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Führungskunst im Hochleistungsbereich: Mehr als nur Intuition und soziale Kompetenz

Viele von uns fühlen sich in ihrer Rolle als Führungskraft wohl und sind stolz auf ihre Fähigkeit, intuitiv mit Menschen umgehen zu können. Doch im Hochleistungsbereich, sei es im Profisport oder in der Wirtschaft, reicht Intuition allein nicht aus.

In diesem Artikel beleuchte ich die Bedeutung einer professionellen Führungsausbildung und Selbstreflexion für die Führung von High Potentials. Denn das ist eine eigene Profession, die nicht unterschätzt werden sollte.

Professionalisierung der Führung im Hochleistungsbereich

Für einige Menschen mag es verlockend sein, zu sagen: „Ich führe intuitiv, und das funktioniert eigentlich total gut.“ Oder auch: „Ich kann einfach super mit Menschen.“ Es ist zweifellos ein angenehmer Zustand, sich in seiner Rolle als Führungskraft wohlzufühlen und das eigene Selbstbild in Bezug auf das professionelle Handeln und die Wirksamkeit positiv zu bewerten. Es gibt hier zwei wichtige Aspekte zu bedenken:

  1. Das Gefühl von Komfort und Selbstsicherheit: Das ist doch ein absolut guter Anfang, Du fühlst Dich womöglich wohl in Deiner Rolle und magst es, Dich mit Menschen zu befassen. Außerdem – auch wunderbar – hast Du ein positiv besetztes Selbstbild in Bezug auf Dein professionelles Handeln und Deine Wirksamkeit.

  2. Intuition vs. professionelle Führung: „Intuitiv“ und „ich kann gut mit Menschen“ ist aber nun mal nicht mit professionellem Führungshandeln gleichzusetzen. Solang Du Dich mit „intuitiv“ zu wohlfühlst, wirst Du womöglich nicht hungrig genug danach sein, wirklich professionell führen zu lernen. Denn es steht außer Frage, dass „Führungskraft sein“ eine eigene Profession ist und Ausbildung, Fachwissen, Selbststeuerung und fundierte Reflexion braucht.

In vielen Hochleistungsbereichen, sei es im Profisport mit einem Schwerpunkt auf Teamsport oder in der Wirtschaft, ist der Unterschied zwischen intuitiv und professionell besonders relevant. Der Transfer von Best Practices zwischen diesen Bereichen lohnt sich. In einem leistungsorientierten Umfeld, in dem man Business-Athleten führt, ist es entscheidend, bestimmte Aspekte zu kennen und zu beachten. Meine Frage an Dich – eine Frage, die sich jede Führungskraft stellen sollte:

Nimmst Du die Bedeutung Deines täglichen Führungshandelns, Deinen Einfluss auf Deine Mitarbeiter·innen, ernst genug, als dass Du ihnen und Dir selbst gönnst, Dich in der Tiefe mit Führung, insbesondere Führung von High Potentials, zu befassen?

In der Welt des Sports, insbesondere auf dem grünen Rasen des Fußballs, wird die Bedeutung der sozialen Kompetenz eines Trainers oft betont. Julian Nagelsmann sagte einmal:

Als Trainer bist du immer sozial gefragt, fast mehr als Psychologe. 70 Prozent der Arbeit macht die mentale Seite aus, der Rest dreht sich um inhaltliche Fragen. Der Menschenführer ist mehr wert als der Topfachmann.
Julian Nagelsmann

Ein Beispiel: „Ich komme aus der Praxis und habe 20 Jahre Führungserfahrung.“ Das ist wunderbar und hilft ungemein, sich mit unzähligen persönlichen Erlebnissen sehr differenziert auf das eigene Führungshandeln hin zu reflektieren und zu überprüfen. Wie habe ich bisher situativ entschieden? „Machen wir so, los geht’s!“ oder eher „Na, dann wollen wir doch erst nochmal gründlich recherchieren.“

Wo liegen meine intuitiven Schwerpunkte? „Ich finde eine perfekte Außendarstellung einfach generell das A und O.“ oder eher „Das muss doch hauptsächlich mal inhaltlich sauber sein. Eine hübsche Verpackung, ach, darum kann sich ein anderer kümmern.“ Welche Denkreflexe erkenne ich bei mir, wenn es darum geht, meine Mitarbeiter·innen bei etwas zu unterstützen? „Warum kannst Du das nicht selbst?“ oder „Toll, dass Du Dir clever Hilfe holst, das können nicht alle!“

Welche Typen von Mitarbeiter·innen mag ich und welche nicht? Und: Warum ist das so? „Es macht mich unruhig, wenn jemand ständig wissen will, warum er oder sie etwas tun soll. Einfach machen!“ oder „Ich liebe Mitarbeiter·innen, die genau nachfragen. Da merkt man, dass die meine Ideen wirklich verstehen wollen.“

Führung ist eine eigene Profession

Es ist selbstverständlich, zum Beispiel durch eine Ausbildung oder ein Studium einen Beruf fachlich zu erlernen. Menschen im Alltag so zu führen, dass sie ihr Performancemaximum stabil entfalten und abrufen können, braucht auch eine fachliche Fokussierung. Nicht nebenbei, sondern sehr konzentriert und explizit. Führung ist eine eigene Profession, die verdient, mit allem, was wir wissenschaftlich zur Verfügung haben, untermauert zu werden.

Erfahre mehr über motivbasierte Führung und Potenzialentwicklung.

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Anna Faghir Afghani schreibt über Job & Karriere, Motivbasierte Führung, High Potentials, Psychologisches Profiling

👋 Moin! Ich bin Anna, systemischer Consultant, Coach und Trainerin für Führungskräfte und High Potentials mit über 20 Jahren Erfahrung im Führungsmanagement und in der strategischen Potenzialentwicklung von Talenten in Sport, Kultur und Wirtschaft. ✍️

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