Der Equal Care Day soll auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam machen - Getty

Equal Care Day: „Das bisschen Haushalt …“

Am 29. Februar ist Equal Care Day. Richtig, an einem Schaltjahrtag. Warum? Weil es rund vier Jahre dauert, bis ein Mann so viel unbezahlte Familienarbeit geleistet hat wie eine Frau in nur einem Jahr. Der Equal Care Day soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass Pflege und Care-Arbeit in unserer Gesellschaft allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden. Wie können wir selbst aktiv werden, um gegen diesen Missstand vorzugehen?

Birk Grüling mit seinem Sohn - Grüling
Birk Grüling mit seinem Sohn - Grüling

Der Journalist Birk Grüling ist XING Insider für Bildung und Erziehung. Um mehr Zeit mit seinem Sohn zu verbringen, hat er sich ein flexibles Arbeitsmodell geschaffen.

Väter, seid mutig!
Birk Grüling

Bevor sie Eltern werden, leben viele Paare gleichberechtigt. Jeder verfolgt seine Karriere, jeder räumt mal die Spülmaschine aus, jeder geht mal einkaufen. Nach dem Verlassen des Kreißsaals verändert sich die Rollenverteilung schlagartig: alles auf Anfang, zurück in die 70er-Jahre. Die Väter werden zu Hauptverdienern, die Mütter arbeiten meist in Teilzeit. Umgekehrt ist das Verhältnis bei der unbezahlten Hausarbeit. Ein Grund dafür ist das Geld. Männer verdienen – auch bei gleicher Arbeit – häufig mehr als Frauen. Dazu kommen staatliche Anreize wie das unsägliche Ehegattensplitting.

Ich weiß, nicht jede Familie kann (und will) sich Gleichberechtigung leisten. Aber eins stört mich sehr: Zwar wünschen sich laut Umfrage immer mehr Männer mehr Zeit mit der Familie. Für wirkliche Gleichberechtigung sind die meisten aber zu bequem.

Wer es anders machen will als unsere Väter, dem kann ich nur raten, seid mutig, geht in Elternzeit, so lange wie möglich, seid die ersten Männer im Unternehmen, die für die Familie in Teilzeit gehen, verbringt Zeit mit euren Kindern, putzt, kocht, wechselt Windeln, selbst wenn eure Kumpels das vielleicht für „unmännlich“ halten. Dafür müsst ihr aber im Alter keiner verpassten Zeit mit euren Kindern nachtrauern. Und vielleicht noch viel wichtiger: Ihr seid ein Vorbild für eure eigenen Kinder, für eure Freunde, für alle, die keinen Bock mehr auf die Rollenverteilung der 70er haben.

👉 Den ganzen Artikel „Warum wir Väter mehr Care-Arbeit leisten müssen“ finden Sie hier. In einem weiteren Beitrag gehe ich der Frage „Was macht einen guten Vater aus?“ auf den Grund.

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Dani Parthum hilft Frauen, sich ihren Finanzen zuzuwenden - Parthum
Dani Parthum hilft Frauen, sich ihren Finanzen zuzuwenden - Parthum

Die „Geldfrau“ Dani Parthum ist XING Insiderin für Frauen und Finanzen. In ihrer Arbeit wird sie tagtäglich mit finanziellen Ungerechtigkeiten aufgrund von Care-Arbeiten konfrontiert.

Alte Strukturen zerschlagen: mit Teilzeit für alle
Dani Parthum

Die Rentenansprüche von Frauen in Deutschland sind ein Desaster. Besonders von verheirateten Frauen, wenn sie dazu auch noch Mütter sind. Wieso? Weil verheiratete Mütter – mehr noch als unverheiratete – unentgeltlich für andere sorgen. Das rächt sich finanziell: Es fehlt dann schlicht die Zeit, eigenes Geld zu verdienen und sich ein Vermögen aufzubauen, das später zum Leben reicht.

Ein Vorschlag, um alte Strukturen zu zerschlagen, die Mütter und Väter benachteiligen: Teilzeit für alle. Teilzeit ist das neue Vollzeit! Statt der 40-Stunden-Woche aus der Zeitrechnung des Einversorgermodells hinterherzuhecheln, könnten wir alle für die gesellschaftlich verträgliche 30- oder 25-Stunden-Woche eintreten. Bei gleichem Lohn wie für 40 Stunden. Dann wäre mehr Zeit für Kinder, Haushalt und Familie da. Für Freunde und gesellschaftliches Engagement.

