beratung, doch sie kommen vor. Meist sind es weniger die Aufgaben selbst, die extrem abwechslungsreich belastend sind, sondern die Rahmenbedingungen, die das Gefühl des rastlos Neuem hervorrufen. Chefs, die unberechenbar wie ein Fähnchen im Wind täglich neue Ideen ins Team werfen oder das Treiben im Großkonzern mit einer Restrukturierung nach der Nächsten und einem Wechsel der Vorgesetzten im Quartals-Rhythmus. Es macht sie krank, jeden Morgen nicht wissend in den Tag zu starten, welche immer neue Baustellen auf sie warten.
Wo endet Abwechslung, wo beginnt Routine?
Bevor wir weiter einfach über Routine und Abwechslung im Job sprechen, sollten wir zunächst einmal genauer hinschauen und die beiden Begriffe stärker mit Leben füllen. Was bedeutet Abwechslung oder Routine in Deinem Beruf und für Dich ganz persönlich? Wodurch zeichnet sich Abwechslung im Job für Dich aus und wann wird eine Aufgabe oder Tätigkeit zur Routine? Was braucht es, damit Du etwas als abwechslungsreich empfindest und woran bemerkst Du, dass es zur Routine geworden ist und es Dich belastet?
Ist es der Grad des Neuen oder die Herausforderung des Unlösbaren, das Abwechslung im Job ausmacht? Oder muss es für Dich sogar das kribbelnde Abenteuer auf bisher unterschrittenen Pfaden sein, um das Gefühl von Abwechslung zu verspüren? Ist es bereits Routine, wenn Du eine Aufgabe gekonnt zum zweiten Mal erledigst oder überkommt Dich die gähnende Langeweile, wenn Du einmal im Monat für zwei Stunden einen Report erstellen musst? Ist Routine die tägliche Gleichförmigkeit im Tun oder die zeitweise Abwesenheit von Neuem? Bedeutet Abwechslung nur das vollständig Neue oder auch die leichte Variation von Bekanntem? Du siehst, die Grenzen sind sehr fließend und vor allem Deine persönliche Ansichtssache.
Schaue doch einmal auf Deinen Job und das Tagesgeschäft: Wie definierst Du für Dich die Abgrenzung zwischen Abwechslung und Routine?
Routine ist Erfahrung aus Wiederholung
Mir ist es wichtig, Routine als solche nicht abzuwerten. Wir empfinden Routine oftmals als nervig, langweilig oder sogar krank machend, doch sie hat genauso ihre wertvollen Seiten. Tätigkeiten, die wir routiniert durchführen können, geben uns Sicherheit, Struktur und Halt. Routinearbeit ist in gewissem Maß auch notwendig und nützlich, um Energie für Kreativität freisetzen zu können. Und schließlich macht Routine in vielen Berufen einen großen Wert aus: Ich möchte mich nicht im OP unters Messer legen mit dem Wissen, dass ein Arzt diesen Eingriff zum ersten Mal macht. Ich möchte nicht ins Taxi einsteigen, um dem Fahrer den Weg von A nach B in Köln zu erklären. Und auch das Geschäftsmodell von Aldi lebt davon, dass es an der Kasse einfach routiniert schnell geht. Routine ist die wertvolle Erfahrung aus der häufigen Wiederholung identischer kognitiver oder manueller Aktivitäten.
Und machen wir uns nichts vor – in vielen Jobs ist Routine weniger das nervig mit der Zeit eingeschliffen langweilig Gewordene, sondern Mittel zum Zweck für Produktivität und Effizienz. Es macht einen guten Job, wer Gleichartiges in möglichst kurzer Zeit unter Einhaltung von Prozess- und Qualitätsstandards bearbeitet. Auch wenn viele dieser Routinearbeiten in den letzten Jahren durch Automatisierung und Digitalisierung von Maschinen übernommen oder in Regionen mit niedrigerem Lohnniveau verlagert worden sind, so betrug der Anteil der sogenannten Einfacharbeit in Deutschland 2018 noch 16,5 Prozent ( Quelle: bibb Bundesinstitut für Berufsbildung).
Abwechslung : Routine | Was ist ein gesundes Verhältnis?
