Nina Zimmermann

Nina Zimmermann

for Leadership, Unternehmenskultur, Job & Karriere

Unternehmenskultur – der unterschätzte Wettbewerbsfaktor?

© Getty Images

Der Fachkräftemangel und der damit zusammenhängende „War for Talents“ wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Diese Analyse ist weder neu noch überraschend. Auffällig ist jedoch, dass viele Unternehmen einen entscheidenden Faktor beim Kampf um passende Arbeitnehmer:innen immer noch stiefmütterlich behandeln: die Unternehmenskultur. Die zunehmende Transparenz der Arbeitswelt wird sie dahingehend unter Zugzwang setzen. Gleichzeitig bieten sich aber auch immense Chancen.

Wir wissen es alle: Viele Mitarbeiter:innen rufen nur einen Teil ihres Leistungspotenzials ab, weil es ihnen an Identifikation mit ihrem Arbeitgeber, ihren Aufgaben und ihrer Rolle mangelt – und damit an Motivation, das Beste für ihr Unternehmen herauszuholen. Das hat massive, meist unterschätzte Auswirkungen für deren wirtschaftlichen Erfolg.

Genauso fatal ist es, wenn Unternehmen keine fachlich geeigneten Mitarbeiter:innen finden oder nach einer Neueinstellung feststellen müssen, dass diese völlig andere Vorstellungen von Unternehmenskultur haben – und das Unternehmen im schlimmsten Fall schnell wieder verlassen. Letzteres passiert oft dann, wenn Employer-Branding-Maßnahmen und Unternehmenswebsites ein Bild zeichnen, das mit der Realität nichts zu tun hat.

Die Prioritäten verschieben sich

Unternehmen müssen ihre Hausaufgaben in puncto Kultur machen, auch weil die Transparenz der Arbeitswelt immer weiter zunehmen und sich damit ein veränderter Wettbewerb ergeben wird. Arbeitssuchende orientieren sich natürlich auch am Gehalt, an Benefits und den Karrierechancen. Doch gerade die junge Generation schaut sich mehr und mehr die vermeintlichen weichen Faktoren an: Wie hierarchisch geht es zu? Kann ich meine Arbeitszeiten selbst bestimmen? Ist das ein Arbeitnehmer, bei dem ich mich wohlfühlen würde und jeden Tag gern zur Arbeit fahre? Genauso wie Konsument:innen, die sich über die Qualität eines Produktes auf Foren und Bewertungsplattformen informieren, machen sich Bewerber:innen immer umfassender über die potenziellen Arbeitgeber schlau – weil sie die Quellen haben und weil sie wissen, dass ihnen bei entsprechender Qualifikation in der heutigen Arbeitswelt viele Türen offen stehen.

Natürlich merken wir das auch bei kununu: Die Zahl der Seitenaufrufe ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gestiegen. Die Zahl der Reviews hat im gleichen Zeitraum um etwa 11 Prozent zugenommen. Diese Entwicklung sehen wir seit Jahren. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen die Unternehmenskultur ernst nehmen. Ein gutes Gehalt und attraktive Mitarbeiter:innenbenefits sind wichtig, reichen in der Arbeitswelt der Zukunft aber nicht mehr aus.

Ein Beispiel für die Unterschiede bei der Unternehmenskultur und deren Folgen ist der Faktor „Vertrauen“. Insbesondere beim Thema „Homeoffice“ werden hier große Unterschiede deutlich. Auch nach den positiven Erfahrungen im Rahmen von Corona gibt es immer noch Manager, die glauben, dass Mitarbeiter:innen zu Hause nicht produktiv sind. Sie werden in Zukunft ins Hintertreffen geraten. Bei einer repräsentativen Umfrage, die wir für YouGov in Auftrag gegeben haben, zeigte sich: 20 Prozent der Angestellten würden sich einen neuen Job suchen, wenn sie nach der Pandemie wieder zu 100 Prozent ins Büro müssten. Das ist die Realität 2021.

Unternehmenskultur ist heute ein knallharter Wettbewerbsfaktor

Diese Themen gilt es anzugreifen. Dabei gibt es beim Thema „Unternehmenskultur“ oft kein Richtig oder Falsch – abgesehen von unverhandelbaren Punkten wie Gleichberechtigung oder einen respektvollen Umgang mit Angestellten. Unternehmen ticken genauso anders wie die Menschen, die sie anstellen (wollen). Es geht also beispielsweise darum, es einer Mitarbeiterin, die ein großes Bedürfnis nach Freiheit und Flexibilität hat, deutlich zu machen, wenn man als Unternehmen eher auf klare Strukturen, feste Arbeitszeiten und klar definierten Prozesse ausgerichtet ist. Oder andersherum. Unternehmen sollten nach den Mitarbeiter:innen Ausschau halten, die zu ihren Strukturen passt – oder ihre Strukturen nachhaltig ändern. Das spart beiden Seiten Zeit und Geld.

Dabei sind die Betriebe gefordert, Feedback einzuholen, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen besser zu verstehen und im Zweifel auch mutige Entscheidungen im Sinne der Unternehmenskultur zu treffen. Seien es neue Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen für mehr Diversität oder auch nur ein abendliches Get-together bei Pizza und Bier.

Die Belegschaft erwartet keine perfekten Unternehmen. Die gibt es nicht. Aber sie erwarten einen Arbeitgeber, bei dem sie sich wohlfühlen, der auf die Bedürfnisse ihrer Angestellten eingeht und sie ernst nimmt. Die Anspruchshaltung steigt dahingehend.

Viele Unternehmen sind hier auf auf einem guten Weg oder machen ihre Unternehmenskultur schon jetzt zum Erfolgsfaktor bei der Gewinnung neuer Kolleg:innen – und dem Halten der bestehenden Belegschaft. Aber viele müssen hier noch einiges auf den Weg bringen, um insbesondere die jungen Talente der Zukunft von sich zu überzeugen. Und die Arbeitnehmer sind gefordert, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu äußern und ihren Arbeitgebern Anhaltspunkte für Verbesserungen zu liefern, beispielsweise auf kununu. Wenn Mitarbeiter:innen konstruktiv Kritik äußern und die Arbeitnehmer:innen darauf eingehen, kann am Schluss etwas entstehen, von dem am Ende beide Seiten profitieren. 

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Wohin entwickelt sich die Arbeitswelt – und welche Rolle spielt Unternehmenskultur dabei? Als Plattform, Bühne und Inspirationsquelle wird die NWX22 zum NWX Festival: Unter dem Motto Celebrating work, pioneering culture steht am 20. Juni 2022 in der Hamburger Elbphilharmonie das Thema Kultur im Mittelpunkt.

Renommierte Speaker wie der Futurist Ben Hammersley und die Unternehmensanthropologin Jitske Kramer geben  wertvolle Impulse für die Arbeitswelt, während musikalische Live-Acts in der Elbphilharmonie für eine einzigartige Networking-Atmosphäre sorgen. Das Ziel des zum fünften Mal stattfindenden NWX Events: eine bessere Arbeitswelt für alle zu schaffen – gemeinsam und über Unternehmensgrenzen hinweg.

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About the author

Nina Zimmermann
Nina Zimmermann

Chief Executive Officer (CEO), kununu GmbH

for Leadership, Unternehmenskultur, Job & Karriere

Nina Zimmermann ist CEO bei kununu, der führenden Arbeitgeber-Bewertungsplattform in Europa. Sie ist Expertin in der Führung digitaler Unternehmen und schreibt auf XING über Unternehmenskultur und Leadership.