Mehr „flexible Arbeitszeit“: Weil Jobsuchende in Zukunft auf Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben bestehen werden
XING News-Redakteurin Anika Gottschalk will einen guten Job als Mutter machen und trotzdem ihre Karriere vorantreiben. Flexible Arbeitszeiten sind für Frauen mit individuellen und komplexen Lebensformen Hauptkriterium für die Jobwahl und eine Chance, sie in den Arbeitsmarkt zu holen.
„Mir war es immer wichtig, beruflich meinen Weg zu gehen, eine gute Mutter zu sein, regelmäßig Sport zu treiben und eine gute Beziehung führen zu können. Viel. Ich weiß. Aber machbar mit dem richtigen Antrieb und dem richtigen Arbeitgeber. Ich kenne so viele Mütter, die sehr gut ausgebildet sind und dann der Familie zuliebe oder aufgrund anderer sozialer Verpflichtungen, wie die Pflege der Eltern, sich und ihre eigenen Bedürfnis und Pläne zurückstellen mussten, bis ein Wiedereinstieg in eine angemessene Position nicht mehr möglich war. Karteileiche im Fitnessstudio, Frust im Lebenslauf.
Häufig deswegen, weil es in vielen Unternehmen weder Teilzeit- noch andere flexible Arbeitsmodelle gab. Ich hatte in der Vergangenheit Glück, aber auch den Willen, Arbeitgeber und Teams zu finden, die mir in Bezug auf meine Arbeitszeitverteilung und Stundenregelung sehr entgegengekommen sind.
Bei der Jobsuche war mir immer wichtig, dass mein Arbeitgeber Teilzeitmodelle anbietet.Anika Gottschalk
Als alleinerziehende Mutter mit einem anspruchsvollen Job und einem Partner, der vorwiegend im Ausland arbeitet, führe ich eine abwechslungsreiches, aber auch planungsintensives Leben. Das funktioniert (auch nicht immer perfekt, aber überwiegend gut), weil ich seit 13 Jahren in Teilzeit arbeite (mitterweile vier Tage, stundenmäßig veteilt auf Montag bis Freitag) und zusätzlich die Möglichkeit habe, sehr viel aus dem Homeoffice arbeiten zu dürfen. In einem großartigen Team, das sehr flexibel und hybrid aufgestellt ist, in dem es feste Meetingzeiten gibt, in dem alle Kolleg·innen sehr eigenverantwortlich und dennoch hilfsbereit zusammenarbeiten.
Wenn ich einen wichtigen privaten Termin am Morgen habe oder unbedingt eine Yogastunde brauche, ist das möglich, weil ich die Zeit am Abend nacharbeiten kann. Wenn mein Sohn krank ist, kann ich Arzttermine mit ihm wahrnehmen mit dem guten Gefühl, später trotzdem mein Soll zu schaffen. Wenn ich meinen Freund im Ausland besuche, kann ich jährlich eine Worcation anmelden und mehrere Tage aus dem Ausland arbeiten. Ich weiß, dass das für viele (noch) ein Luxus ist. Vermute aber, dass sich hier viel tun wird, da Arbeitnehmende zunehmend im Vorteil sind und Unternehmen Wege finden müssen, um gute Leute an sich zu binden.“
💡⏳ Flexibles Arbeiten bedeutet mehr Freiheit, nicht mehr Freizeit
Laut forsa-Umfrage „Arbeitgeberwechsel 2023 – Deutschland“ achten Arbeitnehmende, die mit einem Stellenwechsel liebäugeln, seit der Pandemie bei Unternehmen verstärkt auf eine flexible Einstellung zur Arbeitszeit. Für zwei Drittel der Befragten, 66 Prozent, ist die Möglichkeit der individuellen Zeiteinteilung ein Wechselgrund. Nur der Wunsch nach mehr Gehalt ist noch etwas populärer (67 Prozent).
Statt den Arbeitstag in einem Rutsch durchzuziehen, wollen viele Beschäftigte flexible Arbeitszeiten, die zu ihren Bedürfnissen passen und die gleichzeitig für Arbeitsentlastung sorgen. Dabei geht es um Zeit für Kindererziehung, für Notfälle wie Pflege der Angehörigen, für Hobbys, Freunde und auch darum, dass Beschäftigte langfristig, über mehrere Jahre, planen wollen.
Wenn Unternehmen vestehen, dass es um mehr Freiheit bei der Einteilung der Arbeitszeit und nicht um mehr Freizeit geht, können sie gerade in Zeiten von Fachkräftemangel punkten und sich von Mitbewerbern abheben. Auch eine hohe Fluktuation lässt sich mit flexiblen Modellen unterbinden. So führen HR-Verantwortliche die Bindungswilligkeit von Beschäftigten an ihr Unternehmen zurück auf eine hohe Zufriedenheit im Job (80 Prozent) und auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (71 Prozent, forsa-Studie im Auftrag von onlyfy by XING).
