Ausländisch klingender Name: Wie schütze ich mich vor Benachteiligung bei der Bewerbung?
Traurige Realität: Bewerberinnen und Bewerber mit ausländisch klingendem Namen werden immer noch benachteiligt. Befolge diese Tipps, um Deine Qualifikation für den Job in den Mittelpunkt zu rücken.
Bei „Frag die Insider!“ helfen von XING ausgewählte Expertinnen und Experten Dir dabei, praxisnahe Lösungen zu finden, die zu Dir passen. Dieses Mal: Sandra Zemke, XING Insiderin für Recruiting und Diversity.
Liebe Aliyah,
es ist nachvollziehbar, dass Du Dir Sorgen machst, dass man Dir mit Vorurteilen begegnet oder dass Du Diskriminierung in der Bewerbung erfährst. Studien* weisen darauf hin, dass dies vorkommen kann, insbesondere bei Namen mit muslimischem Hintergrund.
Ich habe auch zwei Beispiele für Dich aus meinem näheren Umfeld: Meine Freundin Edina musste 60 Bewerbungen schreiben – ohne Einladung. Erst als wir ihren Nachnamen in der Bewerbung in „Müller“ geändert haben, wurde sie eingeladen.
Das zweite Beispiel ist von einem Arbeitgeber, der eine Hausmeisterstelle ausgeschrieben hatte. Es meldete sich ein Dennis, der eigentlich Eldian heißt, dies aber erst bei der Einstellung verraten hat.
Was kannst Du also tun, um mögliche Nachteile durch einen ausländischen Namen zu minimieren? Hier sind ein paar Ideen.
🫶 Suche Dir ein Unternehmen, das Diversität wertschätzt oder vielleicht sogar Diversität fördert
Checke, ob in dem Unternehmen, für das Du Dich interessierst, bereits Menschen mit ausländisch klingenden Namen arbeiten (z. B. über die Unternehmensseite auf XING und dann auf „Mitarbeitende“ klicken). Generell gilt: Je größer ein Betrieb ist, desto wahrscheinlicher wird Chancengleichheit dort gelebt. Dazu findest Du häufig etwas auf der Firmen-Webseite. Du solltest jedoch überprüfen, vielleicht durch Gespräche mit Mitarbeitenden, ob das nicht nur leere Worte sind. Eine weitere Möglichkeit: Gib das Suchwort „Diversity“ bei der Jobsuche auf XING ein. Viele Unternehmen verwenden es in ihrer Selbstbeschreibung, sodass Du sie leicht findest.
📛 Spiel mit Deinem Namen
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Arbeitgeber sollten nicht auf Namen achten. Sie sollten Dich so wollen, wie Du wirklich bist – inklusive Deines richtigen Namens. Wenn es aber um Deinen Vornamen geht, könntest Du ihn vielleicht einfach abkürzen oder auch Initialen verwenden, die weniger offensichtlich ausländisch klingen. Dokumente und Zeugnisse darfst Du selbstverständlich nicht (ver)fälschen. Doch im ersten Schritt reicht inzwischen oftmals der Lebenslauf für die Bewerbung.
📍Lass bestimmte Daten einfach weg
Wenn Du den Eindruck hast, dass Dein Geburtsort – egal ob Bielefeld oder Bagdad – hinderlich sein könnte, lass ihn bei Deiner Bewerbung weg. Das ist nicht verboten. Du hast im Ausland studiert und befürchtest eine schlechte Reputation? Nenne nur Deinen Abschluss bzw. einen äquivalenten deutschen Abschluss.
Weniger ist mehr, zumindest im ersten Schritt!
🔎 XING Tipp: Du hast bereits bestimmte Arbeitgeber im Auge? Verrate uns jetzt Deine Job-Wünsche, um passende Job-Angebote zu bekommen und von Recruitern gefunden zu werden.
👏🏽 Lass Dich empfehlen
Das gute alte Vitamin B … manchmal kann ein persönliches Empfehlungsschreiben von jemandem, der bereits in der Branche oder sogar beim potenziellen neuen Arbeitgeber angestellt ist, helfen, Deine Bewerbung positiv zu beeinflussen. Nutze Dein Netzwerk, um mögliche Türen zu öffnen.
⚖️ Prüfe rechtliche Schritte
Du hast das Gefühl, dass Du aufgrund Deines Namens diskriminiert wurdest? Dies ist keine Rechtsberatung – aber in Deutschland gibt es mehrere rechtliche Grundlagen, die Diskriminierung bei Bewerbungsprozessen verbieten. Die wichtigsten Gesetze und Regelungen sind:
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Das AGG verbietet jegliche Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer Rasse, ethnischen Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Geschlecht, Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität – auch im Arbeitsrecht.
Grundgesetz (GG)
Das Grundgesetz, also die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, enthält in Artikel 3 das Verbot der Diskriminierung. Dort heißt es: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“
Bundes- und Landesgleichstellungsgesetze für den öffentlichen Dienst
Für den öffentlichen Dienst gibt es spezifische Gleichstellungsgesetze auf Bundesebene und in den einzelnen Bundesländern, die Benachteiligungen in Bewerbungsprozessen untersagen und die Gleichstellung von Frauen und Menschen mit Behinderungen fördern.
Im Falle einer Diskriminierung im Bewerbungsprozess kannst Du rechtliche Schritte einleiten. Diskriminierung kann auch indirekt erfolgen, wenn vermeintlich neutrale Kriterien tatsächlich bestimmte Gruppen benachteiligen. Der Nachweis ist jedoch nicht immer einfach, der entstandene Schaden muss nachgewiesen werden, und die Strafen für Unternehmen sind übersichtlich.
In Zukunft: Bewirb Dich anonym
Weil wir wissen, dass anhand verschiedener Kriterien (oft unbewusst) im Recruiting diskriminiert wird, entwickeln mein Team und ich anonyfy – die Plattform für anonyme Vorauswahl. Ab Ende 2023 kannst Du Dich auf anonyfy.jobs über Unternehmen, für die Diversität und Inklusion wirklich zählen, informieren.
Triff Deine Entscheidung!
Letztendlich solltest Du Dich zuerst fragen: Möchtest Du überhaupt für einen Arbeitgeber und mit Vorgesetzten arbeiten, die möglicherweise Vorurteile haben? Fakt ist: Niemand darf aufgrund seines Namens oder seiner Herkunft benachteiligt werden. Das Bewerbungsverfahren sollte auf den Qualifikationen und der Eignung eines jeden Bewerbers und einer jeden Bewerberin basieren.
Das ist in Deiner aktuellen Situation wahrscheinlich ein schwacher Trost, aber die Zeit spielt für Dich: Je länger Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenleben, desto mehr „fremd“ klingende Namen werden gesellschaftlich akzeptiert.
Hast Du auch schon Diskriminierung bei der Bewerbung erlebt? Berichte uns davon in den Kommentaren.
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