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Lutz Backes

Fränkische Köpfe: Interview mit dem Künstler Lutz Backes

Der Autor, Bildhauer und Karikaturist Lutz Backes (Künstlername „Bubec“), Jahrgang 1938, wurde vor allem durch die Veröffentlichungen und Ausstellungen seiner Porträt-Karikaturen bekannt. Viele seiner berühmten Modelle kannte er persönlich. Einige der Erlebnisse und Eindrücke fließen in sein Kunstprojekt FRÄNKISCHE KÖPFE ein.

Herr Backes, 1957 kamen Sie durch einen beruflichen Wechsel Ihres Vaters nach Franken. Weshalb fanden Sie das höchste Lob des Franken „Bassd scho“ geringschätzig?

Eine große Leistung sollte man auch entsprechend würdigen. Später kam ich zu der Einsicht, dass dieser Ausdruck das Werk anerkennt, den Gelobten aber auf dem Boden der Tatsachen festhält und nicht abheben lässt. Dazu mein Lieblingsdichter und -zeichner Wilhelm Busch: „Wenn einer mit viel Mühe kaum / Gekrochen ist auf einen Baum, / Schon denkt, dass er ein Vogel wär, / So irrt sich der.“

Was macht einen Franken aus?

Ich kenne eigentlich nur die Mittel- und Oberfranken genauer. Und diese beiden enterscheiden sich schon untereinander. Gemeinsam ist ihnen, so scheint mir, dass sie wesentlich wortkarger sind als die Kurpfälzer, unter denen ich aufgewachsen bin. Außerdem benehmen sie sich distanzierter den Mitmenschen gegenüber, also nicht so aufdringlich, dafür aber manchmal direkter bis zur Schmerzgrenze. Aber so weiß man gleich, woran man ist, und das wiederum ist von Vorteil. Wieder ein treffendes Beispiel: Der Wirt schaut zum Fenster raus und sagt: „Allmächt! Do kumma elf Leit un ich hob bloß zehn Diisch!“

Wann hatten Sie sich an den Charakter der Franken gewöhnt?

Nach zwei Jahren. Zuerst wollte ich wieder in die alte Heimat Kurpfalz zurück, jetzt lebe ich freiwillig und gerne hier in Mittelfranken.

Was hat Sie in Franken am nachhaltigsten geprägt?

Zuerst mein Lehrer Prof. Dr. Hermann Glaser und meine Klassenkameraden im Scharrer-Gymnasium, dann meine künstlerische Arbeit nach dem Pflichtpensum als Kaufmann.

Ihr Buchprojekt ist gleichzeitig eine humoristische biografische Reise zu namhaften Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport. Wer sind die bekanntesten unter den 121 Portraitierten?

Um nur einige zu nennen: Dr. Alzheimer, Lukas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer, Ludwig Erhard, Thomas Gottschalk, Max Grundig, Werner Heisenberg, Herbert Hisel, Henry Kissinger, Lothar Matthäus, Tilman Riemenschneider, Adam Riese, Hans Sachs, Geschwister Scholl, Elke Sommer, Markus Söder und Wolfgang Wagner.

Haben Sie von allen Porträtierten einen Lieblingsfranken? Und welche Geschichte ist damit verbunden?

Mit einem kann ich nicht dienen, es sind mehrere, die ich mag oder mochte. Diese habe ich alle in meinem Buch erwähnt. Die persönlichen Beziehungen zu ihnen sind in die Lebensläufe eingewoben. Dann gibt bzw. gab es einige, die ich nicht mag oder mochte. Diese habe ich nicht erwähnt.

Haben Sie die noch lebenden Karikierten alle persönlich gekannt?

Ja, gekannt oder begegnet fast allen, die lebten oder noch leben, seit ich in Franken wohne. Bis auf eine Handvoll, die ich nicht erreichen konnte.

Wann hatten Sie die Idee zu diesem Projekt?

Die hatte nicht ich, sondern mein Lehrer und Freund Prof. Dr. Hermann Glaser. Ich hatte vor Jahren mal ein Buch mit Porträt-Karikaturen illustiert, „Kurpfälzer Köpfe“, das er irgendwie in die Hand bekam. Darauf rief er mich an und meinte, das sollten wir auch mit den Franken machen, er den Text, ich die Porträts. Wir besprachen dann dieses Projekt auch mit seinem Verleger. Drei Tage später ist er fast 90-jährig verstorben. Sein Verleger bekam kalte Füße und zog zurück. Darauf bat mich sein Umfeld, ich möge es doch auch schreiben. Was ich nun tat. Es ist mein fünftes, geschriebenes und illustriertes Buch.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Auswahl vorgenommen?

Die Vorauswahl traf Hermann Glaser, ich habe sie dann nach dessen Tod ergänzt. Die Persönlichkeiten kommen aus den verschiedensten Bereichen der Politik Industrie, Wissenschaft, Kultur und des Sports. Also alles, was in Franken Rang und Namen hatte oder hat - aber auch ein paar, die im Verborgenen blüh(t)en. Glaser hatte alle Lebenden noch angeschrieben und um die Erlaubnis gebeten. Ein paar verweigerten die Zusage. Dabei sind sie nicht gar so wichtig, wie sie sich nehmen. Diese fehlen.

Wie lange haben Sie an diesem Werk gearbeitet?

Ziemlich genau drei Jahre. Da ich auch, neben der kaufmännischen Ausbildung, auch den Journalismus gelernt habe, versuchte ich, die Fakten genau zu recherchieren. Das nahm zum Teil viel Zeit in Anspruch.

Gibt es Aussagen der Porträtierten zu Ihren Karikaturen?

Ja. Zu viele. In alle Richtungen. Karikaturen sind Ansichtssache. Nicht jeder versteht sie, muss auch nicht. Sie sind eine Un-Art. Bildende Kunst trifft im Allgemeinen auf Unverständnis. Schon Edmond de Goncourt sagte: „Un tableau dans un musée suscite des opinions plus ridicules qu'autre chose au monde.“ („Ein Gemälde in einem Museum hört mehr lächerliche Meinungen als alles andere auf der Welt.“)

Welche Rolle spielen Karikaturen heute?

Fast keine mehr. Die Karikatur im alten Sinne stirbt aus. Wie das Kabarett. Die unartige Muse weicht der belanglosen Comedy und dem Comic. Diese haben auch ihre Berechtigung, sind aber an Inhalt und Künstlerischem nicht zu vergleichen.

Ist zu Ihrem Buch auch eine Ausstellung geplant?

War. Corona hat das bisher verhindert. Auch die geplanten Lesungen.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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