Zu viel Langeweile im Job? Wann das gefährlich werden kann
Auf der Arbeit die Zeit absitzen und dafür auch noch gut bezahlt werden – klingt für manche wie ein Traumjob. Was viele nicht wissen: Unterforderung kann krank machen. Symptome von einem Boreout ähneln sogar einem Burnout.
Bei „Frag die Insider!“ helfen von XING ausgewählte Expertinnen und Experten Dir dabei, praxisnahe Lösungen zu finden, die zu Dir passen. Dieses Mal: Filiz Louise Kacmaz, XING Insiderin und Autorin über Boreout.
Ich fühle mich unterfordert in meinem Job und habe das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Ich wusste nicht, dass ich mich über Langeweile beschweren würde. Aber ich habe letztens etwas über ,Boreout‘ gehört und frage mich, ob ich etwas verändern soll?Leo, 29
Hallo lieber Leo,
danke für Deine Frage! Anderen ist nicht einmal bewusst, dass es die Krankheit Boreout überhaupt gibt. Dabei gibt es doch so Trends wie das Quiet-Quitting: Menschen haben innerlich längst gekündigt und tun nur noch das Nötigste auf der Arbeit.
Kranksein durch zu viel zu tun, ist anerkannt in vielen Teilen der Gesellschaft, Kranksein durch zu wenig zu tun, verpönt. Deswegen habe ich auch einige Jahre die Anzeichen ignoriert, bevor ich wirklich etwas verändert habe!
Der Gallup Engagement Index 2023 zeigt zum Beispiel, dass 19 % der Arbeitnehmer·innen bereits innerlich gekündigt haben. Es ist also definitiv ein Thema für viele Menschen in unserer Arbeitswelt und sicherlich auch für Dich.
🤔 Wie entsteht Boreout?
Zunächst hilft es Dir vielleicht zu wissen, woher Dein Gefühl von Stagnation kommen kann. Boreout entsteht durch Unterforderung im Job.
Ursachen können Langeweile, fehlende Herausforderungen oder Desinteresse am Arbeitsplatz sein. Dazu gehört aber auch, dass Fähigkeiten nicht oder zu wenig genutzt werden, Du also das eigene Potenzial nicht auslebst (oder es vielleicht auch gar nicht als solches erkennen kannst).
Boreout ist viel weniger von äußeren Faktoren abhängig, als man vielleicht denkt. Wir als Menschen sind alle so individuell, deswegen kann ein und derselbe Arbeitgeber für eine Person ein Traum sein – und für eine andere ein Albtraum. Bei Pflanzen ist es doch genauso: Wenn man eine Blume, die eigentlich viel Sonne zum Wachsen und Gedeihen braucht, in den Keller stellt, dann geht sie ein. Deswegen ist es so wichtig, sich mit Deinen eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen.
🤒 Die Symptome
Boreout hat Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit. Meiner persönlichen Erfahrung nach sind die Symptome ähnlich zu einem Burnout, da sie ebenfalls durch Stress ausgelöst werden. Dieser hat nur eben eine andere Ursache. Häufige Fehlzeiten oder schlechtere Leistungen werden ebenfalls als Symptome mit aufgeführt, das kann ich jedoch nicht bestätigen.
Hier sind 5 Dinge, die ich persönlich während des Boreouts als normal empfunden habe:
Trotz Langeweile am Ende der Woche so kaputt zu sein, dass ich am Wochenende oft nur geschlafen habe.
Zur Arbeit gebracht zu werden, damit ich überhaupt hingehe.
Aufgaben in die Länge zu ziehen, um beschäftigt zu wirken.
Eindeutige Signale meines Körpers zu ignorieren, dass etwas nicht stimmt: ständige Müdigkeit, Schlafstörungen, Herzprobleme, Essstörung und Kreislaufzusammenbrüche.
Mein Selbstwert ist in der Zeit extrem gesunken.
📈 Was können Unternehmen und Führungskräfte tun?
Meiner Erfahrung nach gibt es viel Möglichkeiten für Unternehmen, etwas gegen Boreout zu tun. Stärken der Mitarbeitenden sollten gesehen und dementsprechend Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden. Lasst sie ihre Ideen einbringen. Schafft eine Kultur der Transparenz. Gebt ihnen Raum für ihren Mental Load. Lasst Fehler zu. Kurz gesagt: Stellt den Menschen in den Mittelpunkt!
🫵🏼 Was kannst Du jetzt gegen Boreout tun?
Am wichtigsten finde ich, ein Bewusstsein für Deinen eigenen Alltag zu entwickeln. Ich hatte diesen jahrelang nicht wirklich, stattdessen habe ich funktioniert. Ich möchte Dir das erprobte Tool “Love & Hate” aus meinem Buch „Work Life Romance – Erfinde dein Leben in 24 Stunden neu“ empfehlen. Ziel davon ist, raus aus dem Autopiloten zu kommen.
Der erste Schritt ist, sich selbst bewusst zu beobachten. Was tue ich? Welche Menschen umgeben mich? Wo bin ich?
Und im zweiten Schritt zu bewerten: Wie geht es mir damit? Je früher wir uns ungesunder Muster bewusst werden, umso besser. Dann muss das nämlich gar nicht erst eskalieren!
Wenn sich Deine Vermutung verdichtet, selbst betroffen zu sein, hol Dir unbedingt Hilfe. Dokumentiere die Symptome und sprich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin. Ich bin damals zu meinem Hausarzt gegangen.
Wir alle haben das Potenzial, unser Berufsleben nach unseren Bedürfnissen zu gestalten. Wir müssen nur den Mut haben, diesen Weg auch zu gehen! Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg und alles Gute!
Liebe Grüße
Filiz
Erkennst Du Dich in den Boreout-Symptomen wieder?
Wenn Du diesen Beitrag spannend findest, dann folge Filiz Louise Kacmaz als Insiderin auf XING!
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