Wieviel Abwechslung fördert eine gesunde Entwicklung und wieviel Routine tut noch gut? Aus meiner Arbeit weiß ich, dass es hierfür kein pauschal richtiges Verhältnis gibt. Unser Bedürfnis nach Abwechslung und Routine im Job ist individuell sehr unterschiedlich. Generalisten mögen tendenziell Jobs mit mehr Abwechslung, Spezialisten fühlen sich in ihrer Nische mit Routine in der Tiefe wohl.
Wie sieht es bei Dir aus? Wenn Du einmal 100 Prozent Deiner Arbeitszeit gefühlt auf Abwechslung und Routinearbeit aufteilst – in welchem Verhältnis stehen die beiden Ausprägungen aktuell zueinander?
Wie gesagt, für mich gibt es hier kein Besser oder Schlechter. Es gibt Menschen, die ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit, Struktur und Planbarkeit haben und daher in Jobs mit höherem Routineanteil gut und gesund arbeiten. Andere benötigen das ständig Neue, ziehen Kraft aus Entwicklung und das Abenteuer Job kann gar nicht groß genug sein.
Wenn Du Dir Deinen Traumjob backen könntest – egal, ob es diesen gibt und wie realistisch es ist, dass Du diesen bekommst, welches Verhältnis von Abwechslung zu Routine wäre für die Zukunft ideal?
Mit dieser eigenen Klarheit kannst und solltest Du auf Job- und Arbeitgebersuche gehen und nach solchen Positionen Ausschau halten, die Dir einmal eingearbeitet ein Verhältnis aus Routine und Abwechslung bietet, das für Dich passt. Und solltest Du aktuell nicht in der Situation als Jobwechsler sein oder an die Kündigung Deines Jobs denken, dann sind hier meine 5 Tipps für mehr Abwechslung im Beruf:
Tschüss Alltagstrott! 5 Tipps für mehr Abwechslung im Job
1. Mache bewusst jeden Tag etwas, das Dir guttut
Dies kannst Du ab sofort und ganz leicht in Deinen Alltag integrieren. Ein zu viel an Routine im Job raubt Energie, verführt zu dumpfem Dienst nach Vorschrift und lässt unser Gefühl für die eigenen Stärken und Leistungen immer weiter in den Hintergrund rücken. Es ist wichtig, dass Du wieder neue Kraft tankst, die Du hoffentlich bald in mehr Abwechslung investieren kannst. Bewusstes Handeln ist hier gefragt: Achte jeden Tag darauf, welche Situationen sich im Joballtag ergeben und was Du gezielt tun kannst und Dir selbst auch erlauben solltest, von dem Du weißt, dass es Dir leichtfällt, guttut und Energie gibt. Dies ist natürlich auch eine Übung, die nicht im Feierabend endet, sondern Dir auch im Privatleben guttun kann.
2. Nimm eine neugierige innere Haltung ein
Zu viel Routine verleitet zum Abschalten. Unser Oberstübchen wird bei Routineaufgaben weniger beansprucht und schaltet in den Ruhemodus. Was als Abwechslung zu viel kreativer Arbeit auch mal richtig gut sein kann, führt bei zu hoher Nicht-Beanspruchung jedoch auch dazu, dass sich Ihre innere Haltung und Lust verändert, die gemütliche Komfortzone aus Bekanntem zu verlassen.
Es muss ja nicht gleich das große Job-Abenteuer sein, in das Du dich kopfüber hineinstürzt. Vielleicht ist es jedoch mal ein bewusstes „Warum“, um die Dinge zu hinterfragen und Neues zu entwickeln. Vielleicht ist es auch das stärkere Interesse an den Themen, die Du am Rande Deiner Arbeit erfährst. Du hörst von einem neuen Projekt im Unternehmen und glaubst, hierzu etwas beitragen zu können? Was spricht dagegen, Dich aktiv als Teilnehmer einzubringen? Sei neugierig, was die (Arbeits-)Welt für Dich noch bereithält und schaue interessiert auf jene Möglichkeiten, die sich Dir bieten. Als Chef·in Deines eigenen Lebens kannst Du immer die Entscheidung treffen, wieviel Neues Dir zur Abwechslung guttut.
