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Realitätsabgleich: Was, wenn der neue Job doch nicht der richtige ist?

Neuer Job, große Erwartungen – doch wie fühlt es sich nach 100 Tagen wirklich an? Mit diesen Fragen findest Du heraus, ob Du bleiben oder gehen solltest.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach etwa 100 Tagen im neuen Job ist der Zeitpunkt für ein Zwischenfazit gekommen.

  • Hierbei stellst Du Dir verschiedene Fragen, die dabei helfen, Deine aktuelle Zufriedenheit mit dem Job zu analyisieren.

  • Wichtig ist, dass Du dabei sowohl die sachliche als auch die emotionale Ebene einbeziehst.

Vermutlich bist Du mit großen Erwartungen in dieses neue Kapitel Deines Berufslebens gestartet und Dir wurden während des Bewerbungsprozesses viele Hoffnungen gemacht. Ebenso wie die Bewerber•innen, präsentieren sich schließlich auch die Unternehmen von ihrer besten Seite. Das bedeutet aber nicht, dass all diese Versprechungen in der Realität gehalten werden. Eine regelmäßige Bestandsaufnahme ist deshalb nicht nur zu Beginn einer Anstellung wichtig, um zu prüfen, ob der Job wirklich zu Dir passt.

Wann ist es an der Zeit für den Realitätsabgleich?

Meistens entwickelst Du schon nach wenigen Tagen ein Bauchgefühl, ob die neue Anstellung die richtige Entscheidung war. Trotzdem gilt es, sich in Geduld zu üben und langsam in dem neuen Umfeld anzukommen. Während des Onboardings bist Du schließlich noch nicht in Deinen endgültigen Aufgabenfeldern tätig oder hast noch nicht alle wichtigen Ansprechpartner•innen kennengelernt. Auch der Arbeitgeber sollte daher Zeit bekommen, um seine Versprechungen zu halten.

Als Faustregel gilt: Nach etwa 100 Tagen wird es Zeit für ein Zwischenfazit. Am besten trägst Du diesen Zeitpunkt direkt in Deinen Kalender ein. Wichtig ist nämlich, dass die Bestandsaufnahme noch während der Probezeit stattfindet.

Diese Fragen helfen Dir bei der Analyse

Dein Bauchgefühl ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Es sollte aber alleine keine Entscheidungsgrundlage sein. Stattdessen kannst Du mit gezielten Fragen herausfinden, warum Du das eine oder andere Bauchgefühl hast. Einerseits empfiehlt sich daher eine sachliche Analyse, zum Beispiel mit folgenden Fragen:

  • Welche Versprechungen hat der Arbeitgeber im Bewerbungsprozess gemacht?

  • Wurden diese Versprechen eingehalten?

  • Welche wurden nicht gehalten?

  • Könnte sich das in Zukunft noch ändern?

  • Was gefällt mir an der neuen Stelle?

  • Was gefällt mir nicht?

  • Welche Zukunftsperspektiven sehe ich in dem Unternehmen?

  • Fühle ich mich bereits gut integriert und warum (nicht)?

  • Kann ich mir vorstellen, hier noch viele Jahre zu arbeiten?

  • Gibt es irgendwelche Warnzeichen, zum Beispiel für eine schlechte wirtschaftliche Situation?

  • Wie sind die Zukunftsaussichten des Unternehmens?

Diese Liste an Fragen kannst Du gerne individuell ergänzen. Je nachdem, was Dir im Berufsleben wichtig ist, kannst Du sie zudem unterschiedlich gewichten. Manche Menschen legen schließlich mehr Wert auf ein gutes Gehalt, andere auf ein positives Arbeitsklima und wieder andere auf ihre Aufstiegschancen. Frag Dich also, was Deine individuellen Prioritäten sind.

Die emotionale Ebene nicht vergessen

Andererseits darfst Du die Gefühlsebene nicht vernachlässigen, denn auch eine logische Entscheidung kann Dich unglücklich machen. So mag es zwar sein, dass der Job auf dem Papier all Deine Kriterien erfüllt, Du aber trotzdem unzufrieden bist. Das kann verschiedene Gründe haben und auch diesen gilt es mit geeigneten Fragen auf den Grund zu gehen:

  • Wie fühle ich mich, wenn ich an den Job denke?

