Ratgeber: Gehaltsverhandlung

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Gehaltserhöhung: Argumente für Frauen im Überblick

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Es gibt keinen Grund, weshalb Frauen vor Gehaltsverhandlungen zurückschrecken sollten.

Der Gender Pay Gap ist ein reales Problem in der deutschen Arbeitswelt – und liegt auch darin begründet, dass einige Frauen niemals oder zu selten eine Gehaltserhöhung einfordern. Das solltest Du aber und mit folgenden Argumenten stehen deine Chancen auf ein finanzielles Plus gut.

Hand aufs Herz: Eine ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen für eine gleichwertige Arbeit ist unfair. Deshalb werden der Gender Pay Gap und dessen Gründe viel diskutiert. Ursachen für diese Ungleichbehandlung gibt es mehrere, die beispielsweise geschichtlich oder gesellschaftlich begründet sind. Durchaus tragen einige Frauen dazu unbewusst aber auch selbst bei, indem sie nicht oft oder überzeugend genug eine Gehaltsanpassung aushandeln.

Auch hierfür gibt es mehrere Gründe: Frauen ist Geld oftmals weniger wichtig als Männern. Manchmal fehlt es ihnen aber auch am notwendigen Selbstbewusstsein oder sie haben nicht gelernt, wie man sich in einer Verhandlung durchsetzt. Weiterhin neigt das weibliche Geschlecht dazu, Wünsche oder Anregungen anders zu formulieren als das männliche Geschlecht – und dadurch in einer männerdominierten Arbeitswelt nicht ernst genommen zu werden. Es geht an dieser Stelle aber nicht um Schuldzuweisungen, sondern um die Frage, wie Du als Frau diese Situation ändern und eine Gehaltserhöhung erreichen kannst? Hier kommen daher die besten Tipps für eine Gehaltsverhandlung als Frau.

Wieso Frauen bei gleicher Arbeit oft weniger verdienen als Männer

Um ein Problem zu lösen, ist es im ersten Schritt sinnvoll, seinen eigentlichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Selbst, wenn Du eigentlich zufrieden bist mit Deinem Verdienst, lohnt sich nämlich ein Blick auf die Gehälter Deiner männlichen Kollegen. Stichwort: Entgelttransparenzgesetz. In den meisten Fällen zeichnet sich dann das altbekannte Bild ab, dass Männer mehr verdienen als Frauen in vergleichbaren Positionen – und zwar erheblich. Der Gender Pay Gap besteht also nicht nur, wenn Du als Frau eine geringere Qualifikation mitbringst oder in Teilzeit arbeitest, den Kindern zuliebe. Selbst, wenn Du dasselbe kannst und leistest wie ein männlicher Kollege, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er mehr verdient. Zwar schließt sich diese Lücke langsam, noch ist sie aber deutlich vorhanden.

Sogar, wenn alle Faktoren wie eine Elternzeit, die Wahl von schlechter bezahlten Berufen, Teilzeitarbeit & Co unberücksichtigt bleiben, bleibt demnach ein Gender Pay Gap vorhanden. Die bereinigten Werte liegen bei etwa sechs Prozent (Quelle: Statista). Die Frage, warum das so ist, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden. Eine Rolle spielt dabei sicherlich, dass Frauen in vielen Fällen seltener oder überhaupt nicht in die Gehaltsverhandlung gehen. Auch sind sie oft zögerlicher, wenn es um die Höhe ihrer Gehaltsforderungen geht. In der Konsequenz erhalten sie seltener eine Gehaltserhöhung, in geringerem Ausmaß oder überhaupt nicht, anders als ihre männlichen Kollegen. Damit einher geht noch ein weiteres Problem: Bist Du einmal in den „Rückstand“ geraten, erhältst Du auch zukünftig geringere Gehaltserhöhungen. Denn diese werden als Prozentsatz gewährt und somit bedeutet ein kleinerer Ausgangswert auch weniger Plus durch die Gehaltsverhandlung. Es ist deshalb wichtig, von Beginn an sowie über Dein gesamtes Arbeitsleben hinweg angemessene Gehälter auszuhandeln – vor allem als Frau.