3. Interessiere Dich für die Menschen in Deinem Umfeld
An Deiner neugierigen Haltung hängt auch das echte Interesse an den Menschen in Deinem Umfeld. Ich bin immer wieder überrascht, was dieser Impuls verändert – privat und im täglichen Miteinander mit Vorgesetzten und Kollegen. Es geht um aktives Zuhören, im Hier und Jetzt sein und das Bewusstsein, echtes Interesse für die Denk- und Verhaltensweisen anderer Menschen in Deinem Umfeldern zu zeigen. Sich in sie hinein zu versetzen, andere Perspektiven und Meinungen zu wertschätzen sowie emphatisch und echt auf eine gute Beziehungsebene zu gelangen. Du wirst bemerken, wieviele schöne Momente und wertvolle Impulse es gibt, die Dein Leben und das Miteinander bunter machen werden.
4. Suche Dir Weiterbildungen, die Dich interessieren
Viele meiner Klienten mit einem gefühlt zu hohem Anteil an Routinearbeit im operativen Tagesgeschäft suchen sich in ihren Jobs häufig nebenbei Projekte oder strategisch-konzeptionelle Themen, die sie freiwillig bearbeiten. Oft erzählen sie mir, dass sich Ihre Führungskraft jedoch nicht dafür interessiert oder ihre Vorschläge am Ende nicht umgesetzt werden. Kein Wunder, denn sie stecken fast immer in Jobs, in denen sie für solche Arbeiten nicht bezahlt werden – nach dem Motto „Sie sollen arbeiten, nicht denken“.
Nebenher inoffiziell für mehr Abwechslung und spannende Themen zu sorgen, das ist das Naheliegende, doch auf Dauer keine echte Lösung. Du solltest versuchen, die Abwechslung im Job offiziell zu machen. Vielleicht in Form anderer oder neuer Aufgaben, einer Weiterbildung oder eines berufsbegleitenden Studiums, vielleicht jedoch mittelfristig auch mit einem gezielten Jobwechsel.
5. Führe ein Gespräch mit Deiner Führungskraft
Ich weiß, dass sich viele Arbeitnehmer·innen nicht trauen, mit ihren Führungskräften über gefühlte Langeweile im Job oder chronische Unterforderung zu sprechen. Sie fürchten die Kündigung oder aber eine neue Aufgabe, die dann ihre Kompetenzen und Fähigkeiten weit übersteigt. Ist zudem ein hohes Gehalt im Spiel, wird es umso schwieriger, das Aushalten von zu viel gut bezahlter Routine zu beenden. Doch es ist am Ende Schmerzensgeld, das sie kassieren.
Es ist natürlich Deine Entscheidung, ob und zu welchem Zeitpunkt Du das Gespräch mit Deiner Führungskraft suchst, um über Deinen Job und zu viel Routine zu sprechen. Ich empfehle, hiermit jedoch nicht allzu lange zu warten, denn Langeweile und Unterforderung im Job machen etwas mit uns – besonders dann, wenn wir sie chronisch ohne Aussicht auf Veränderung ertragen.
Besprich mit Deiner Führungskraft, dass Du den Anteil der Routinearbeit in Deiner Position als auf Dauer zu hoch empfindest und Du Dir mehr Abwechslung wünschst. Sprich darüber, wie es Dir hiermit geht und was Du Dir für die Zukunft mehr oder anders wünschst. Im besten Fall hast Du bereits Ideen im Gepäck, für welche Themen, Weiterbildungen oder Projekte Du Dich interessierst oder auch welche anderen Positionen Du Dir im Unternehmen vorstellen kannst.
Und falls Du zu der Erkenntnis gelangst, dass es bei Deinem aktuellen Arbeitgeber keine spannendere Position gibt oder sich in nächster Zeit keine entsprechenden Möglichkeiten bieten, dann schaue Dich extern nach Positionen und Unternehmen um, in denen Dein Ziel-Verhältnis aus Abwechslung und Routine im Job mit hoher Wahrscheinlich besser erfüllt ist.
Denn das Leben bietet so viel mehr an Abwechslung, als die Routine nicht zu genießen.
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Dieser Beitrag ist zuerst auf meinem Karriere-Blog erschienen.
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Was ist Deine Meinung zum Thema? Hattest Du schon einmal zu viel oder zu wenig Abwechslung bzw. Routine im Beruf? Was ist Dein optimales Verhältnis aus Routine und Abwechslung im Job? Ich freue mich über Deinen Kommentar. 👇