Das Match macht's: Unternehmenskultur ist ein wichtiger Faktor für Glück und Zufriedenheit - © Jacob Lund/Getty Images

Wo finde ich die Unternehmenskultur, die mich glücklich macht?

Nur die Hälfte aller Erwerbstätigen mag die Corporate Culture ihres Arbeitgebers, so ein Ergebnis der aktuellen XING Job-Happiness-Studie. Überraschend wenige. Denn es gibt gute Gründe, im Arbeitsleben mehr Wert auf gelebte Werte zu legen.

Viele kluge Menschen haben sich im Laufe der Jahrhunderte daran versucht, das Gefühl, das wir Glück nennen, zu definieren. Genauso viele Versuche gibt es, die Faktoren, die Glück auslösen, zu identifizieren, um es so verlässlich reproduzierbar zu machen. Auch wir bei XING haben uns die Frage gestellt, wann und warum Menschen glücklich am Arbeitsplatz sind – und was eigentlich den Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit ausmacht.

Die Ergebnisse werten wir derzeit für die XING Job-Happiness-Studie aus, die forsa in unserem Auftrag durchgeführt hat. 73 Prozent sind demnach zufrieden mit ihrer derzeitigen beruflichen Situation. 65 Prozent geben an, sogar glücklich zu sein. Aber nur knapp mehr als die Hälfte der Befragten stimmen der Aussage „Mir gefällt die Unternehmenskultur“ zu. Mich hat das überrascht. Sind gelebte Werte nicht wichtig?

Unternehmenskultur macht den Unterschied

Wenn man Menschen fragt, warum sie zufrieden sind in ihrem Job, dann sind Faktoren wie „sinnhafte Tätigkeit“, „Identifikation mit dem Arbeitgeber“, „Fairness und Offenheit für Individualität“ die wichtigsten positiven Treiber. Das Glücklichsein basiert auf den gleichen Voraussetzungen, braucht aber noch eine weitere Komponente: Unternehmenskultur, also das Gefühl dazuzugehören und die gelebten Werte mitzutragen, macht hier den großen Unterschied.

Der zeigt sich beispielsweise in der Weiterempfehlungbereitschaft, die in Zeiten knapper Talente immer wichtiger wird: Nur 5 Prozent derjenigen, denen ihre Unternehmenskultur nicht gefällt, würden ihren Arbeitgeber weiterempfehlen. Unternehmenskultur ist ein wichtiger Faktor für die Bindung – eine Art emotionaler Klebstoff. Und nicht nur das – auch für die Produktivität: Gerade in instabilen Zeiten kann eine anpassungsfähige Unternehmenskultur über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Auch ich habe es schon erlebt: Ein Job, in dem alles passt – die Rolle, die Rahmenbedingungen, die Strategie, das Team. Aber irgendwie fühlte sich alles zäh an. Ganz lange wusste ich nicht, warum – bis mir bewusst wurde, dass die Kultur mich und uns daran hinderte erfolgreich zu sein. Kultur muss noch nicht einmal toxisch sein, damit man sich im Job nicht wohlfühlt. Manchmal passt sie einfach nicht zum persönlichen Arbeitsstil und den eigenen Vorstellungen.

Wenn man es gewohnt ist, selbständig und agil zu arbeiten, kann eine hierarchisch denkende Führungskraft, die zu Mikromanagement neigt, einen zur Verzweiflung treiben. Wenn man sich feste Strukturen und klare Vorgaben wünscht, dann ist ein dynamisches oder sich im Umbruch befindliches Unternehmen nicht die richtige Umgebung. Wenn man lieber als Expert·in allein arbeitet, aber immer alles im Team abstimmen muss, kann das auf Dauer frustrierend sein.

Der Fit ist entscheidend

Gibt es also gute und schlechte Unternehmenskulturen? Nein. Es kommt auf den individuellen Fit an. Wir alle haben unterschiedliche Begabungen, Vorlieben, Abneigungen. Und so, wie nicht jede·r jeden Beruf machen kann, passt nicht jede·r in jede Kultur. Der Match macht’s.

Unternehmen müssen bezüglich ihrer Kultur transparent und authentisch sein. Sie müssen einen sehr gründlichen Blick auf den Ist-Zustand werfen, anstatt eine Vision aufrechterhalten zu wollen, die im Alltag nicht gelebt wird. Vieles klingt heute fast selbstverständlich. Flache Hierarchien beispielsweise, Begegnung auf Augenhöhe, Respekt oder Vertrauen. Wir haben uns in den vergangenen 20 Jahren unternehmenskulturell so weiterentwickelt, dass Firmen es sich nicht mehr leisten können, diese Werte nicht zu propagieren – und es ist gut, dass es hier einen gesellschaftlichen Konsens gibt.

Aber die fortschrittlichste Unternehmenskultur nützt nichts, wenn sich die Menschen, die sie leben sollen, nicht mit ihr identifizieren. Unternehmen und Talente müssen sich im Recruitingprozess ehrlich in die Augen schauen, um zu sehen, ob beide glücklich werden.

Kulturcheck bietet Orientierung

Natürlich bieten Plattformen wie kununu inzwischen die Möglichkeit, sich vorab umfassend über ein Unternehmen zu informieren. Aber man muss sich auch selbst darüber im Klaren sein, was man will und zu welcher Kultur man am besten passt. Will ich Prozesse mitgestalten? Habe ich Interesse an Teambuilding mit Kolleginnen und Kollegen? Oder will ich einfach nur einen guten Job machen und dann meine Freizeit genießen? Bin ich geschaffen fürs Start-up, ein Familienunternehmen oder den Konzern?

Allen, die gerade auf der Suche nach einem neuen Job sind und sich nicht nur auf das Bauchgefühl verlassen wollen, lege ich den XING Kulturcheck ans Herz. Durch gezielte Fragen kommt dabei zum Vorschein, was einem bei einem Arbeitgeber wirklich wichtig ist – und wo man die Unternehmenskultur findet, die einen glücklich macht.

Wie wichtig ist Euch die Unternehmenskultur? Ich freue mich über einen Austausch!

Dieser XING Insider Artikel ist Teil einer Serie zur repräsentativen XING Job-Happiness-Studie 2022, die in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa entstand. Du willst mehr darüber erfahren, wie Du zufriedener und glücklicher im Job wirst? Dann empfehlen wir Dir folgende Beiträge:

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Dr. Sabrina Zeplin schreibt über Job & Karriere, Digitale Plattformen, Gründung

Dr. Sabrina Zeplin ist Digital-Unternehmerin und Gründerin von RestartCareer, der digitalen Plattform für berufliche Neuorientierung nach arbeitgeberseitiger Trennung. Mit ihrer Plattform möchte sie Menschen ermutigen und inspirieren, berufliche Veränderungssituation als persönliche Chance zu nutzen

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