Gehaltsverhandlung: Welche Fehler begehen Frauen?

Es kann demnach keinesfalls behauptet werden, dass Frauen an der Ungleichbehandlung selbst schuld seien. Sie sind der Situation aber nicht machtlos ausgeliefert. Stattdessen ist es richtig und wichtig, dass Du Dich einmal intensiv mit der Thematik auseinandersetzt und aktiv wirst, um fair(er) bezahlt zu werden. Dafür ist es unerlässlich, überhaupt in regelmäßigen Abständen eine Gehaltsverhandlung zu führen. Etwa alle ein bis zwei Jahre kann eine Gehaltserhöhung eingefordert werden, besagt diesbezüglich eine Faustregel. Eine Chance, die Du nicht ungenutzt lassen darfst. Weiterhin kommt es darauf an, die richtigen Verhandlungstaktiken sowie Argumentationsstrukturen zu erlernen, um in der Gehaltsverhandlung zu überzeugen. Denn mit den richtigen Argumenten ist eine Gehaltserhöhung auch für Frauen absolut realistisch.

Einer der größten Fehler, den zahlreiche Frauen im Arbeitsleben begehen, ist somit jener, überhaupt keine Gehaltsverhandlungen zu führen. Dabei spielen vielleicht Ängste und Unsicherheit eine Rolle, Vergesslichkeit, Unwissenheit oder andere Faktoren. Manchmal ist es auch eine Kombination. Aber selbst, wenn Du diese Hürden genommen hast, lauern noch weitere Fettnäpfchen, die Deine Chancen auf eine Gehaltserhöhung schmälern. Häufige Fehler von Frauen in der Gehaltsverhandlung sind beispielsweise:

  • Eine unzureichende Vorbereitung, sprich die Argumente für die Gehaltserhöhung überzeugen nicht oder Du kannst nicht begründen, weshalb gerade Du gerade jetzt gerade diesen Betrag mehr verdienen solltest.
  • Übertriebene Bescheidenheit oder Zurückhaltung, weil Du vielleicht keinen „Streit“ mit dem Arbeitgeber eingehen möchtest oder Angst davor hast, was andere Personen über Dich denken könnten. Dadurch lassen sich Frauen in den Verhandlungen oft schnell(er) auf Kompromisse ein, obwohl ein besserer Deal möglich gewesen wäre.
  • Ängste oder Sorgen, wie einen Jobverlust bei zu hohen Forderungen oder ein „Nein“ durch den Verhandlungspartner. Es fehlt einigen Frauen also am notwendigen Selbstbewusstsein, um eine Gehaltsverhandlung erfolgreich zu führen.
  • Fehlende Hartnäckigkeit während der Verhandlungen, sprich Frauen gehen manchmal in die passive Rolle. Anstatt aktiv sowie hartnäckig zu bleiben, geben sie sich mit einem „Nein“ oder einem geringeren Betrag zufrieden, um diese für sie unangenehme Situation schnellstmöglich zu verlassen.
  • Eine zu niedrige Gehaltsforderung, wodurch sie sich eine angemessen Gehaltserhöhung entgehen lassen. Manchmal wissen sie nicht, wie viel sie fordern können. Manchmal trauen sie sich auch schlichtweg nicht. Das gilt sowohl bei der Gehaltsverhandlung im Rahmen von Bewerbungsprozessen als auch in bestehenden Arbeitsverhältnissen.

Ebenso spielen die individuelle Persönlichkeit sowie die Erziehung beim Gender Pay Gap eine wichtige Rolle. Trotz moderner Gesellschaft lernen viele Frauen nicht oder in geringerem Ausmaß, wie sie ihre Interessen in Verhandlungen durchsetzen – oder im Berufsleben auch manchmal die Ellenbogen auszufahren, wie man so schön sagt. Auch deshalb werden sie in der männerdominierten Arbeitswelt noch allzu oft benachteiligt.

