Keine Gehaltserhöhung seit Jahren – was tun?
Regelmäßige Gehaltserhöhungen sind wichtig, um Deinen Lebensstandard zu halten, aber auch schlichtweg für die Jobzufriedenheit. Dass diese zunehmend schwindet, wenn die Gehaltserhöhung ausbleibt, ist daher vollkommen normal. Doch die gute Nachricht lautet: Du bist dieser Situation nicht machtlos ausgeliefert.
Alle ein bis zwei Jahre gilt eine Gehaltserhöhung als normal. Manche Arbeitnehmer erhalten diese automatisch, beispielsweise aufgrund eines gültigen Tarifvertrags. Andere müssen diese aktiv einfordern und haben somit mehr Verhandlungsspielraum, beispielsweise bezüglich der Höhe dieser Gehaltsanpassung. Doch es gibt auch Fälle, in denen die gewünschte Gehaltserhöhung ausbleibt. Handelt es sich dabei eher um die Ausnahme als um die Regel, weil das Unternehmen vielleicht ein schlechtes Wirtschaftsjahr hatte, ist das noch kein Grund zur Sorge. Doch musst Du regelmäßig oder dauerhaft auf die Gehaltserhöhung warten, ist es dringend an der Zeit zu handeln. Ansonsten bist Du schlussendlich der oder die Leidtragende im finanziellen Sinne.
Warum eine regelmäßige Gehaltserhöhung so wichtig ist
Wenn Du seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hast, stellst Du Dir vielleicht die Frage, ob Du diese aktiv einfordern solltest. Die eindeutige Antwort lautet: Ja, denn eine regelmäßige Gehaltserhöhung ist gleich aus mehreren Gründen wichtig. Das gilt einerseits aus der finanziellen Perspektive, denn nur mit einer regelmäßigen Gehaltsanpassung kannst Du den gewohnten Lebensstandard halten. Je höher die Inflation, desto weniger kannst Du Dir ansonsten auf Dauer leisten, ein gleichbleibendes Gehalt vorausgesetzt. Da Du jedoch auch an Berufserfahrung, Qualifikationen & Co hinzugewinnst, möchtest Du diesen Lebensstandard nicht nur halten, sondern es ist üblich, diesen im Zuge des Berufslebens sogar zu steigern. Aus diesem Grund sollte die Gehaltserhöhung sogar einen reinen Inflationsausgleich übersteigen. Andererseits spielen auch psychische Faktoren eine Rolle: Das Gefühl, in Deiner Karriere voranzukommen ist dabei ein wichtiger Faktor, oder Deine Motivation und Zielstrebigkeit zu erhalten. Kurz gesagt, ist eine Gehaltserhöhung eine Belohnung für Deine Leistungen und somit auch ein unverzichtbares Puzzleteil für langfristige Jobzufriedenheit.
Aber eine regelmäßige Gehaltserhöhung ist noch aus einem weiteren Grund wichtig: Wenn Du einzelne Gehaltssprünge in Deiner Karriere verpasst, fällt die nächste Gehaltserhöhung geringer aus. Diese wird nämlich prozentual von Deinem aktuellen Gehalt berechnet und drei Prozent von beispielsweise 60.000 Euro sind weniger als drei Prozent von 80.000 Euro. Die Rechnung zieht sich sozusagen wie ein „Rattenschwanz“ durch Deine gesamte Karriere. Das bedeutet, dass Du durch regelmäßige Gehaltserhöhungen unterm Strich deutlich mehr Geld verdienen kannst, ähnlich dem Zinseszinseffekt. Wenn Du also seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr hattest, ist es umso wichtiger, diese zeitnah einzufordern – und ab sofort auch in regelmäßigen Abständen.
Wie oft solltest Du eine Gehaltserhöhung fordern?