👉 Weitere Denkanstöße, wie man als Frau Altersarmut entgegenwirken kann, finden Sie in meinem Klartext „Altersarmut ist weiblich: Acht Tipps, wie Sie das verhindern“.

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Ugur Cetinkaya fordert, dass der Pflegeberuf attraktiver gestaltet wird - Cetinkaya
Ugur Cetinkaya fordert, dass der Pflegeberuf attraktiver gestaltet wird - Cetinkaya

Der Pflegeeinrichtungsleiter Ugur Cetinkaya ist XING Insider für Pflegemanagement und setzt sich für neue Führungsmethoden und ein Umdenken in der Pflege ein.

Lasst uns Pflegerollenbilder aufbrechen
Ugur Cetinkaya

Der Sozialverband Deutschland hat berechnet, dass 4,5 Millionen Menschen ihre Angehörigen zu Hause pflegen. 70 Prozent davon sind Frauen. Sie leisten durchschnittlich 21 Stunden pro Woche unbezahlte Sorgearbeit. Vereinbarkeit mit dem Beruf wird oft zum Problem und führt zu einer hohen Teilzeitquote. Fakt ist, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich immer noch deutlich weniger als Männer verdienen, was auch an ihrer Hauptverantwortung für unbezahlte Sorgearbeit liegt.

Was also tun? Dass unsere Gesellschaft immer älter wird und der Pflegebedarf steigt, ist nicht zu bestreiten. Daher müssen wir jetzt in eine bessere Pflegestruktur investieren. Deutschland braucht mehr Einrichtungen und mehr Personal. Auch der Pflegeberuf muss attraktiver gestaltet werden. Häusliche Pflege muss bezahlt werden. Zudem muss sich dringend unsere Sprache verändern. Unsere Bewohner*innen rufen häufig nach einer „Schwester“. Dieses einfache Beispiel impliziert bereits, dass Pflege weiblich ist.

👉 Meine Artikelsammlung zu den neusten Entwicklungen in der Pflege finden Sie hier.

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„Wir Pflegenden werden noch zu oft allein gelassen“, so die Journalistin Martina Rosenberg. Sie lebte mit ihren Eltern in einem Mehrgenerationenhaus. Die Situation eskalierte, als ihre Eltern pflegebedürftig wurden. Hier lesen Sie den ganzen Erfahrungsbericht.

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Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg fordert einen Wandel in der Arbeitswelt
Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg fordert einen Wandel in der Arbeitswelt
Für mehr Familienfreundlichkeit in deutschen Unternehmen
Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg

Die GetYourWings-Gründerin Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg ist Insiderin für Digitalisierung und Gesundheit und setzt sich ein für einen familienfreundlichen Wandel der Arbeitswelt.

Kinder gelten in Deutschland meist ebenso wie zu pflegende Angehörige als Privatsache, die die Arbeit nicht beeinträchtigen soll. Dabei ist das Thema Angehörige, die gepflegt werden müssen, weder eine Seltenheit noch eine Nebensache. Die berufliche Tätigkeit kann dann einen wichtigen Ausgleich darstellen, indem sie Ablenkung gibt und Anerkennung. Ich glaube, dass wir in Deutschland ein natürlicheres Verhältnis dazu bekommen sollten, dass Kinder ebenso wie zu pflegende Angehörige ein Teil unserer Lebenswelt und unter den Mitarbeitern auch Mütter und Väter, Töchter und Söhne sind.

Was Kinderbetreuung in Deutschland angeht: Manche Unternehmen setzen bereits auf Betriebskindergärten, Office-Sharing-Angebote und Veranstaltungen, bei denen Kinderbetreuung angeboten wird. Von dem skandinavischen Selbstverständnis von Vereinbarkeit sind wir in deutschen Unternehmen aber noch weit entfernt. Es bedarf des Einsatzes aller: Machen wir Personalabteilungen, Vorstände, Mitarbeitervertreter sowie natürlich auch Freunde und Familie darauf aufmerksam, dass Work-Life-Balance auch heißt, dass jeder, auch während der Arbeit, als Mensch und mit all seinen familiären Verpflichtungen gesehen und respektiert wird.

👉 Lesen Sie den ganzen Artikel hier.

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Die politischen Rahmenbedingungen müssen sich ändern
Caroline Rosales

Caroline Rosales, Autorin von „Single Mom“, war zu Gast im XING Talk. Sie fordert längere Öffnungszeiten von Kitas und appelliert an die Mütter: „Hört auf, perfekt sein zu wollen!“

👉 Hier geht es zum Video.

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Diskutieren Sie mit, liebe Leserinnen und Leser: Mit welchen Maßnahmen können wir für eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit sorgen?

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