Gehaltszufriedenheit: Frauen sind bescheidener… und glücklicher

Bescheidenheit sei eine Tugend, lautet stattdessen ein Glaubenssatz, den viele Menschen in der Kindheit verinnerlichen, vor allem Frauen. Natürlich bringt sie gewisse Vorteile mit sich, denn einfach zufrieden zu sein, bedeutet weniger Stress und mehr Glück im Leben. Die gute Nachricht lautet daher, dass Frauen tendenziell zufriedener sind mit ihrem Gehalt. Auch deshalb räumen sie Gehaltsverhandlungen oft keine Priorität ein oder schrecken vor einem Jobwechsel zurück – obwohl sie dort mehr verdienen würden. Im Berufsleben ist Bescheidenheit aber nicht immer die richtige Strategie, denn nur, wenn Du Belohnungen für Deine Arbeit wie eine Beförderung oder eben eine Gehaltserhöhung einforderst, werden Dir diese auch gewährt. Selbst, wenn Du mit Deinem Gehalt zufrieden bist, ist es also trotzdem richtig und wichtig, die Dir zustehenden Gehaltserhöhungen in regelmäßigen Abständen einzufordern.

Gehaltserhöhung: Auch Frauen müssen forsch(er) auftreten

Fakt ist, dass Männer in Gehaltsverhandlungen oft erfolgreicher sind. Einerseits führen sie diese regelmäßiger, andererseits treten sie darin selbstbewusster auf als viele Frauen. Sie fordern beispielsweise mehr Geld, haben bessere Argumente und sind hartnäckiger. Auch Körpersprache, Mimik sowie Gestik zeugen oftmals von mehr Verhandlungsstärke. Darin liegt ihr großer Vorteil. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch Frauen diese besitzen oder zumindest erlernen können. Wenn sie nämlich richtig auftreten, stehen ihre Chancen mindestens ebenso gut wie jene ihrer männlichen Kollegen. In einigen Unternehmen werden „forsche“ Frauen sogar übermäßig belohnt, wie eine Gehaltsstudie herausgefunden hat (Quelle: Spiegel). Sobald Du also lernst, zu den richtigen Zeitpunkten den richtigen Betrag auf die richtige Weise einzufordern, stehen Deine Chancen auf eine Gehaltserhöhung auch, oder vor allem, als Frau hervorragend.

Gehaltsverhandlung vorbereiten – darauf solltest Du achten

Es gibt somit keinen Grund, weshalb Frauen vor Gehaltsverhandlungen zurückschrecken sollten. Ganz im Gegenteil: Für sie sind diese besonders wichtig, um dem Gender Pay Gap proaktiv zu begegnen und angemessene Gehaltserhöhungen zu erhalten. Die wichtigste Grundlage für Deinen Erfolg ist somit erst einmal aktiv zu werden und daraufhin mit der richtigen Strategie an die Gehaltsverhandlung als Frau heranzugehen. Die Vorbereitung ist dabei essentiell. Worauf also solltest Du achten?

1. Gehaltswunsch: Eine angemessene Gehaltsforderung entwickeln

Einer der wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung bei Frauen lautet: Erst einmal musst Du wissen, wie viel Du fordern kannst und solltest. Ziel ist, einen realistischen Gehaltswunsch zu entwickeln. Dafür kannst Du einerseits Informationen über den Verdienst von Männern in vergleichbaren Positionen einholen; mit Hilfe des bereits erwähnten Entgelttransparenzgesetzes. Andererseits ist eine Internetrecherche sinnvoll, um Dich über branchenübliche Gehälter zu informieren. Im Regelfall kannst Du eine größere Gehaltserhöhung aushandeln, wenn Du den Job wechselst, intern oder extern. Besonders große Sprünge sind beim Wechsel in eine Führungsposition möglich. In einer bestehenden Anstellung gelten hingegen rund drei bis acht Prozent als möglich, je nach individueller Situation – und je nach Argumentation. Zu Beginn der Verhandlung setzt Du dann lieber etwas höher an, um dem Verhandlungspartner noch entgegenkommen zu können. Bestenfalls bekommst Du dadurch sogar mehr als erwartet.

