Leichte Sprache für Manager!
Nein! Leichte Sprache ist nicht ausschließlich für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Sie muss vor allem auch in den Chefetagen unserer Unternehmen gelten. In meiner Arbeit als Executive Interim Manager erlebe ich immer wieder, wie jemand im Vorstandsmeeting mit einem Tsunami aus Phrasen, Worthülsen, Füll- und Fremdwörtern den Raum einnimmt, als befände er sich im Finale eines Poetry Slams:
„Vor dem Hintergrund des im letzten Quartal durchgeführten Benchmarks zur Potenzial-Identifikation aller Business Units, einschließlich der Tochtergesellschaften und outgesourcten Bereiche, hat sich ergeben, dass wir in der Produktion, im Packaging und im Customer Touch Point Center die Prozesse tighter takten sollten, um unser Absatzziel für den Annual Report wie versprochen einhalten zu können und die Budgetgrenzen nicht zu stark an ihre Grenzen zu führen, ohne mit personellen Engpässen oder gar flächendeckenden Umstrukturierungen rechnen zu müssen.“
Luther und Einstein hatten Recht
Führungskräfte dieser Welt: Lasst die Rosamunde Pilcher im Bücherregal! Auf solche Sätze wäre nicht einmal Thomas Mann, der Meister der Schachtelsätze, stolz. Ein Interim Manager kann mit so einem Wortsalat absolut gar nichts anfangen. Wer so spricht, vergeudet wertvolle Zeit, die das Unternehmen in der Regel nicht hat, wenn ein Interim Manager mit im Boot sitzt. Denn dann brennt es ja schon an irgendeiner Stelle. Wer so spricht, soll in die Politik gehen. In der freien Wirtschaft ist dafür kein Platz. Für jeden Geschäftsführer gelten die Sätze von Martin Luther und Albert Einstein.
Luther: „Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf.“
Einstein: „Wenn Du es einem Sechsjährigen nicht erklären kannst, hast Du es selbst nicht verstanden.“
Subjekt, Prädikat, Objekt
Wenn Manager klare und kurze Sätze verwenden, steigern sie die Produktivität im Unternehmen. Denn: Sie vermeiden Missverständnisse und bieten keinen Interpretationsspielraum. Jeder Satz darf nur eine Aussage enthalten. Die Aussagen sind aktiv. Kein „man müsste mal…“ oder „es wäre gut, wenn…“. Nein! Klare Ansagen - z.B.:
„Ich erwarte eine Steigerung des Absatzes um 10 Prozent.“
„Im nächsten Quartal gewinnen wir zwei neue Großkunden.“
„Sie sind eingestellt.“
„Für die gute Arbeit bekommt das Sales Team einen Bonus.“
Erst denken, dann sprechen!
Je länger Sie brauchen, um einen Sachverhalt zu schildern oder eine Entscheidung auszusprechen, desto weniger kommt bei Ihrem Gegenüber an. Je klarer und kürzer Sie sich ausdrücken, desto schneller begreifen alle, worum es Ihnen geht. Meine über 15-jährige Erfahrung als Interim Manager hat mir gezeigt:
**Leichte Sprache in der Geschäftsetage bedeutet höhere Produktivität im Unternehmen.**In vielen Fällen sogar signifikant höher.
Ganz einfach! Also nehmen Sie sich lieber ein paar Sekunden mehr Zeit, nachzudenken, bevor Sie sprechen. Damit machen Sie es später allen leichter und tragen unmittelbar etwas zur Wertsteigerung Ihres Unternehmens bei.
Was denken Sie?
Erleben Sie in Strategiegesprächen auf Geschäftsführerebene auch manchmal nur Phrasen-Gedresche und Wortblähungen? Wie gehen Sie damit um? Oder sind Sie eine Führungskraft der klaren Ansagen und kurzen Sätze? Ich freue mich auf Widerspruch, Zuspruch und Kommentare. Aber bitte halten Sie sich kurz!