Jobsharing: Warum sich die Hälfte eines Jobs lohnen kann
Wer sich einen Job teilt, arbeitet effizienter und lebt entspannter – eine Win-Win-Formel für die Karriere. Von diesem Tandem-Paar aus der Luftfahrt-Branche kannst Du Dir sofort etwas abschauen.
In Zeiten, in denen die Arbeit zunehmend anspruchsvoller und die Work-Life-Balance immer schwieriger zu erreichen ist, suchen viele Arbeitnehmende nach neuen Modellen, die ihnen mehr Flexibilität und Freizeit bieten. Eine Option, die in diesem Zusammenhang immer öfter genannt wird, ist Jobsharing. Kathrin Gerauer und Katharina Brunneder sind diesem Trend zum Teilen gefolgt. Seit November 2022 sind sie „Job-Twins“ als Information Security Officers beim österreichischen Luftfahrtechnik-Unternehmen FACC.
„Wir teilen uns den Job 50/50. Kathrin hat zuvor allein auf dieser Stelle gearbeitet, aber schnell gemerkt, dass das nötige Pensum mit ihrer 20-Stunden-Stelle eigentlich nicht zu bewältigen war“, erklärt Katharina. Sie kam ein halbes Jahr nach Kathrin aus ihrer Elternzeit zurück und wollte ebenfalls auf 20-Stunden-Basis arbeiten.
„Die Idee, meine Stelle mit einem Tandem zu besetzten, kam von unseren Führungskräften“, erinnert sich Kathrin. „Dass unser Arbeitgeber uns diesen Schritt ermöglicht hat und wir so viel Unterstützung bekommen, gibt mir ein gutes Gefühl. Ich würde sagen, es steigert die Loyalität und das Vertrauen gegenüber der Firma.“
Wir sind gemeinsam viel kreativer und innovativer. Das motiviert uns beide extrem und macht Spaß.Katharina Brunneder & Kathrin Gerauer
Heute ist Kathrin vorrangig für Financial Security und Katharina für Supply-Chain-Security verantwortlich. Die Sicherheitskampagnen im Haus, die Durchführung von Schulungen und Workshops – das Tagesgeschäft der Informationssicherheit – machen sie gemeinsam. Die Vorteile liegen für die beiden auf der Hand: „Mit Kathrins Vorkenntnissen aus den Bereichen Finance und Controlling und meiner Expertise im Procurement, also der Beschaffungslogistik, ergänzen wir uns ideal“, sagt Katharina. „Es ist toll, zu wissen, dass wir einander in Krankheit und Urlauben vertreten können.“ So konnten die beiden vor einigen Wochen ein Projekt zum Abschluss bringen, obwohl Katharina sich um ihre kranken Kinder kümmern musste. „Dadurch, dass ich im gesamten Ablauf in Kopie mitbekommen hatte, mussten wir uns nur zehn Minuten telefonisch kurzschließen und ich konnte das Projekt an ihrer Stelle abwickeln“, sagt Kathrin.
„Wir beide empfinden die Arbeit als weniger stressig, weil vier Augen so viel mehr sehen als zwei“, ergänzt Kathrin. „Es fühlt sich effektiver an. Dazu kommen 200% Fachkompetenz – wir sind gemeinsam viel kreativer und innovativer. Das motiviert uns beide extrem und macht Spaß.“
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Jobsharing fördert Innovationskraft, Belastbarkeit und Agilität
Obwohl Jobsharing eine attraktive Lösung zu sein scheint, gibt es auch Stimmen, die die Umsetzbarkeit und Effektivität dieses Arbeitsmodells infrage stellen.
Svenja Christen, Gründerin und Geschäftsführerin von the jobsharing hub und PairToShare, macht immer noch die Erfahrung, dass Unternehmen skeptisch auf Jobsharing reagieren. Auf den ersten Blick verursache es Mehrkosten – weshalb Betriebe sich zunächst Fragen: Wo bleibt der Mehrwert? „Unsere Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass sich die Investition auch fürs Business lohnt – und das nicht nur wegen des Arbeitgebermarketings. Deshalb wollten wir wissen, ob das auch wissenschaftlich fundiert ist”, so die Gründerin und Mutter.
Der jobsharing hub hat Ende 2022 in Partnershaft mit TWISE und der Hochschule Heilbronn die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Befragung zum Thema „Produktivität im Jobsharing“ veröffentlicht. Das Ergebnis: Unternehmen profitieren enorm von dem Arbeitsmodell.
70 Prozent der Befragten beurteilen die Innovationskraft von Tandems als höher als die von Vollzeitkräften (28 Prozent: gleiche Innovationskraft).
64 Prozent finden Jobsharing-Tandems belastbarer (24 %: gleich belastbar) und 54 Prozent agiler (38 Prozent: gleich agil) als eine Einzelperson in Vollzeit.
Ganze 80 Prozent sprechen ihrem Tandem ein größeres Kompetenzspektrum zu.
Diese positive Beurteilung führt dazu, dass 90 Prozent der befragten Führungskräfte gerne wieder ein Tandem führen würden.
Welches Jobsharing-Modell passt zu Dir?
Beim Jobsharing sind verschiedene Zeitaufteilungen möglich, aber auch eine Aufteilung der Arbeitsschwerpunkte, wie bei Kathrin und Katharina. 50/50 bei einer Vollzeitstelle wäre nahliegend, ist aber nicht immer die realistische oder die beste Lösung. Je nach Aufteilung der Verantwortung gibt es 30/70, 40/60 oder 20/80-Tandems. Gerade bei arbeitsintensiven Positionen sind Aufteilungen von 60/60 oder 70/70 eine gute Lösung.
👭 Job-Pairing
Die Partner·innen stimmen Aufgaben untereinander ab. Sie teilen sich die Verantwortung für ihren Job und treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam.
🔝 Top-Sharing
Hier kommt die Lösung für anspruchsvolle Führungspositionen in reduzierter Arbeitszeit. Die Partner•innen teilen sich eine Führungsposition und verantworten gemeinsam strategische Entscheidungen sowie die Führung ihrer Mitarbeiter·innen.
👬🏾 Peertandems
In diesen Tandems arbeiten zwei Fachkräfte gemeinsam auf einer Stelle. Ein hohes Arbeitsvolumen oder eine breites Kompetenzspektrum kann durch zwei Expert·innen besser abgedeckt werden. Als Tandem können solche Schlüsselpositionen leichter zu besetzen sein.
⏭️ Succession Tandems
Hier geht es um die Übergabe einer Position oder Aufgabe, daher sind Succession Tandems zeitlich begrenzt. Ziel ist es, dass die gut eingearbeitete Nachwuchskraft am Ende die Position der seniorigen Kollegen übernimmt. Succession Tandems sind die ideale Nachfolgeplanung und unterstützen die Generationsvielfalt im Unternehmen.
👩🦽 🤵🏿♀️ 👵🏼 Diversity Tandem
Mitarbeiter·innen mit verschiedenen Gedanken, Kompetenzen und Hintergründen erzielen nachweisbar bessere Ergebnisse und stärken die Innovationskraft. Im Jobsharing bilden Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung, junge Väter und erfahrene Kolleginnen, Menschen mit und ohne Flucht- oder Migrationshintergrund intensive Berufsbeziehungen und wachsen so durch- und miteinander.
📋 FA-FÜ Tandem
In Fach-Führungstandems besetzt ein Tandem in jeweils 80-100 Prozent gleich zwei Positionen in Führungs- und auf Fachebene. Das beendet die fälschliche Annahme, dass Führungskräfte operativ und in ihren Führungs-Skills top sein müssen.
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