Vom Ideenwettbewerb zum eigenen Start-up
In großen Unternehmen sind Strukturen und Geld auf das bestehende Produktportfolio ausgerichtet – das bietet wenig Raum für Innovationen außerhalb des heutigen Portfolios. Die Mitarbeitenden kennen die Herausforderungen der eigenen Kunden und haben die Ideen, um diese zu lösen. Das Medizin- und Sicherheitstechnikunternehmen Dräger setzt mit dem Ideenwettbewerb „Kickbox“ ein ganzes Programm auf, um es Beschäftigen zu ermöglichen, eigene Produkte zu entwickeln und im besten Fall am Ende ein Corporate Start-up zu gründen.
Unternehmen aktiv mitgestalten
Das „Kickbox“-Programm hat seinen Ursprung bei der Firma Adobe und führt in einem definierten Prozess die Mitarbeitenden von der Lösungsentwicklung bis zur Abschätzung neuer Geschäftspotenziale. Dahinter steckt der Antrieb großer Unternehmen, die nächste Innovation nicht zu verpassen und von einem Start-up überholt zu werden. Das Entwickeln und Gründen im Unternehmen hat Vorteile: Bei Dräger können unternehmensinterne Start-ups auf die bestehenden Strukturen des Konzerns zugreifen: Know-how, Personalressourcen und Kundenkontakte sind vorhanden.
Die Teilnehmenden des Programms haben die Chance, aktiv die Zukunft des Unternehmens und der Kundschaft zu gestalten. Gleichzeitig können sich Teams selbst finden und eigene Idee weiterentwickeln – das stiftet Sinn hinter der Tätigkeit, denn niemand entwickelt ein Produkt, welches man für überflüssig hält. Damit möglichst viele mitmachen, wurde eine interne Werbekampagne für das „Kickbox“-Programm gestartet. Und das mit Erfolg: Rund 450 Beschäftigte reichten ihre Ideen ein.
Kreative Räume für Innovationen
Um jedem Mitarbeitenden die Teilnahme an dem Ideenwettbewerb zu ermöglichen, benötigt es Freiraum. Daher dürfen die Beschäftigte bis zu 20 Prozent der Arbeitszeit eigenverantwortlich einbringen, um das Konzept binnen zehn Wochen weiterzuentwickeln, sich Kundenfeedback einzuholen und am Ende vor einer Jury zu präsentieren. Aus erfolgreichen Ideen werden neue Produkte oder sogar ein Corporate Start-up. Bei Dräger hat beispielsweise ein Bewegungsmelder mit Babyfon-Funktion einen Innovation Award gewonnen und nach nur drei Jahren den Weg in den Online-Vertrieb gefunden. In einem weiteren Projekt wurde ein Gerät entwickelt, um krebserzeugende Gase unkompliziert direkt vor Ort messen zu können. Momentan arbeiten fünf Teams im New Business Development an den Themen aus der „Kickbox“ nach modernen agilen Methoden.
Am Ende ist das Programm ein Gewinn für das Unternehmen und das auch über die erfolgreich eingeführten Innovationen hinaus. Die Mitarbeitenden werden während des Prozesses begleitet, bekommen Trainings für die abschließende Präsentation, müssen gezielt Kundenfeedback einholen und bilden neue Netzwerke innerhalb der Firma. Gleichzeitig ermöglicht das Programm dem Unternehmen herauszufinden, welche Mitarbeitenden aus sich heraus motiviert sind ein Unternehmer oder eine Unternehmerin ihrer eigenen Idee zu sein, auch wenn aus dieser am Ende kein Produkt geworden ist.
Wie Dräger die Beschäftigten in die Entwicklung neuer Produkte einbezogen und welche Rolle die „Garage“ als Raum für kreatives Arbeiten gespielt hat, erfahren Sie im Unternehmensportrait auf der Plattform „Lern- und Experimentierräume“.
Service-Info: Mit dem Webportal www.experimentierraeume.de bietet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine Plattform, auf der Unternehmen durch inspirierende Beispiele anderer dazu ermutigt werden sollen, neue Wege in Richtung Arbeitswelt der Zukunft zu gehen. In einer regelmäßigen Artikelreihe werden ausgesuchte Beispiele der Experimentierräume hier vorgestellt.