🏳️🌈 LGBT-wie? Kleines Glossar der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt
Wofür steht die Abkürzung LGBTQIA* noch mal, und warum braucht es Sonderzeichen wie Sternchen, Unterstriche und Doppelpunkte? Erhalte einen Einblick darüber, welche Menschen und Gruppen für mehr Inklusion demonstrieren.
Insbesondere während des Pride Months im Juni laufen Dir möglicherweise Wörter über den Weg, bei denen Du nicht weißt, wie Du sie erklären würdest. Genau wie die LGBTQIA* Community selbst sind diese Definitionen und Identitäten vielfältig und wandelbar. Einige der angeführten Bezeichnungen wurden historisch als Beleidigungen benutzt und heute von Betroffenen zurückerobert.
➡️ L steht für Lesben
Der Begriff bezeichnet Frauen, die sich emotional und/oder sexuell zu Frauen hingezogen fühlen.
Das „L“ soll unter anderem an erster Stelle stehen, da Lesben sich in den 80er- und 90er-Jahren während der AIDS-Epidemie um ihre schwulen Mitmenschen kümmerten. In Form von Krankenpflegerinnen, Blutspenderinnen und Aktivistinnen setzten sie sich für die Erkrankten ein – Arbeit, die die Mehrheit der Gesellschaft ablehnte.
➡️ G steht für Gay
Gay kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt schwul oder homosexuell. In diesem Kontext ist es eine Bezeichnung für Männer, die zum eigenen Geschlecht hingezogen sind. In Deutschland ist Homosexualität erst seit 1994 keine Straftat mehr.
➡️ B steht für bisexuell
Im Gegensatz zur Heterosexualität ist Bisexualität eine sexuelle Orientierung, bei der sich Menschen eine emotionale und/oder sexuelle Beziehung zu dem eigenen und anderen Geschlechtern vorstellen können.
➡️ T steht für trans* oder transgender
Trans* ist ein Überbegriff für Menschen, die sich nicht oder nur teilweise mit dem Geschlecht identifizieren können, welches ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde (siehe „cisgeschlechtlich“). Im Gegensatz zum veralteten Begriff „transsexuell“ ist die Bezeichnung „transgender” nicht auf eine medizinische Geschlechtsangleichung limitiert und wird deshalb bevorzugt.
Das Wort trans* wird im Deutschen häufig klein geschrieben. Es wird als Adjektiv verwendet, um zu verdeutlichen, dass trans* Personen nicht auf eine Eigenschaft reduziert werden sollten. Zur Veranschaulichung: Im Deutschen sprechen wir von einer lustigen Frau oder einem stillen Mann. „Lustigfrau“ und ein „Stillmann“ wären ähnlich unpassend wie die Wörter „Transfrau“ oder „Transmann“.
Außerdem wird das Wort trans* häufig mit einem Sternchen (Asterisk) am Ende geschrieben. Die Erklärung dazu erfährst Du weiter unten.
➡️ Q steht für queer
Queer ist eine übergeordnete Bezeichnung, die Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*- und intergeschlechtliche Menschen umfasst. Er wird allgemein benutzt, um sich von Cisgeschlechtlichkeit und Heterosexualität abzugrenzen.
➡️ I steht für Intergeschlechtlichkeit (Zwischengeschlechtlichkeit) oder abgekürzt inter*.
Mit diesem Sammelbegriff identifizieren sich Menschen, die mit einem Körper geboren sind, der nicht eindeutig den medizinischen Normen von männlich oder weiblich entspricht. Das wird beispielsweise an den Genitalien oder Chromosomen definiert. Stattdessen bewegt sich das Geschlecht von inter* Personen auf einem Spektrum.
Bis 2021 war es in Deutschland erlaubt, inter* Kinder ohne ihre Einwilligung operativ einem Geschlecht anzugleichen. Ein in der Kritik stehender Eingriff, der gesundheitliche und psychische Probleme verursachen kann.
Rechtlich haben inter* Personen die Möglichkeit, neben den Geschlechtseinträgen „männlich“ und „weiblich“ auch die dritte Option „divers“ anzugeben oder den Eintrag freizulassen. Vereinfacht wird dies durch das Selbstbestimmungsgesetz, das 2024 in Kraft trat.
➡️ A steht für asexuell
Als asexuell bezeichnen sich Menschen, die kein Interesse oder nur selten das Bedürfnis danach haben, mit einem anderen Menschen körperlich intim zu werden. Asexualität schließt keine romantischen Beziehungen aus (das wäre aromantisch).
Weitere wichtige Begriffe aus der LGBTQIA* Community
➡️ Ally bedeutet aus dem Englischen übersetzt „Verbündete“
Eine nicht queere Person, die sich für die Rechte von LGBTQIA* Menschen einsetzt.
➡️ Cisgeschlechtlich/Cisgender/cis
Beschreibt Menschen, die nach dem Geschlecht leben, welches ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. „Cis“ wurde von der trans* Bewegung eingeführt, um trans* nicht immer als die Abweichung von der Norm zu definieren.