2. Selbstbewusstsein: An inneren und äußeren Faktoren arbeiten

Wie soeben erläutert, ist Selbstbewusstsein dafür das A und O. Ein „forsches“ Auftreten, sprich klare Forderungen, die Du mit Nachdruck aushandelst, sind das Erfolgsrezept bei der Gehaltsverhandlung als Frau. Wenn Du dieses Selbstbewusstsein noch nicht besitzt, kannst und solltest Du daran arbeiten. Davon wird Deine Karriere langfristig profitieren. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, Dir dafür professionelle Hilfe zu suchen. Aber auch das Üben von Verhandlungssituationen mit einem Coach, im Familienkreis oder mit anderen Personen erweist sich in der Praxis als hilfreich. Wichtig ist in jedem Fall, sowohl innerlich selbstbewusst zu sein als auch dieses Selbstbewusstsein auszustrahlen. Arbeite demnach an Deiner Körpersprache, Mimik sowie Gestik. Dann kannst Du als Frau dieselbe Verhandlungsstärke erlangen wie so mancher männliche Kollege – garantiert!

3. Argumente: Gehaltserhöhung als Frau richtig begründen

Zuletzt fehlen für die Gehaltsverhandlung als Frau „nur“ noch die richtigen Argumente. Nicht unvorbereitet in die Verhandlung zu gehen, ist somit ein weiterer wichtiger Tipp für Deine Gehaltserhöhung. Es gilt, Dir vorab einige durchschlagende Argumente zurechtzulegen und diese selbstbewusst zu präsentieren, dann wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit in regelmäßigen Abständen Dein Gehalt steigern können und den Gender Pay Gap zumindest im individuellen Fall endlich schließen.

Die richtigen Argumente als Frau: Tipps für die Gehaltsverhandlung

Bleibt nur noch die Frage offen, welche Argumente für eine Gehaltserhöhung bei Frauen besonders überzeugend sind. Prinzipiell gelten diesbezüglich dieselben Regeln wie bei Männern. Gute Argumente bewegen sich dabei auf einer fachlichen Ebene, beispielsweise

  • überdurchschnittliche Erfolge,
  • kürzliches Lob,
  • neue Verantwortungsbereiche,
  • herausragende Leistungen,
  • fachliche Weiterentwicklung oder
  • die Übernahme neuer Aufgabenbereiche.

Es müssen nicht unbedingt viele Argumente sein, sondern schon wenige und die richtigen Argumente steigern Deine Chancen auf ein „Ja“. Demgegenüber sind private Gründe wie Schulden oder die Inflation kein durchschlagendes Argument in der Gehaltsverhandlung. Wann immer eine Gehaltsverhandlung geführt werden soll, wird Frauen also empfohlen, sich geeignete Argumente zurechtzulegen, die bestenfalls objektiv überprüft werden können. Ein gutes Zwischenzeugnis, eine absolvierte Weiterbildung oder ein interner Stellenwechsel sind dafür hervorragende Anlässe. Überlege also, warum Du gerade jetzt mehr Geld verdienen solltest und argumentiere selbstbewusst, dann lässt die Gehaltserhöhung gewiss nicht mehr lange auf sich warten. Wichtig ist jedoch, Dich auf diesem Erfolg nicht auszuruhen. Denn bezüglich Gehaltsverhandlungen ist folgender Tipp für Frauen sicherlich am wichtigsten: Mache sie zur Gewohnheit. Dann kannst Du aus Fehlern lernen, Dein Verhandlungsgeschick stetig verbessern sowie Dein Gehalt regelmäßig steigern – und dadurch problemlos auch langfristig in finanzieller Hinsicht mit den männlichen Kollegen mithalten, diese vielleicht sogar überholen.

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