In den meisten Fällen musst Du selbst aktiv werden, um eine Gehaltserhöhung zu erreichen. Daher stellen sich viele Arbeitnehmer die Frage, wie häufig sie in die Gehaltsverhandlung gehen können beziehungsweise sollten, um auch im finanziellen Sinne das Meiste aus ihren Leistungen herauszuholen. Wie vorab erwähnt, gilt dabei die Faustregel von etwa ein bis zwei Jahren. Viele Experten raten eher zu 18 bis 24 Monaten, um nicht zu häufig mehr Geld zu fordern. Besser ist es, dann in der jeweiligen Gehaltsverhandlung einen höheren Prozentsatz auszuhandeln. Jedoch gibt es auch besondere Situationen, in denen Du zusätzlich zu diesem Rhythmus eine Lohnerhöhung fordern solltest:
- Interner Jobwechsel
- Übernahme neuer Tätigkeitsbereiche
- Fachliche Weiterentwicklung
- Wechsel in eine Führungsposition
- Überdurchschnittliche Erfolge
- Externer Jobwechsel
Schlussendlich musst Du selbst abwägen, wann eine Gehaltserhöhung angemessen ist und wann die Situation eher dagegen spricht, beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen. Wann immer Du jedoch einen neuen (internen oder externen) Arbeitsvertrag abschließt, geht dieser auch mit einer erneuten Gehaltsverhandlung einher. Ebenso kannst und solltest Du überlegen, einen externen Jobwechsel vorzunehmen, um Dein Gehalt zu steigern. Das gilt vor allem, aber nicht nur, wenn eine Gehaltserhöhung abgelehnt wurde. Denn bei einem Stellenwechsel kannst Du deutlich größere Gehaltssteigerungen aushandeln und somit durch regelmäßige Jobwechsel im Rhythmus von etwa zwei Jahren durchschnittlich 50 Prozent mehr Geld verdienen – im Vergleich zu einer gleichbleibenden Anstellung in demselben Zeitraum.
Hast Du einen Anspruch auf Gehaltserhöhungen?
Regelmäßige Gehaltserhöhungen sind also in Unternehmen jeder Art, Größe und Branche üblich. Ein generelles Recht besteht darauf jedoch nicht. Allerdings sollte es auch im Interesse des Arbeitgebers liegen, dass die Arbeitnehmer eine hohe Jobzufriedenheit haben, um sie langfristig im Unternehmen zu halten und zu Höchstleistungen zu motivieren. Das gilt vor allem angesichts des Fachkräftemangels, der immer weiter um sich greift – Tendenz steigend. Selbst, wenn Du im Regelfall kein Recht auf eine Gehaltserhöhung hast, stehen Deine Chancen darauf also gut, sofern Du diese zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Höhe sowie auf die richtige Weise aushandelst.
Keine Regel ohne Ausnahme, lautet zudem ein bekanntes Sprichwort und dieses trifft auch hier zu. Denn es gibt Sonderfälle, in denen tatsächlich ein Recht auf Gehaltserhöhung besteht. Es lohnt sich somit, erst einmal zu prüfen, ob einer dieser Fälle auf Dich zutrifft. Prinzipiell besteht ein Recht auf Gehaltserhöhung immer dann, wenn diese
- im gültigen Arbeitsvertrag vereinbart wurde.
- durch einen Tarifvertrag vorgegeben ist.
- aufgrund einer Betriebsvereinbarung vorgeschrieben ist.
- durch den Arbeitgeber mündlich sowie bindend zugesagt wurde.
- aus dem Grundsatz der Gleichbehandlung resultiert.
- eine Ungleichbehandlung verhindert. Stichwort: Entgelttransparenzgesetz.
- durch betriebliche Übung zur Gewohnheit geworden ist.
Letzterer Fall greift jedoch nur, wenn der Arbeitgeber keinen wirksamen Freiwilligkeitsvorbehalt ausgesprochen hat. Die meisten dieser Situationen treffen somit lediglich in seltenen Fällen zu und oft besteht eine große Hemmung, diesbezüglich den Rechtsweg zu gehen. Es kann daher besser sein, eine normale Gehaltsverhandlung zu vereinbaren und mit den richtigen Argumenten zu überzeugen – oder einen Jobwechsel in Erwägung zu ziehen, wenn die Gehaltserhöhung wiederholt abgelehnt wurde.
Warum Unternehmen eine Gehaltserhöhung ablehnen
Dass eine Gehaltserhöhung hin und wieder abgelehnt wird, ist nicht ungewöhnlich, sofern es sich eben um die Ausnahme handelt, anstatt um die Regel. Wichtig ist dann, nach den Gründen zu fragen, um zu wissen, was Du vielleicht verbessern musst oder wann ein geeigneter Zeitpunkt gekommen ist, um eine Gehaltssteigerung zu erhalten. Wie Du nun bereits weißt, ist das für Deine Motivation essentiell, ebenso natürlich wie für Deine Karriereplanung. Häufige Gründe, weshalb Du keine Gehaltserhöhung bekommen hast, sind:
- unrealistische Gehaltsvorstellungen Deinerseits
- eine kürzliche Gehaltsanpassung
- fehlende fachliche oder persönliche Weiterentwicklung
- unzureichende Arbeitsleistungen
- schlechte Argumente in der Gehaltsverhandlung
- wirtschaftliche Probleme im Unternehmen
- größere Veränderungsprozesse
Es gibt somit keine Garantie, dass eine Gehaltsverhandlung zwangsläufig zu einer Gehaltserhöhung führt – oder sie stellt lediglich einen Inflationsausgleich dar. Auch individuelle Gründe können hierbei eine Rolle spielen, sind aber nicht in jedem Fall zulässig. So darf der Arbeitgeber beispielsweise keine Gehaltserhöhung wegen Krankheit ablehnen oder wegen einer Schwangerschaft. Es ist deshalb wichtig, nach den konkreten Ursachen zu fragen, wenn eine Gehaltserhöhung abgelehnt wurde. Was kannst Du in solchen Szenarien tun?
