Gehaltsverhandlungen sind oft eine Herausforderung, besonders für Frauen. - Getty Images

Geschlechterkampf ums Gehalt: Wie gerecht ist Deutschland?

Warum verdienen Frauen immer noch weniger? Ein genauer Blick auf Deutschlands Kampf gegen die Lohnlücke – und was noch fehlt.

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Frauen verdienen oft weniger als Männer. Deutschland zählt dabei zu den Schlusslichtern in Europa. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen durchschnittlich 20,05 Euro pro Stunde – das sind 4,31 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen.

Besonders auffällig ist das bei Personen mit gleicher Qualifikation und ähnlichen Jobs. Hier beträgt die Lücke immer noch 7 Prozent. Ein Blick nach Rumänien zeigt, es geht auch anders: Dort ist der Gender Pay Gap mit nur 3 Prozent einer der niedrigsten in Europa.

Du verdienst weniger als Deine männlichen Kollegen und fragst Dich, warum? Der Gender Pay Gap hat vielschichtige Gründe, die tief in der Gesellschaft und Arbeitswelt verwurzelt sind. Hier sind einige der Hauptgründe, die durch aktuelle Studien und Erhebungen untermauert werden:

  1. Historische Rollenmuster: Frauen waren historisch oft auf niedrig bezahlte "Frauenberufe" beschränkt. Eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass diese traditionellen Rollenmuster auch heute noch Einfluss auf die Berufswahl von Frauen haben.

  2. Berufsfelder mit Geschlechterklischees: Berufe im Erziehungs- und Gesundheitswesen, traditionell von Frauen dominiert, werden oft schlechter bezahlt. Eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation bestätigt, dass solche geschlechtsspezifischen Segregationen im Berufsfeld zu ungleichen Löhnen führen.

  3. Familienverantwortung: Frauen sind häufiger und länger in Elternzeit, was ihre Karriere und damit das Einkommen beeinträchtigt. Daten des Sozio-oekonomischen Panels zeigen, dass der Karriereverlauf von Frauen signifikant durch Familienzeiten beeinflusst wird.

  4. Mangelnde Präsenz in MINT-Berufen: Nur wenige Frauen wählen ein Studium oder eine Karriere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Eine Umfrage der Initiative "Komm, mach MINT" von 2021 offenbart, dass Stereotype und mangelnde Förderung in der Schulzeit die Berufswahl beeinflussen.

  5. Verhandlungsstrategien: Männer führen häufiger und erfolgreicher Gehaltsverhandlungen als Frauen. Eine Untersuchung der American Psychological Association zeigt, dass Männer 10-mal häufiger als Frauen höhere Gehälter aushandeln, teilweise wegen traditionellen Geschlechtererwartungen.

  6. Diskriminierung am Arbeitsplatz: Trotz Gleichstellungsgesetzen besteht weiterhin eine bevorzugte Behandlung von Männern in vielen Unternehmen. Eine Studie ifo-Instituts von 2022 belegt, dass direkte und indirekte Diskriminierung von Frauen in der Berufswelt immer noch präsent ist.

Der Equal Pay Day ist mehr als nur ein Aktionstag – er sensibilisiert für die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Dazu kommen Initiativen wie der 'Girls' Day' und 'Komm mach MINT!', die gezielt das Berufsspektrum von Mädchen erweitern und deren Chancen auf Führungspositionen verbessern. Seit 2017 unterstützt das Entgelttransparenzgesetz Frauen dabei, gleiche Bezahlung für vergleichbare Arbeit durchzusetzen. Diese Maßnahmen sind ein guter Start, aber es bleibt viel zu tun.

Ab 2024 wird ein neues Gesetz eingeführt, das bezahlten Urlaub für beide Elternteile vorsieht und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. Zudem können gezielte Weiterbildungsprogramme und Karriereentwicklungsmaßnahmen Frauen dabei unterstützen, auf der Karriereleiter aufzusteigen.

Gehaltsverhandlungen sind oft eine Herausforderung, besonders für Frauen. Hier ein paar Tipps, die dir helfen können, selbstbewusster und erfolgreicher zu verhandeln:

  • Bereite Dich gut vor: Recherchiere, was typische Gehälter in Deinem Bereich sind. Informationen sind Macht!

  • Sei selbstbewusst: Deine Arbeit hat ihren Wert. Trau Dich, diesen auch einzufordern.

  • Übe Deine Argumente: Nicht nur die Fakten zählen, auch wie Du sie präsentierst. Übe Deine Argumentation vorher.

  • Vermeide Relativierungen: Aussagen wie "Ich fühle" oder "Vielleicht könnte" schwächen Deine Position. Sei direkt und klar.

  • Setze realistische Ziele: Wisse, was Du willst und was realistisch erreichbar ist. Das gibt dir Verhandlungssicherheit.

  • Bereit sein, Kompromisse zu machen: Manchmal ist es sinnvoll, flexibel zu sein. Überlege Dir, welche anderen Vorteile (z.B. flexible Arbeitszeiten) Dir wichtig sind.

Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Gibt es Maßnahmen, die aus deiner Sicht besonders wirksam sind?

💡 Skills, die Arbeitgeber lieben! Warum diese digitalen Fähigkeiten 2024 unbedingt in Deinem Lebenslauf stehen müssen

💡 Wer braucht schon Anzüge? Warum Du Dich im Büro kleiden solltest, wie Du Dich fühlst

💡Mehr Gehalt mit einem Satz? Dieser Psycho-Hack macht's möglich!

💡Freundschaftsanfrage abgelehnt! Wie Du Deine Arbeitskollegen höflich auf Abstand hältst

💡So beginnst Du Deine Gehaltsverhandlung! Stelle diese Fragen – und verdiene mehr in Deinem Job

💡Sex im Büro: Kann ich dafür gekündigt werden?

💡Du möchtest Farbe bekennen? Deine Inspiration für das Coming-Out am Arbeitsplatz

Job & Karriere schreibt über Das Wichtigste zu den Themen Arbeit, Karriere & Kollegen

Täglich das Wichtigste zum Thema Job & Karriere. Folge dieser Seite und erhalte die wichtigsten Nachrichten zu Job- und Karriere-Themen in Deinem Stream. So sparst Du Dir die eigene Recherche und wirst stets kompakt an einer Stelle mit den wichtigsten Nachrichten versorgt. Du kannst Dir die Artikel zum späteren Lesen merken oder Deinen Kollegen per E-Mail oder XING Nachricht empfehlen. Die Auswahl der Online-Nachrichten wird auf Basis ihrer Popularität automatisch vorgenommen. XING ist für den Inhalt nicht verantwortlich und trifft mit dem Versand keine Bewertung oder Unterstützung für ggf. enthaltene Produkte, politische Parteien oder Firmen.

Artikelsammlung ansehen