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Wie nachhaltig sind Mehrfamilienhäuser in Deutschland?

Etwa die Hälfte der über 40 Millionen Wohnungen in Deutschland befindet sich in Mehrfamilienhäusern. Durch die Corona-Krise verbringen die Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Vor diesem Hintergrund gewinnen die Beschaffenheit und der energetische Zustand der Wohngebäude weiter an Bedeutung.

Doch wie sieht das typische Mehrfamilienhaus hierzulande aus, und wie ist seine Energiebilanz beschaffen?

Statistiker der TU Dortmund und der Energiedienstleister ista haben diese Fragen anhand der Gebäudedaten von bundesweit 74.260 Mehrfamilienhäusern in einer bundesweiten Studie untersucht. Die Berechnung der Sanierungsquoten basiert auf 25.154 Mehrfamilienhäusern mit Energieausweis aus dem Jahr 2018. Dabei gelten das Dach, die oberste Geschossdecke, die Außenwand, die Fenster und die Kellerdecke als saniert, falls diese der Wärmeschutzverordnung 1995 entsprechen. Eine Heizanlage gilt als saniert, falls diese nicht 20 Jahre oder älter ist. Für die Berechnung der Energieeinsparpotentiale bezieht sich die Studie auf die Ergebnisse des Modellprojekts „Bewusst heizen, Kosten sparen“ der Deutschen Energie-Agentur (Dena) sowie auf den „Wärmemonitor 2018“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Die wichtigsten Ergebnisse:

• Im Bundesdurchschnitt ist das typische Mehrfamilienhaus im Jahr 1978 gebaut worden.

• Das Gebäude verfügt insgesamt über 521 qm Heizfläche. Es hat sieben Nutzeinheiten bzw. Wohnungen, die im Durchschnitt circa 65 qm groß sind.

• Geheizt wird es mit Erdgas, die Heizungsanlage wurde 1997 eingebaut und ist damit 23 Jahre alt.

• Am häufigsten wurde die Heizanlage erneuert (48 Prozent), gefolgt vom Dach, den Fenstern und der obersten Geschossdecke (jeweils 43 Prozent).

• Der Energiekennwert des Gebäudes liegt bei 118 (mittleren Kategorie D auf dem Energieausweis).

• Durch eine häufigere und zeitnahe Verbrauchsinformation für die Bewohner – wie es die europäische Energieeffizienz-Richtlinie (EED) fordert – ließen sich zehn Prozent der Heizenergie im Gebäude einsparen (technische Voraussetzung ist, dass die Wärmeverbräuche im Gebäude digital erfasst werden).

• Die vorwiegende Heizenergieart im typischen Mehrfamilienhaus ist mit Erdgas über alle 16 Bundesländer hinweg gleich.

• Einzige Ausnahme bildet die Sanierung der Heizungsanlage, hier nimmt das Haus in Schleswig-Holstein mit 58 Prozent den Spitzenplatz ein.

• Den geringsten Energiekennwert haben die Mehrfamilienhäuser in Mecklenburg-Vorpommern (96), Sachsen (101) und Thüringen (101). Die höchsten Energiekennwerte weisen die Gebäude in Berlin (128) und Hamburg (128) sowie Bremen (126) und Schleswig-Holstein (126) auf.

Etwa ein Drittel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland wird für die Raumwärme und Warmwassererzeugung in Gebäuden benötigt. Deshalb spielt das energieeffiziente Bauen im Rahmen der Klimaschutzpolitik eine wichtige Rolle. „Ziel muss es sein, energieeffizientes Bauen als zentralen Bestandteil in der nachhaltigen Entwicklung von Baugebieten zu etablieren,“ sagt der Immobilienexperte und Unternehmer Matthias Krieger, der 1992 die Unternehmensgruppe Krieger + Schramm (K+S) gegründet hat. Für das Hochbauunternehmen mit Hauptsitz in Dingelstädt und Niederlassungen in Kassel, Frankfurt/Main, München und Berlin gehört Nachhaltigkeit zum Kerngeschäft.

In seinen Interviews und Publikationen verweist er immer wieder darauf, dass es nachhaltig ist, sein Geld in Immobilien anzulegen (das gilt das auch in der Corona-Krise). Auch die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt spricht für den Erwerb einer Anlageimmobilie. „Bei Mehrfamilienhäusern lässt sich grundsätzlich eine höhere Rendite als mit einzelnen Häusern oder mit Eigentumswohnungen erzielen.“ Seine Unternehmensgruppe baute u.a. Mehrfamilienhäuser in Frankfurt am Main, Wiesbaden, München, Offenbach sowie eine Mehrfamilienhauswohnanlage in Rosbach v. d. Höhe, die alle höchsten Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.

Ein allgemeines Problem und eine der größten Herausforderungen heute ist eine Anpassung von Gebäudebeständen an die Erfordernisse des Klimawandels.

Strategisch muss eine Erhöhung der Energieeffizienz sowie der -konsistenz der Bestandsgebäude erfolgen. Nach den Vorstellungen der Bundesregierung soll der Gebäudebestand in Deutschland bis 2050 klimaneutral sein. Das eröffnet Chancen, stellt die Beteiligten allerdings auch vor erhebliche Herausforderungen: Damit die die Energiewende im Gebäudesektor zum Massenmarkt für neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle werden kann, müssen vor allem politisch die richtigen Weichen gestellt werden.

„Es muss das Ziel sein, die Erde langfristig enkelfähig zu machen. Ein Leben, wie wir es kennen, kann nicht mehr lange so anhalten“ (Matthias Krieger).

Weiterführende Informationen:

Nachhaltige Wertanlage: Worauf es beim Erwerb von Wohnimmobilien ankommt

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Bau- und Immobilienbranche?

Trends im deutschen Immobilienmarkt

Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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