Keine Gehaltserhöhung: So reagierst Du richtig
Fakt ist, dass Du Dich mit einem „Nein“ nicht zufrieden geben musst – und keinesfalls darf es Dich von zukünftigen Gehaltsverhandlungen abschrecken. Stattdessen ist es wichtig, für Dich einzustehen. Das gilt vor allem, wenn Du keine Gehaltserhöhung trotz mehr Verantwortung erhältst. Die richtigen Argumente und eine professionelle Verhandlungsstärke sind in solchen Fällen wichtig, um einzufordern, was Dir zusteht. Es gilt, die Gehaltsverhandlung nicht vorzeitig abzubrechen, wenn sie im ersten Moment abgelehnt wurde. Stattdessen lohnt es sich, alternative Vorschläge zu machen, wie Benefits vom Arbeitgeber als Alternative zur Gehaltserhöhung oder als Kompromiss zu einer geringeren als der geforderten Gehaltsanpassung. Solche Benefits sind zum Beispiel
- ein Dienstwagen,
- Jobtickets,
- Essenszuschüsse,
- privat genutzte Technik,
- Gesundheitsförderung oder
- ein Zuschuss zur Kinderbetreuung.
Damit ist die Liste an Möglichkeiten noch lange nicht zu Ende, sprich für jede Lebenssituation gibt es eine passende Wahl. So kannst Du das Gehalt zwar nicht direkt, aber zumindest indirekt erhöhen. Eine weitere sinnvolle Strategie besteht darin, mit dem Verhandlungspartner einen konkreten „Fahrplan“ zu entwerfen, was Du beispielsweise verbessern kannst oder welche Weiterbildungen Du belegen kannst, um in Zukunft eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Beide Seiten sollten sich daraufhin an solche Absprachen halten. Liegt hingegen eine Gehaltsdiskriminierung vor, die Du belegen kannst und woraufhin Du trotzdem keine Gehaltssteigerung bekommst, bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: der Rechtsweg oder der Jobwechsel.
Keine Gehaltserhöhung seit Jahren? Jobwechsel als Lösung!
Wenn eine Gehaltserhöhung abgelehnt wurde, solltest Du also über einen Jobwechsel nachdenken. Das gilt vor allem, wenn Du schon mehrfach keine Gehaltserhöhung bekommen hast, wenn getroffene Absprachen arbeitgeberseitig nicht eingehalten werden oder wenn Du Dir schlichtweg eine bessere Gehaltsentwicklung wünschst. Frage Dich daher, ob es überhaupt Aussicht auf Besserung gibt, wenn eine Gehaltserhöhung abgelehnt wurde. Der Zeitpunkt für einen Jobwechsel ist außerdem gekommen, wenn Du keine Gehaltserhöhung trotz mehr Verantwortung bekommst – denn in solchen Fällen kannst Du bei einem Jobwechsel überdurchschnittlich große Gehaltssprünge machen, die Du Dir nicht entgehen lassen solltest.
Vermutest Du hingegen, keine Gehaltserhöhung wegen Krankheit, wegen Schwangerschaft oder aus anderen diskriminierenden Gründen zu erhalten, ohne dass Du diese belegen kannst, ist der Jobwechsel ebenfalls eine sinnvolle Lösung. Nicht immer sind Arbeitgeber nämlich ehrlich, wenn es um die Gründe geht, weshalb die Gehaltserhöhung abgelehnt wurde. Spätestens also, wenn Du merkst, dass Deine Jobzufriedenheit unter den ausbleibenden Lohnerhöhungen leidet, solltest Du die Reißleine ziehen und Dich nach besseren Alternativen umsehen. Wie Du nun bereits weißt, geht Dir ansonsten auf lange Sicht viel Geld verloren, wenn Du zu viele Jahre ohne Gehaltserhöhung verstreichen lässt. Aktiv werden, lautet daher die Devise, dann kannst Du auch finanziell das Meiste aus Deiner Karriere herausholen.
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