➡️ Mit Deadname wird ein abgelegter, alter Vorname bezeichnet
Einige trans* Menschen ändern ihren Namen, weil ein neuer Name besser zu ihrer Geschlechtsidentität passt. Die Formulierung „dead“ (dt. „tot“) signalisiert, dass Menschen meist nicht auf ihren Deadname angesprochen werden möchten.
➡️ FLINTA*
Steht für Frauen, Lesben, inter*, trans*, agender (Erklärung: siehe „Nicht binär“) und weitere queere Personen, die keine Cis-Männer sind.
➡️ Gender ist der englische Begriff für Geschlechtsidentität
Gender unterscheidet sich von dem biologischen Geschlecht und bezieht sich auf die gesellschaftlich geprägten und individuell erlernten Geschlechterrollen (wird auf Deutsch deswegen auch „soziales Geschlecht“ genannt). Der Begriff beschreibt das subjektive Empfinden eines Menschen, welchem Geschlecht zugehörig zu sein. Gender kann vom biologischen Geschlecht und von der gesellschaftlich zugewiesenen Geschlechterrolle abweichen.
➡️ Heteronormativität
Beschreibt eine Weltanschauung und ein gesellschaftliches Wertesystem, das nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen (ein Mann und eine Frau) als Norm ansieht.
➡️ Intersektionalität (abgeleitet von „intersection“: Kreuzungen, Schnittmenge) beschreibt Mehrfachdiskriminierungen
Menschen am Rande der Gesellschaft erfahren oftmals mehrere Arten von Diskriminierungen. Die Benachteiligungen überschneiden und verstärken sich. So kann eine queere Frau mit Kopftuch neben Homophobie und Sexismus auch noch antimuslimischen Rassismus erleben. Das Konzept stammt aus dem Schwarzen Feminismus.
➡️ Neopronomen können verwendet werden, wenn eine Person nicht mit „er“ oder „sie“ beschrieben werden möchte
Pronomen werden ab der Grundschule gelehrt – Neopronomen hingegen sind Wortneuschöpfungen und helfen unter anderem Menschen, die sich weder heteronormativ männlich noch weiblich fühlen. So nutzen einige trans* und nicht binäre Personen Neopronomen. Beispiele sind „xier/xiem“ und „dey/dem“. Die Fachstelle Queere Jugend NRW hat eine Online-Übung entwickelt, in der Du spielerisch den Umgang mit Neopronomem ausprobieren kannst.
➡️ Nicht binär/ Non-binary
Wenn Menschen sich nicht in den zwei Kategorien „Frau“ oder „Mann“ repräsentiert sehen, wird das auch nicht binär oder genderqueer genannt. Es sind Sammelbegriffe, die viele verschiedene Geschlechtsidentitäten (Gender) miteinbezieht. Diese kann beispielsweise zwischen verschiedenen Gendern über einen Zeitraum variieren (genderfluid) oder auch agender sein. Das sind Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen.
🌈 Genderzeichen – Schreiben mit Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt?
Der Asterisk * (das sogenannte Sternchen) am Ende von Begriffen dient als Symbol zur Einbeziehung aller nicht binären Geschlechtsidentitäten.
Das Sternchen stammt aus der Computertechnik und ist ein Platzhalter für eine beliebige Anzahl von Zeichen. In den Begriffen „trans*“, „inter*“ und „LGBTQIA*“ wird es verwendet, um einer unbestimmten Vielfalt an geschlechtlichen Identitäten und Selbstdefinitionen Raum zu geben. Der Asterisk soll einer eindimensionalen Wahrnehmung entgegenwirken, denn das auch als Gendersternchen bekannte Zeichen verweist auf Identitäten jenseits von Cis-Männern und -Frauen.
Der Unterstrich ist eine weitere Art zu Gendern. Allerdings wird die dadurch entstehende Lücke bei weiteren Unterstreichungen, etwa bei Links, oft übersehen. Der Strich wird zunehmend vom Gender-Doppelpunkt und vor allem vom Genderstern verdrängt.
Doppelpunkte sind eine weitere geläufige Art, um nicht nur in der männlichen Form zu sprechen. Es besteht die Annahme, der Doppelpunkt sei barrierefrei und für blinde und sehbehinderte Menschen geeigneter als der Stern. Dem widerspricht der Geschäftsführer Andreas Bethke des Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV).
Bethke erläutert, dass der Doppelpunkt für sehbehinderte Menschen Schwierigkeiten beim Vorlesen verursacht. Er empfehle das Satzzeichen nicht zum Gendern. Der Doppelpunkt ist daher nicht barriereärmer als der Asterisk und impliziert außerdem keine diversen Geschlechtsidentitäten.
Hast Du weitere Fragen zu den Bezeichnungen?
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Dieser Artikel wurde von Jessica Chen verfasst.