Neuro-Doping am Arbeitsplatz: Wie groß ist das Problem wirklich? ©Getty, PixelsEffect

Drogen im Job: Was wir heimlich schlucken, wenn Kaffee nicht mehr kickt

Drogen zur Leistungssteigerung im Arbeitsalltag sind längst keine Ausnahme mehr. Millionen Beschäftigte nutzen Substanzen, um durchzuhalten oder runterzukommen. Doch ab wann wird es gefährlich? Und was kannst Du dann tun?

Wenn Kaffee nicht mehr reicht

Drogen im Job. Ein Tabuthema, über das kaum jemand spricht – obwohl es viele betrifft. Vielleicht trinkst Du morgens den dritten Kaffee, weil Du sonst nicht in Gang kommst. Vielleicht kennst Du Kolleg:innen, die aufputschende Medikamente nehmen, um den Tag zu überstehen. Oder Du fragst Dich selbst: Wo hört gelegentlicher Konsum auf, und wo beginnt eine Sucht?

Genau darüber sprechen wir in der neuen Folge von Work Exposed, dem XING-Podcast für alle, die am Anfang ihrer Karriere stehen und sich im Job-Alltag orientieren wollen. Zusammen mit Suchttherapeutin und Sozialarbeiterin Stefanie Bötsch gehen wir der Frage nach: Warum greifen so viele Menschen im Arbeitskontext zu Substanzen – und was macht das eigentlich mit uns?

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Work hard – consume hard

Studien zeigen: Fast zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland geben an, bewusst koffeinhaltige Getränke zu konsumieren, um leistungsfähiger zu sein. Klingt harmlos, oder? Doch Stefanie warnt:

Es gibt ja schon kaum mehr Menschen, die bei der Arbeit nüchtern sind, wenn man die Wirkung von Koffein mit einbezieht.
Stefanie Bötsch, Suchttherapeutin

Bei Kaffee mögen die Nebenwirkungen noch harmlos sein: Herzrasen, schlechte Schlafqualität, Unkonzentriertheit. Doch Koffeinkonsum ist nur der Anfang. Denn neben Kaffee oder Energydrinks nutzen laut Befragung auch 3,7 % verschreibungspflichtige Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit, um ihre Leistungsfähigkeit im Job zu steigern. 4,1 % setzen Cannabis ein, um Stress auszugleichen. Und 1,4 % greifen sogar zu Kokain oder Amphetamin.

Das mag nach kleinen Prozentzahlen klingen. Aber hochgerechnet sind das Millionen Menschen in Deutschland, die auf Drogen im Job zurückgreifen.

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Warum Drogen so verlockend sind

Stefanie erklärt im Podcast, warum Substanzen so stark wirken: „Viele Drogen greifen direkt in unser Dopaminsystem ein. Das ist unser innerer Motivator – normalerweise ausgelöst durch Dinge wie gutes Essen oder schöne Erlebnisse. Aber psychoaktive Substanzen können Dopamin direkt stimulieren. Das macht den Konsum so verführerisch.“

Gerade im Arbeitskontext gibt es verschiedene Gründe für Konsum:

  • 😎 Runterkommen nach stressigen Tagen – zum Beispiel mit Cannabis oder Alkohol.

  • ⏱️ Länger durchhalten – etwa mit Ritalin, Amphetaminen oder Kokain.

  • 💪 Selbstwert pushen – gerade Kokain vermittelt ein Gefühl von Stärke und Kontrolle.

  • 🤩 Angst dämpfen – wenn Nervosität bei Vorträgen oder Meetings lähmt.

  • 🍻 Unternehmenskultur – in manchen Firmen gehört ein Feierabendbier einfach dazu.

Kurz: Drogen im Job sind keine Ausnahmeerscheinung, sondern Teil eines Systems, das auf Effizienz und Selbstoptimierung drängt.