  • Worauf freue ich mich bei der Arbeit?

  • Was weckt schlechte Gefühle in mir?

  • Welche Gefühle sind das und woher kommen sie?

  • Was macht mir im neuen Job vielleicht Angst?

  • Fühle ich mich eher gefordert, überfordert oder gelangweilt?

Auch diese Liste kann um weitere Fragen ergänzt werden. Am besten schreibst Du sie auf und notierst daneben die Antworten. So kannst Du sie im nächsten Schritt optimal analysieren und den Ursachen für Dein gutes oder schlechtes Bauchgefühl auf den Grund gehen. Bestenfalls triffst Du daraufhin eine Entscheidung sowohl aus dem Bauch heraus als auch mit dem Verstand – sozusagen Hand in Hand.

Verstand und Bauchgefühl in Einklang bringen

Im Rahmen der Analyse sortierst Du Deine Antworten nach positiven und negativen Aussagen, sozusagen als Pro-Contra-Liste für den neuen Job. Dabei schreibst Du jene Dinge, die für Dich sehr relevant sind, weiter oben und die weniger wichtigen weiter unten auf. Schnell zeichnet sich dann ein erstes Bild ab, wie zufrieden Du wirklich mit dem neuen Job bist. Bestenfalls kommst Du zu dem Schluss, dass Du Dich rundum wohlfühlst und auch die logische Entscheidung für den aktuellen Arbeitgeber ausfällt. Solltest Du hingegen zu einem negativen Ergebnis kommen oder Dein Verstand und Dein Bauchgefühl sind sich nicht einig, steht eine andere Frage im Raum, nämlich wie Du diese Situation ändern kannst.

Was tun, wenn Du unzufrieden bist?

Eine Kündigung ist in der Probezeit zwar relativ einfach, könnte Dir aber wertvolle Chancen verbauen und ist deshalb stets die letzte Wahl. Erst einmal gilt es, das wahre Problem herauszufinden und zu adressieren. Angenommen, Du fühlst Dich von den Teamkolleg•innen nicht integriert, kannst Du dieses Problem vielleicht beim nächsten Meeting ansprechen oder Dir Deinerseits mehr Mühe geben, Deinen Platz im Team zu finden. Wenn Du gerne mehr Aufgaben übernehmen oder selbständiger arbeiten würdest, kann ein Vieraugengespräch mit Deiner Führungskraft helfen. Bist Du mit den Arbeitszeiten unzufrieden, kannst Du vielleicht beim nächsten Feedbackgespräch eine andere Regelung aushandeln, wenn Du einen positiven ersten Eindruck hinterlassen hast und der Arbeitgeber daran interessiert ist, Dich zu halten. Diese Beispiele zeigen, dass es wichtig ist, zuerst zu überlegen, ob und wie Du das Problem selbst lösen kannst. Gib dem Arbeitsumfeld anschließend ausreichend Zeit, um entsprechende Änderungen vorzunehmen. Ein Jobwechsel hat schließlich keine Eile.

Nach einem angemessenen Zeitraum, der je nach Problem länger oder kürzer sein kann, wird es Zeit für einen erneuten Realitätsabgleich. Nur, wenn es keine Lösug gibt oder diese trotz Deiner Bemühungen nicht gefunden wurde, kann die frühzeitige Kündigung die bessere Wahl sein. Bestenfalls kannst Du dann zuerst einen neuen Job ergattern, bevor Du diese einreichst, um einen sanften Übergang für Deinen Lebenslauf und für Dich selbst zu kreieren.

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Wirklich niemand muss in seinem Job unzufrieden sein, denn ich bin davon überzeugt, dass es für jeden den richtigen Platz gibt. Wenn Du Dich mit oder bei Deiner Arbeit nicht wohlfühlst, solltest Du unbedingt etwas ändern – entweder Deine Einstellung, Dein Verhalten oder letztendlich den Job. XING Insiderin Ragnhild Struss nennt 6 Anzeichen dafür, dass Du Deine Arbeit wechseln solltest.

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