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Gleiche Arbeit, schlechtere Chancen: Warum wird behinderten Menschen die Jobsuche so schwer gemacht?

© Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de
Aus dem Weg: In vielen Unternehmen fehlt das Bewusstsein für Barrierefreiheit.

Noch immer bestehen für behinderte Menschen große Herausforderungen bei der Jobsuche. Oftmals scheitert sie bereits an der Barrierefreiheit.

Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung ist in Deutschland doppelt so hoch wie die der Menschen ohne Behinderung. In seiner persönlichen Karriere als Bewerbungsschreibender hat Raul Krauthausen oft gehört, dass man ihn gern zum Gespräch einladen würde – aber im Unternehmen die rollstuhlgerechte Toilette fehle. „Das darf kein Grund sein, Menschen mit Behinderung nicht einzustellen“, betont der Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit. „Denn auch dafür existieren Lösungen. Es gibt Gelder von Integrationsämtern, die die Umbaumaßnahmen bezahlen. Das beginnt bei den vollautomatischen Türen, geht über absenkbare Tische, bis hin zu Spezialtastaturen am Computer. Alles ist möglich! Wenn die Person auf das Unternehmen passt und die Kompetenzen stimmen, dann wird der Arbeitsplatz entsprechend angepasst.“

Es gibt für alles eine Lösung, man muss nur kreativ sein.
Raul Krauthausen | Sozialhelden e.V.

Menschen mit Behinderung stoßen nach wie vor auf massive Herausforderungen bei der Jobsuche. Die größten Hürden sind laut Krauthausen fehlendes Wissen, beispielsweise welche Rechte ich als Person mit Behinderung habe, was ich beantragen muss, wenn ich in einen neuen Job starte, oder welche Unterstützung ich auf meinem Arbeitsplatz bekommen kann. Hinzu kommt die fehlende Barrierefreiheit in vielen Unternehmen. „Wenn es eine Stellenausschreibung gibt und jemand mit einer Behinderung auf die Ausschreibung passt, fehlt es dem jeweiligen Unternehmen oft an der Vorstellung und auch dem Willen, Arbeitsplätze anzupassen.“ Deswegen fordert Raul Krauthausen: „Insgesamt muss mehr Bewusstsein dafür herrschen, dass alle von Barrierefreiheit profitieren.“

Raul Krauthausen, 42, ist Gründer der Sozialhelden e.V. und Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit.

Wie behinderte Menschen ihre Arbeitssituation erleben

Ergebnisse einer von JOBinklusive durchgeführten Online-Umfrage unter Arbeitnehmer·innen mit Behinderungen zeigen, dass rund 47 Prozent der Befragten ihren Arbeitsalltag ohne besondere Unterstützung oder Anpassungen bestreiten.

44 Prozent bekommen in irgendeiner Form Unterstützung, 9 Prozent wissen nicht, ob sie Unterstützung bekommen. Für einen Großteil der Befragten wurde der Arbeitsplatz nicht angepasst.

Nur 6 Prozent der Befragten haben andere Aufgaben als ihre Kolleg·innen ohne Behinderung. Durch besondere Hilfsmittel (knapp 23 Prozent) und Umbaumaßnahmen (rund 23 Prozent) ist ein gemeinsames Arbeiten für Personen möglich, die eine Anpassung des Arbeitsplatzes benötigen.

Dennoch scheint es Probleme im Arbeitsalltag zu geben, denn rund ein Fünftel der Befragten fordert mehr Barrierefreiheit. Ein weiteres Fünftel wünscht sich mehr Verständnis. Außerdem werden Assistenz (9 Prozent), jemand, der oder die einem und dem Betrieb zur Seite steht (7 Prozent), mehr Pausen (5 Prozent) sowie ein Auto oder ein Fahrdienst (5 Prozent) etwa gleichermaßen oft als Unterstützung gefordert.

🔍 Barrierefreie Jobs finden

Bei Deiner Jobsuche mit XING Jobs hast Du die Möglichkeit, gezielt nach Stellenanzeigen von Unternehmen zu suchen, bei denen „Barrierefreiheit“ umgesetzt wurde. Dieses Kriterium ist für viele Menschen mit Behinderung bei der Jobsuche entscheidend. Aber auch für Jobwechsler·innen ohne Behinderung kann es wichtig sein, dass ein Unternehmen sich aktiv für Inklusion einsetzt.

Nachdem Du Jobtitel oder Stichwort sowie den gewünschten Arbeitsort angegeben hast, klickst Du auf den Button „Suchen“. Im Anschluss kannst Du unter dem Reiter „Arbeitsatmosphäre“ ein Häkchen beim Suchfilter „Barrierefreiheit“ setzen. Aktuell (Stand: Februar 2023) gibt es bei XING Jobs fast 39.000 barrierefreie Stellen zu entdecken.

Unterstützung, die Dir bei der Arbeit zustehen kann 

👫 Arbeitsassistenz

Eine Arbeitsassistenz übernimmt Tätigkeiten, die Du aufgrund Deiner Behinderung nicht selbstständig machen kannst. Typische Tätigkeiten für eine Arbeitsassistenz sind z.B.

  • Laptop ein- und ausschalten
  • Arbeitsplatz vorbereiten und aufräumen
  • Telefon anreichen
  • Türen öffnen
  • Mobilität sicherstellen

Deine Arbeitsassistenz kannst Du über ein persönliches Budget selbst organisieren oder sie wird anteilig durch Kolleg·innen übernommen. Wichtig dabei ist, mit den Verantwortlichen im Unternehmen zu klären, wie der Umgang mit der Assistenz aussehen sollte und welche Regelungen es für die Assistenzen gibt. 

💻 Technische Hilfen

Technische Hilfen gehören zur Arbeitsplatzausstattung und können je nach Behinderungen z.B. folgende Dinge sein:

  • Spezielle Tastaturen und Mäuse
  • Lesegerät
  • Feste oder mobile Rampen, um ins Unternehmen hereinzukommen oder Kund·innen und Klient·innen besuchen zu können
  • Software zum Vorlesen oder für eine Spracherkennung
  • Spezielle Laptops, sofern die vorhandenen nicht den Anforderungen entsprechen
  • Spezielle (Roll-)Stühle mit einer besonderen Ausstattung, die dem besseren Arbeiten dienen

🚧 Umbauten von Gebäuden

Barrierefreiheit ist eines der Grundkriterien, damit Inklusion gelingt. Für folgende Umbauten können Unternehmen finanzielle Förderung beantragen.

  • Um- oder Einbau eines barrierefreien WCs
  • Anbau eines Aufzugs/Treppenlift
  • Einbau von Rampen
  • Einbau von Türöffnern

❗Tipp: Einige dieser Umbaumaßnahmen können auch für Dich zu Hause in Frage kommen, um einen barrierefreien Weg zur Arbeit zu schaffen. ❗

📖 Weitere Informationen liest Du im Leitfaden für einen inklusiven Weg in die Arbeit von JOBinklusive.

Wie steht es um die Barrierefreiheit in Deinem Unternehmen? Diskutiere mit uns in den Kommentaren.

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