Der Preis der vermeintlichen Leistungssteigerung

Aufputschende Substanzen geben kurzfristig Energie, fordern aber langfristig einen hohen Preis. Stefanie bringt es auf den Punkt: „Gerade die aufputschenden Substanzen gehen echt stark auf das Herz-Kreislauf-System. Und auf der psychischen Ebene äußert sich das in Unruhe, Schlafstörungen bis hin zu Panik oder Paranoia.“

Ein Unterschätzer Nebeneffekt von Drogen ist zudem die verzerrte Leistungswahrnehmung, erklärt die Expertin. Wer Drogen konsumiert, fühlt sich oft produktiver, ist es aber nicht. Studien zeigen: Die Fehlerquote steigt. Stefanie erklärt warum:

„Man fühlt sich vielleicht fokussiert und gradlinig, ist es aber nicht mehr. Doch gleichzeitig fühlt man sich so wohl mit seinem Konsum, dass einem die Fehlerquote gar nicht mehr auffällt.“
Stefanie Bötsch, Suchttherapeutin

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Warum Tabu und Stigmatisierung die größten Feinde im Kampf für mehr Aufklärung sind

Warum reden wir so selten über Drogen im Job? Weil das Thema stigmatisiert ist. „Schon der Konsum ist maximal stigmatisiert“, sagt Stefanie. Während wir über Alkohol relativ offen sprechen, gilt beim Rest: lieber verschweigen – es ist ja immerhin illegal. Das macht es schwer, Warnsignale früh zu erkennen – und führt dazu, dass viele erst spät merken, dass sie in einer Abhängigkeit stecken.

📋 Selbstcheck: Habe ich meinen Konsum noch im Griff?

Du bist Dir unsicher, ob Dein Konsum oder der Konsum eines Kollegen bzw. einer Kollegin noch im unbedenklichen Rahmen ist? Dann kannst Du diese Übung von Steffi durchführen und Dein eigenes Konsumverhalten mal auf den Prüfstand stellen:

📌 Selbstcheck-Übung

  • Schreib Dir auf, welche Substanzen Du konsumierst (inklusive Alkohol, Nikotin, Kaffee).

  • Notiere, was Dein Ziel damit ist (Entspannung, Spaß, Leistungssteigerung).

  • Frag Dich: Wie oft erreichst Du dieselben Ziele nüchtern – z. B. durch Sport, Treffen mit Freund:innen, Meditation, Musik oder Serienabend?

  • Achte darauf: Die nüchterne Alternative sollte häufiger vorkommen als die substanzbezogene.

  • Erkennst Du eine Schieflage, ist das ein Warnsignal.

Dieser Selbstcheck ist kein Ersatz für eine Therapie. Aber er hilft, Muster zu erkennen – und rechtzeitig gegenzusteuern.

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Warum Wissen schützt

Wer früh versteht, wie Drogen wirken und welche Risiken bestehen, kann bewusster entscheiden. Es geht nicht darum, Panik zu machen oder zu moralisieren. Sondern darum, Mut zu machen, offen über Konsum zu sprechen und die eigenen Grenzen zu erkennen.

Denn eins ist klar: Leistungsdruck wird nicht verschwinden. Aber Du kannst lernen, damit gesund umzugehen – ohne Dich in riskante Muster zu verstricken.

Lust auf mehr?

Die ganze Folge von Work Exposed gibt Dir noch tiefere Einblicke:

  • Warum Kokain kurzfristig Selbstwert pusht – langfristig aber zerstört.

  • Wie Unternehmen Verantwortung übernehmen können, anstatt Konsum unbewusst zu fördern.

  • Welche Warnsignale wirklich ernst zu nehmen sind.

👉 Jetzt in den Podcast reinhören – überall, wo es Podcasts gibt 🎧 Spotify | 🎧 Apple Podcast | 🎧 Amazon Music | 🎧 Podimo 

🔔 In zwei Wochen folgt Teil 2, in dem wir über konkrete Anlaufstellen sprechen, über rechtliche Fragen – Musst Du Deinem Arbeitgeber von einer Sucht erzählen?“ – und wie Du Kolleg:innen helfen kannst.

Quellen:

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