Klimaschutzmaßnahmen in Unternehmen: Einsparpotenziale und Empfehlungen
Die Coronapandemie hat die Klimakrise zunächst in den Hintergrund rücken lassen – doch dann drängte sie mit Wucht – in Form von Überflutungen und Unwettern – wieder ins Bewusstsein. Die Zeit wird knapp, um die nötigen Weichen zu stellen, damit die Erderwärmung unter 1,5 Grad bleibt.
Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien verankern deutsche Unternehmen das Thema immer stärker in ihrem Kerngeschäft. Bei Öko-Pionieren stehen Klimaschutzmaßnahmen allerdings seit Beginn ihrer Geschäftstätigkeit im Fokus der Aktivitäten: „So werden seit jeher alle relevanten Unternehmensprozesse konsequent auf ihre Klimaverträglichkeit hin analysiert und ständig optimiert. Dabei steht für uns stets die Vermeidung von schädlichen Treibhausgasen an erster Stelle. Ihr folgt, wo möglich, die weitestgehende Reduzierung und – erst als letzter Schritt – die Kompensation unvermeidbarer Schadstoffemissionen durch den Ankauf von Emissionsminderungs-Zertifikaten aus ökologisch sinnvollen, validierten Klimaschutzprojekten“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht 2021/22 des ökologischen Onlineversenders memo.
Bei der Erstellung der eigenen Klimabilanz orientiert sich das Unternehmen an den Richtlinien des Greenhouse Gas Protocol sowie der ISO 14064. Im Fokus stehen zwei Kategorien: eine für Scope 1- und Scope 2-Emissionen sowie eine für Scope 3-Emissionen. Scope 1+2-Emissionen umfassen den Energieverbrauch durch Wärme- und Strombedarf für das Unternehmen, den Kraftstoffverbrauch des eigenen Fuhrparks durch Geschäftsreisen und den eigenen Papierverbrauch. Das Unternehmen ermittelt die Verbrauchsdaten und lässt sie sie durch renommierte Partnerunternehmen in Emissionswerte umrechnen.
Allgemeine Klimaschutzmaßnahmen und Einsparpotenziale für Unternehmen
Um die potenziellen Reduktionsziele zu erreichen, sollten Unternehmen effektive Einsparmaßnahmen ableiten. Empfehlenswert ist die Ausarbeitung eines Reduktionsplans mit konkreten Einsparmaßnahmen, durch die die Auswirkungen auf das Klima messbar verringert werden können und eine langfristige betriebliche Klimastrategie etabliert werden kann. Ergänzend zur Umsetzung von Einsparmaßnahmen kann die Emissionsbilanz durch hochwertige Klimaschutzzertifikate kompensiert werden. Im Folgenden werden wesentliche Reduktionspotentiale und Einsparmaßnahmen vorgestellt, durch welche betriebliche Treibhausgasemissionen reduziert werden können.
Kurzfristige Maßnahmen
Zeitschaltuhren für die Heizung in den Büro- und Gewerberäumen
Spritspartrainings für die Mitarbeiter können den Spritverbrauch um bis zu 10 % senken.
Kurz- bis mittelfristige Maßnahmen
Vollständige Umstellung auf Strom aus 100 % erneuerbaren Energien
Automatische Lichtabschaltung nach den Geschäftszeiten oder Steckerleisten mit An-/Aus-Funktion
Mitarbeitersensibilisierung bezüglich des konsequenten Abschaltens der Elektrogeräte
Geschäftsreisen: Ersatz von Kurzstreckenflügen durch die Bahn
Reiserichtlinien/Empfehlung z. B. Kurzstreckenflüge unter 800 km sollten vermieden werden
Vermehrter Einsatz von Videokonferenzen
Abwasser/Abfall: Trennsystem für Abfall auf allen Stockwerken
Reduzierung des Abfalls durch Einbindung von Recyclingprozessen
Mittel- bis langfristige Maßnahmen
Fahrzeugrichtlinie: Festlegung eines bestimmten Grenzwertes (g CO2e/km) bei der Anschaffung von Dienstwägen
Sukzessive Umstellung des Fuhrparks auf verbrauchsärmere Fahrzeuge oder Fahrzeuge mit alternativen Antriebssystemen (z. B. Elektroautos)
Umstellung des werksinternen Straßentransports auf E-Trucks und E-Gabelstapler
Anreize zur Bildung von Fahrgemeinschaften können beispielsweise die Schaffung von Fahrgemeinschaftsparkplätzen auf attraktiven Parklplatzflächen des Firmengeländes sein
Jobtickets für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
Angebot von E-Bikes und Fährrädern für Arbeitsweg
Einführung des Jobrad-Modells
Langfristige Maßnahmen
Effizienzberatung, evtl. in Verbindung mit einer Zertifizierung des Energiemanagements nach ISO 50001 und DIN 16247
Erhöhung Anteil des selbst erzeugten Stroms
Viele dieser Maßnahmen sind auch Bestandteile aktueller Studien und Erhebungen. So ging es in den Fragenbögen der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) u. a. um folgende Themen:
Zertifizierungen im Bereich Umwelt- und Energiemanagement
C02-Fußabdrücke
Ziele und geplanten -Maßnahmen der Unternehmen
Einsatz nachhaltiger Werkstoffe
Forschen an innovativen Materialien und Upcycling/Recycling
Herkunft der Waren
Durchführung regelmäßiger Emission-Tests
durchschnittliche Lebensdauer der Produkte
Investitionen in Klima-/Umweltschutz sowie in ein professionelles Nachhaltigkeitsmanagement.
Erstellen einer Umwelt-/Ökobilanz
Umfang und Genauigkeit der Datenerhebung für die Umweltbilanz sollte sich an der Relevanz der zu erwartenden Umweltauswirkungen, am Verbesserungspotenzial der zugehörigen Prozesse, an der Aussagekraft der Daten (Kennzahlenbildung) sowie an der wirtschaftlichen und technischen Realisierbarkeit der Datenerfassung orientieren. Für die Überprüfung einer konstanten Reduzierung der betrieblichen Treibhausgasemissionen bietet sich eine regelmäßige Wiederholung der Bilanzierung an. Damit ist ein Monitoring der Effizienz von Einsparmaßnahmen möglich und der Zielerreichungsgrad von betrieblichen Klimazielen kann verfolgt werden.
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CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage, Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2019.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.