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Zur Bedeutung des mobilen Arbeitens

Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen gibt an, dass mobiles Arbeiten bei ihnen weiterhin wichtig bleiben soll. Viele haben bereits angekündigt, die Erfahrungen mit mobilem Arbeiten, das im Kern ortsunabhängig gedacht ist, aus der Corona-Zeit in die zukünftige Arbeitsgestaltung zu übernehmen. Eine Studie des Stanford-Ökonomen Nicolas Bloom zeigt, dass eine Mehrheit der Befragten gern zwei Tage der Woche von daheim aus arbeiten möchten. Eine starre Quote wird von den meisten Unternehmen allerdings abgelehnt. „Es gibt Mitarbeitende, die mehrmals in der Woche im Homeoffice sind, und es gibt Kolleg*innen, die kaum oder nur ab und zu von zu Hause ausarbeiten. Das hängt teilweise auch vom Aufgabenbereich ab“, sagt Claudia Silber, die beim Ökoversender memo die Unternehmenskommunikation leitet. Sie selbst war wie viele Mitarbeitende hier bereits vor Corona häufig im Homeoffice und wird auch in Zukunft hybrid arbeiten. „Mobiles Arbeiten ermöglicht unseren Mitarbeitenden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zudem hat Homeoffice auch einen ökologischen Vorteil, da Fahrten zur Arbeit entfallen und damit Emissionen eingespart werden“, so Silber. Die Nachhaltigkeitsexpertin hat durchweg positive Erfahrungen gemacht: „Im Homeoffice lassen sich vor allem die Aufgaben gut erledigen, für die mehr Ruhe benötigt wird. Wichtig dabei ist jedoch, dass die technische Ausrüstung stimmt und auch der Arbeitsplatz zu Hause ergonomischen Kriterien entspricht.“ Das Büro von morgen wird auch bei memo kein zentraler physischer Ort mehr sein, an dem Menschen acht Stunden täglich zusammenkommen und an ihren Schreibtischen sitzen.

Doch wenn ein definierter Ort zur Verrichtung von Tätigkeiten nicht mehr zwingend benötigt wird, wofür werden dann noch Büros gebraucht? Damit verbunden ist auch die Frage nach Flächenreduktionen. Werden Unternehmen künftig weniger Büroflächen mieten? Im Idealfall für die Vermieter wird sich der Flächenbedarf von klassischen Arbeitsplätzen hin zu mehr Besprechungs- und Kommunikationszonen wohl nur verlagern. Denn das Büro ist nicht tot - im Gegenteil, es braucht nur neue Narrative und Antworten auf die Frage, was es zukünftig leisten muss. „Auch wenn mobiles Arbeiten vieles einfacher macht und durchaus Vorteile hat, ist eine persönliche Zusammenarbeit und der direkte Kontakt im Unternehmen wichtig. Nicht alles kann per Telefon oder Videokonferenz besprochen werden“, sagt Claudia Silber.

• Es unterstützt vielfältige Tätigkeitsschwerpunkte und bildet die richtige Balance zwischen Präsenz und Virtualität, zwischen digitalem und analogem Arbeiten ab.

• Menschen als soziale Wesen suchen Interaktion, Austausch und Inspiration.

• Inspirierende Räume sind wichtig für den Wissensaustausch - Videokonferenzen sind von Kürze und Effizienz bestimmt, für Kreativität ist hier kaum Platz.

• Die emotionale Wirkungsstätte und räumliche Homebase stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Teammitglieder.

• Büroflächen haben eine nachhaltige Wirkung, weil sie den Geist und die Marke der jeweiligen Organisation widerspiegeln.

• Der kulturellen Wandel der Organisation wird hier begleitet und gefördert.

Jahrzehnte war die Chefetage meistes oben im Gebäude – ein großes Eckbüro mit Vorzimmer symbolisierte Status, Macht und Kontrolle. Es handelte sich um dogmatisches Raummanagement. Heute gewinnen Zusammenarbeit, Gemeinschaft und Identität immer mehr an Bedeutung, und es wird stärker projektbezogen gearbeitet, so dass die klassische Hierarchie entfällt. Arbeit ist nicht mehr tägliche Routine, sondern setzt sich aus verschiedenen Tätigkeiten und Aktivitäten zusammen. In vielen Unternehmen wird auf die Clean-Desk-Strategie (keine fixen Arbeitsplätze für Mitarbeitende) gesetzt. Tätigkeiten, Werkzeuge und der Grad der Zusammenarbeit definieren im Zeitalter der Digitalisierung die Wahl des Arbeitsorts. Es braucht auch künftig einen Mix von analoger und virtueller Präsenz. Dazu gehören vor allem Flächen, die den informellen Austausch und den sozialen Kontakt fördern. All das kann ein Homeoffice niemals bieten, auch wenn die Arbeit hier von vielen als hochkonzentriert und effizient erlebt wird. Allerdings zeigten sich auch viele negative Faktoren in der Corona-Pandemie: langsames Internet, unbequeme Küchenstühle, Ablenkung durch Familie und Kind, soziale Distanz zu Kollegen, Informationsverlust. Viele verspürten den Wunsch, wieder am Büroarbeitsplatz arbeiten zu können. Unternehmen sind deshalb künftig gefordert, geeignete Flächen für das Erleben von Gemeinschaft und Identität sowie für Kommunikation und Zusammenarbeit zu finden. Dazu braucht es ein nachhaltiges Zusammenspiel von Design, Technik, Fläche und Organisation.

Um Zukunft nachhaltig gestalten zu können, müssen sich Unternehmen ändern, zudem braucht es neue Unternehmenskulturen. Mitarbeitenden sollte die Entscheidung überlassen werden, wann sie von wo am besten arbeiten können. Entsprechend müssen sich Unternehmen auch organisieren. Dies erfordert den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken, die ein mobiles, effizientes und vernetztes Arbeiten ermöglichen. Flexiblen Arbeitsmodelle steigern auch die Attraktivität als Arbeitgeber. Sämtliche Ansätze sollten von der Unternehmenskultur aus gedacht werden. Führungskräfte und Mitarbeitende müssen neue Arbeitskulturen im Unternehmen allerdings erst entwickeln und die neuen Prozesse verinnerlichen. Das braucht Zeit. Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen jedoch, dass mobiles Arbeiten - eine Mischung aus temporärer Arbeit im Homeoffice und am Arbeitsplatz im Unternehmen - in vielen Branchen schon heute erfolgreich umgesetzt wird.

Mobiles Arbeiten: Das ist der Unterschied zum Homeoffice

Wie Corona die Zusammenarbeit in Unternehmen verändert hat

Effektiv arbeiten im Homeoffice

Zur Einheit von Home & Office

OFFICE PIONEER Dr. Alexandra Hildebrandt: Zukunft in Ausschnitten

CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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