🧩 Diese sechs flexiblen Arbeitsmodelle solltest Du kennen:
Gleitzeit: Das Unternehmen bestimmt Rahmen- und Kernarbeitszeiten. Diese Zeiten regeln, wann Du frühestens mit der Arbeit beginnen und bis wann der Arbeitstag spätestens dauern kann. Innerhalb dessen bist Du flexibel. Ein Arbeitszeitkonto verzeichnet bei Gleitzeit die genauen Zeiten.
Teilzeitarbeit: Per Definition ist ein·e Arbeitnehmer·in teilzeitbeschäftigt, dessen regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer ist als die eines vergleichbaren vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmenden. Da Du hier unter der üblichen Wochenarbeitszeit arbeitest, ist eine individuelle Gestaltung möglich. Die vereinbarte Arbeitszeit kann sich auf die gesamte Woche verteilen oder auf bestimmte Tage. So kann beispielsweise täglich gearbeitet werden, dafür aber nur vormittags oder zwei oder drei Tage die Woche ganztägig.
Homeoffice: Dieses Modell ermöglicht Dir, einen Teil der Arbeit außerhalb des Büros zu erledigen. Die genaue Regelung triffst Du mit Deinem·r Arbeitgeber·in. Möglich ist beispielsweise, dass Du zwei Tage in der Woche von zu Hause aus und den Rest im Büro arbeitest. Dies hängt häufig von der Art der anstehenden Aufgaben und dem Team ab.
Jobsharing: Dieses Modell gibt es in unterschiedlichen Varianten. Zwei oder mehrere Mitarbeiter·innen teilen sich einen einzelnen Arbeitsplatz. So können beispielsweise zwei Arbeitnehmer·innen jeweils exakt die Hälfte der Stunden arbeiten. Teilst Du Dir mit jemandem alle Aufgaben zu gleichen Teilen unabhängig voneinander, spricht man von Jobsplitting. Das Ganze gilt übrigens auch für Führungskräfte: Jobsharing heißt dann Topsharing.
Vertrauensarbeitszeit: Der Name ist Programm – dieses Arbeitszeitmodell basiert auf reinem Vertrauen Dir gegenüber. Es gibt bei Vertrauensarbeitszeit keine festgelegten Zeiten, an denen Du am Arbeitsplatz anwesend sein musst. Stattdessen legt das Unternehmen konkrete Ziele und Aufgaben fest, deren Ergebnisse Du und Dein Team bis zu einer bestimmten Deadline erbringen müssen.
Jahresarbeitszeit: Dieses Modell eignet sich nicht für alle Jobs. Jahresarbeitszeit ermöglicht es, die Arbeitszeit innerhalb eines Jahres beispielsweise nach Saison unterschiedlich zu gestalten. In Hochlastphasen liegt die Arbeitszeit über der durchschnittlichen Sollarbeitszeit. In Niedriglastphasen wird weniger gearbeitet. Im Laufe des Jahres sollten sich diese Unterschiede ausgleichen, was in der Regel durch ein Jahresarbeitszeitkonto ausgewiesen wird.
🔎 Job mit mehr Raum für individuelle Zeiteinteilung gesucht?
Bei Deiner Jobsuche mit XING Jobs hast Du die Möglichkeit, gezielt nach Stellenanzeigen von Unternehmen zu suchen, bei denen „flexible Arbeitszeiten“ angeboten werden. Nachdem Du Jobtitel oder Stichwort sowie den gewünschten Arbeitsort angegeben hast, klickst Du auf den Button „Suchen“.
Im Anschluss kannst Du unter dem Reiter „Arbeitsatmosphäre“ ein Häkchen beim Suchfilter „Flexible Arbeitszeiten“ setzen. Aktuell (Stand: Februar 2023) gibt es bei XING Jobs mehr als 16.000 Stellen für Freunde der flexiblen Zeiteinteilung.
Wie flexibel arbeitest Du, und hast Du in Deinem Job die optimalen Möglichkeiten? Wir freuen uns auf Deine Kommentare.
🔎 Jobsuche Plus: Was ist Dir im neuen Job wirklich wichtig?
📆 Ein Jahr Vier-Tage-Woche: „Als hätte es den Freitag als Arbeitstag nie gegeben"
🍏 Gesund im Büro: Geht Dein Unternehmen für Dich die Extrameile?
💬 Coaching: Der Job-Vorteil, der auch Deine Arbeitszufriedenheit steigern kann